Zwischen den Regalen – Felix Krebber
In Zwischen den Regalen kommen Nutzende der Deutschen Nationalbibliothek zu Wort. Sie kommen aus unterschiedlichen Gründen und aus unterschiedlichen Bereichen. Sie nutzen die Lesesäle in Leipzig und Frankfurt als Recherche, Arbeits- oder Lernort. Hier geben sie Einblicke in ihre Arbeit, stellen Projekte vor und erzählen ihre Geschichte. Heute: Felix Krebber.
Felix Krebber, vielleicht mögen Sie sich zu Beginn einmal kurz vorstellen!

Ich bin Kommunikations- und Staatswissenschaftler und beschäftige mich in der Forschung mit strategischer Kommunikation von Unternehmen. Ich habe mich während meiner Dissertation an der Universität Leipzig mit Partizipation in der Unternehmenskommunikation befasst – oft von der Leipziger DNB aus. Heute bin ich Professor für Unternehmenskommunikation an der Business School Pforzheim und – in Frankfurt lebend – arbeite ich mit der Frage, wie Unternehmen kommunikativ mit ihrer Unternehmensgeschichte umgehen. Und das oft aus dem Lesesaal der Frankfurter DNB.
Seit wann kennen Sie die DNB?
Mit der DNB verbinden mich inzwischen 13 gemeinsame Jahre. Erst in Leipzig und heute in Frankfurt. Was sich biografisch durch Zufall ergab, dass die Nationalbibliothek an beiden Standorten, an denen ich lebe, Häuser hat. Nach Frankfurt führte mich mein Weg in die Unternehmensberatung, in die ich nach der Dissertation eingestiegen bin. Das ‚Vorsingen‘ für meine heutige Professur habe ich in der DNB vorbereitet.
Sie arbeiten in Pforzheim, leben in Frankfurt. Warum kommen Sie in die DNB?
Weil es hier wirklich alles gibt, was ich an deutschsprachiger Literatur brauche und womit ich arbeite. Außerdem ist das Arbeitsklima in der Bibliothek sehr angenehm, sodass sie sich ideal für konzentriertes und ruhiges Arbeiten eignet. Ich komme vor allem zum Schreiben hierher, denn ich bin ein typischer „Bibliotheksschreiber“. Ich brauche dafür die Atmosphäre des gemeinsamen konzentrierten Arbeitens im Lesesaal. Dass viele Menschen gleichzeitig still und fokussiert an etwas arbeiten, empfinde ich als inspirierend.
Ich komme vor allem zum Schreiben hierher, denn ich bin ein typischer „Bibliotheksschreiber“.
Können Sie etwas über Ihren Lieblingsort im Lesesaal erzählen?
Der Ort, den ich auch für das Foto ausgewählt habe, ist ein wunderbarer Platz, um sich für eine Pause zurückzuziehen, in Ruhe die Tagespresse durchzublättern und dabei den Blick ins Grüne schweifen zu lassen. Gerade dieser Ausblick ist etwas ganz Besonderes – durch die großen Glasflächen hinaus ins Grün zu schauen, mitten in Frankfurt, das empfinde ich als großen Luxus. Auch die Spaziermöglichkeiten rund ums Haus sind ein Privileg: In der Mittagspause durch den Holzhausenpark zu schlendern oder über den Hauptfriedhof zu gehen, gibt mir die Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen und trotzdem konzentriert zu bleiben. Danach kann ich mit neuer Energie wieder ans Schreiben gehen. Das ist ein echter Standortvorteil dieser Bibliothek.


Wir haben den Ort jetzt nicht bebildert. Aber können Sie sich noch erinnern, wo Sie in Leipzig gearbeitet haben? Erinnern Sie sich an einen besonders, auch wenn es schon ein wenig her ist?
Je nach Situation habe ich die Lesesäle ganz unterschiedlich genutzt. Wenn ich absolute Ruhe für tiefe Konzentration brauchte, bin ich oft in den Musiklesesaal gegangen – dort herrscht tatsächlich fast völlige Stille. Sehr gerne mochte ich aber auch den Museumslesesaal mit seiner modernen Architektur. Und natürlich haben auch die historischen Lesesäle eine ganz besondere Atmosphäre: eine eigene Aura, eine Ausstrahlung, die jedes Mal aufs Neue beeindruckt.
Natürlich haben auch die historischen Lesesäle eine ganz besondere Atmosphäre: eine eigene Aura, eine Ausstrahlung, die jedes Mal aufs Neue beeindruckt.
Das ist wirklich etwas Besonderes, dass Sie tatsächlich beide Standorte kennen und sowohl in Leipzig schon gearbeitet haben als auch hier in Frankfurt. Sie haben erzählt, dass Sie auch beim Testen der Medienboxen mitgemacht haben. Wie wichtig ist es Ihnen, mitzuwirken als Nutzer in der Entwicklung der DNB? War das Zufall?
Erst mal finde ich es immer wichtig, dass Organisationen ihre verschiedenen Stakeholder einbeziehen. Das entspricht nicht nur meinem Forschungs- und Lehrgebiet, sondern ist auch etwas, das ich allen Organisationen empfehle. Deshalb habe ich die Initiative, die Nutzerinnen und Nutzer einzubeziehen, als sehr gelungen empfunden. Gerade die kleinen Anfangsprobleme bei der Orientierung zwischen den Segmenten wurden durch das Buchstabensystem sehr gut gelöst. Ein wenig vermisse ich allerdings die Gespräche mit Ihren sympathischen und immer hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen an der Medienausgabe – solche Begegnungen ergeben sich durch die Automatisierung leider seltener.
Ergeben sich Gespräche hin und wieder mit anderen Nutzenden?
Ja, es gibt eine kleine Community von Stammnutzern. Viele kennt man inzwischen seit Jahren, man freut sich, bekannte Gesichter zu sehen, und kommt immer wieder ins Gespräch – auch über Fächergrenzen hinweg. Das macht Bibliotheken für mich nicht nur zu Arbeitsorten, sondern auch zu sozialen Räumen und Orten der Begegnung.
Das macht Bibliotheken für mich nicht nur zu Arbeitsorten, sondern auch zu sozialen Räumen und Orten der Begegnung.
Woran arbeiten Sie aktuell?
Ich arbeite gerade an einem Fachzeitschriftenaufsatz, bei dem es um Ethikfragen in der Strategischen Geschichtskommunikation geht. Außerdem wartet über die vorlesungsfreie Zeit noch die Arbeit an zwei Buchkapiteln auf mich.

Welches Potenzial hat die Sammlung für Ihre Arbeit?
Ein enormes. Alle wichtigen deutschsprachigen Medien sind direkt verfügbar, was aufwendige Fernleihen überflüssig macht. Auch der schnelle Zugriff auf digitale Angebote ist ein großer Vorteil. Für mich bedeutet das eine enorme Arbeitserleichterung – und ich empfinde es als echtes Privileg, so nah an dieser Sammlung arbeiten zu können.
Gibt es noch etwas, was Sie gerne teilen möchten?
Vor allem die freundliche Atmosphäre – und dazu tragen die Mitarbeitenden im direkten Nutzer*innen-Kontakt entscheidend bei – von den Sicherheits-Leuten bis hin zum bibliothekarischen und technischen Personal. Das Haus vermittelt den Nutzenden das Gefühl, wirklich willkommen zu sein.






