„Fürchtet euch nicht …!“

29. Oktober 2025
von Armin Bernuth, Christine Hartmann

Vom 22. bis 24. Oktober 2025 war die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig zum ersten Mal Gastgeberin für die internationale Konferenz Zugang gestalten. Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe. Die 15. Ausgabe der Konferenz beschäftigte sich im Schwerpunkt mit dem Thema Künstliche Intelligenz und stand unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission. Etwa 300 Konferenzteilnehmende begrüßte die Bibliothek am Deutschen Platz. Unter dem Schwerpunktthema Künstliche Intelligenz traten u.a. Wissenschaftler*innen, Gründer*innen und Künstler*innen in den Diskurs über Künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit kulturellem Erbe.

Schwerpunkt KI

Von KI und Urheberrecht über KI-Kunst bis hin zu der Frage nach Manipulation & Authentizität lauschten die Gäste zahlreichen Vorträgen, Podien und Vorführungen. Immer im Fokus: Die Chancen und Risiken, die eine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz für die Kultur bietet – ein positiver Ausblick auf die rasanten Entwicklungen dieser Technologie ganz nach dem immer wieder zitierten Motto „Fürchtet euch nicht“.

Künstliche Intelligenz bestimmt seit einiger Zeit die gesellschaftliche, politische und rechtliche Debatte. Auch für den Zugang zum kulturellen Erbe stellen sich dadurch neue und grundlegende Fragen. In über 25 Vorträgen beleuchtete die internationale Konferenz zum Beispiel, ob und inwieweit digitalisierte Bestände des kulturellen Erbes als Trainingsdaten für KI-Modelle genutzt werden können, sollen, dürfen oder müssen – und von wem.

KI beeinflusst zudem die Erfassung, Erschließung, Katalogisierung und Auffindbarkeit von Beständen des kulturellen Erbes. Mit welchen Chancen und Risiken ist das verbunden? KI wirkt sich auf die Kunst aus und ermöglicht neue Produktionsprozesse. Was bedeutet das für die dauerhafte Archivierung solcher Werke? Und was bedeutet KI hinsichtlich ethischer Fragen im Bereich des kulturellen Erbes?

Darüber hinaus wurde diskutiert, welche Rolle Nachvollziehbarkeit und transparente Quellen in Zeiten spielen, in denen die Ergebnisse von Algorithmen kaum oder gar nicht nachvollziehbar sind. Was ist im Umgang mit sensiblen Daten zu beachten? Ändert sich die Rolle traditioneller Kulturerbe-Einrichtungen als Orte authentischer historischer Zeugnisse, wenn die Technik Manipulationen in bisher unbekanntem Ausmaß ermöglicht? Was passiert, wenn diese technischen Möglichkeiten instrumentalisiert werden, um Zeugnisse kulturellen Schaffens zu zensieren?

Das Abschlusspanel bündelte unter dem Titel „Authentizität, Manipulation und die Rolle der
Kulturerbe-Einrichtungen“ nochmals die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung beim Einsatz von KI, denn sie ermöglicht Manipulation in bisher ungeahntem Ausmaß. Dadurch ändert sich auch die
Bedeutung von Kulturerbe-Einrichtungen als die Orte, die originäre Quellen bewahren
und für deren Authentizität einstehen können.

Die Konferenz war auch in diesem Jahr für alle Interessierten kostenfrei zugänglich. Alle Vorträge von Zugang gestalten wurden aufgezeichnet sind über das Medienarchiv online verfügbar.

Rahmenprogramm

Begleitet wurde das umfangreiche Konferenz-Programm von Führungen durch die Deutsche Nationalbibliothek, Abendveranstaltungen im Stadtarchiv Leipzig und im Deutschen Buch- und Schriftmuseum sowie einem Markt der Möglichkeiten des XR Interaction Network. Auf diesem präsentierten Entwickler*innen aktuelle KI-Anwendungen für Forschungs- und Vermittlungskontexte. Interaktive Stationen standen zum Ausprobieren bereit und erlaubten Einblicke in die Potenziale und Grenzen der KI für den Zugang zum kulturellen Erbe. Einen kurzen Einblick in den Markt der Möglichkeiten bietet zudem dieser Film.

Zum Abendempfang am Mittwoch, den 22. Oktober fand im Stadtarchiv Leipzig zudem die Preisverleihung des Riegel – KulturBewahren statt. Seit 2016 würdigt die Auszeichnung Akteure und Projekte, die sich für die Bewahrung des Kulturerbes sowie für dessen Zugänglichkeit einsetzen. Dieses Jahr war die Konferenz „Zugang gestalten“ selbst Trägerin des mit 1.800 Euro dotierten Preises.

Und am Donnerstagabend, 23. Oktober, fand – passend zum Konferenzthema Künstliche Intelligenz – die Eröffnung der Ausstellung Forget it?! Zukünfte und Geschichten der Wissensspeicherung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum statt. Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Deutschen Literaturinstitut entstanden ist, gibt einen Einblick in aktuelle, aber auch historische Visionen von der Zukunft des Wissens und versteht sich als Brückenschlag zwischen Kultur und Technik, Zugleich appelliert sie an die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber dem kulturellen Erbe.

Vielen Dank, dass die Deutsche Nationalbibliothek in diesem Jahr Gastgeberin von Zugang gestalten sein durfte! Wir freuen uns bereits auf die 16. Konferenz im Oktober 2026 in Berlin.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Hansgeorg Schöner

Schreibe einen Kommentar

Kommentare werden erst veröffentlicht, nachdem sie von uns geprüft wurden.
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Über uns

Die Deutsche Nationalbibliothek ist die zentrale Archivbibliothek Deutschlands.

Wir sammeln, dokumentieren und archivieren alle Medienwerke, die seit 1913 in und über Deutschland oder in deutscher Sprache veröffentlicht werden.

Ob Bücher, Zeitschriften, CDs, Schallplatten, Karten oder Online-Publikationen – wir sammeln ohne Wertung, im Original und lückenlos.

Mehr auf dnb.de

Schlagwörter

Blog-Newsletter

In regelmäßigen Abständen erhalten Sie von uns ausgewählte Beiträge per E-Mail.

Mit dem Bestellen unseres Blog-Newsletters erkennen Sie unsere Datenschutzerklärung an.

  • ISSN 2751-3238