Das Militär und die deutsche Sprache

8. Januar 2025
von Linus Hartmann-Enke

Neulich erst lag auf meinem Tisch die Konferenzschrift „Der Geist von Potsdam. Preußisches Militär als Tradition und Erbe“ (https://d-nb.info/1324071761). Der Titel machte mich nachdenklich und ich erinnerte mich an eine Konversation, bei der ich verwundert von den Gesprächsteilnehmenden auf meinen Satz „Kein Plan überlebt Feindkontakt“ angesprochen wurde. Wir Menschen tendieren dazu, alltägliche Dinge als gegeben hinzunehmen. Das reicht von den fliegenden Stahlmonstern im Himmel über die technologischen Kommunikationsmeisterwerke in unseren Hosentaschen hin zur lebendig benutzten Sprache. Letzteres ist immer wieder Gegenstand heftigster Diskussionen eines vermeintlichen Kulturkampfes, bei dem Einige absurderweise denken, den fortwährenden Wandel von Sprache aufhalten zu können. Allerdings ist dieser Wandel ein langsamer, mehrere Generationen umfassender Prozess, der nicht nur dicke Luft erzeugt, sondern auch die Grenzen auslotet und schließlich neue Sprachgebräuche etabliert. Diese stammen aus den Lebenswelten und –erfahrungen der besagten Generationen.

Der deutsche Militarismus ist zwar historisch gesehen kein Einzelfall, jedoch für die deutsche Gesellschaft und damit auch die deutsche Sprache ein (bis heute) prägender Faktor, wie die obige Publikation thematisiert. Da eine Reflexion über militärische Begriffe im Alltag nur in der bewussteren Verwendung im Sprachgebrauch münden kann, möchte ich mit folgender Liste unterstützen. Ich vermute, dass sie nicht vollständig ist und bei einigen Einträgen bestimmt Zweifel bestehen. Anfangen muss man aber irgendwo.1

Wort / RedewendungAlltagssprachliche Verwendung(vermutete) Herkunft
08/15gewöhnlich, nichts BesonderesZur Zeit des Ersten Weltkriegs war das Maschinengewehr 08 des Jahrgangs 1915 Standard und wurde auch für eintönige (gewöhnliche) Übungen verwendet.
Abmarsch!Eine Person oder Gruppe in Bewegung setzen. Signal an andere, loszugehen.Ein Abmarschbefehl für Soldaten.
sich vom Acker machenVerschwinden, abhauenHerkunft nicht zweifelsfrei belegt. Möglicherweise, weil das Übungsgelände „Acker“ genannt wurde. Ein Soldat hat sich vom Acker gemacht um sich vor Übungen zu drücken. Könnte allerdings auch von Bauern stammen, die nicht wollten, dass man ihren Acker betritt.
Alarm schlagenein Notsignal absetzen, öffentlich auf eine Bedrohung hinweisenEntlehnung des italienischen „allarme“ im 15. Jhd. ins Deutsche. Militärischer Weckruf „all’arme!“ (Zu den Waffen!).
etwas in Angriff nehmendamit anfangen, etwas zu tun; zum Beispiel ein Vorhaben in die Tat umsetzenAngriff als aktive aggressive Konfrontation mit dem Feind.
Ich versteh nur Bahnhofetwas nicht verstehenFür Soldaten im Ersten Weltkrieg war der Bahnhof das Symbol des Heimaturlaubes oder der Heimkehr.
letzte Bastionz.B. Bastion des Friedens. Feste Einrichtung für oder gegen etwasVorgezogener Verteidigungspunkt einer Festung.
Berserkerbrutaler oder ungestümer Mensch ohne RücksichtKrieger, der ohne Schmerzempfinden im Wahn kämpft.
BlockbusterKinofilm (oder anderes Medium), der massive Einnahmen generiert und von einem Millionenpublikum konsumiert wirdDie Bezeichnung wurde ursprünglich für eine Fliegerbombe (Luftmine) im Zweiten Weltkrieg verwendet, mit der ein gesamter Wohnblock zerstört werden konnte
am Boden zerstört seinaufgrund eines Misserfolges oder Schicksalsschlages niedergeschlagen und sehr traurig seinSeit dem 1. Weltkrieg las man in den Medien Meldungen über Verluste an Flugzeugen. Die immer gleiche Formulierung lautete „soundsoviele in der Luft, soundsoviele am Boden zerstört.“
mit Fragen bombardiert werdenMit sehr vielen Fragen konfrontiert werden.Als Bombardement bezeichnet man jeden kriegerischen Akt, bei dem Bomben eingesetzt werden.
eine Bombe hat eingeschlagenEin Raum, der vor lauter Unordnung wie die Verwüstung eines Bombeneinschlags aussiehtExplosion einer Bombe.
Bombensicherohne jeden Zweifel, todsicherDie Festigkeit eines Luftschutzbunkers.
Bombenwetter / -stimmungbesonders schönes Wetter, besonders gute LauneIm zweiten Weltkrieg flogen die Piloten Bombenangriffe auf feindliche Städte, meist in wolkenlosen, sternenklaren Nächten, um das Ziel besser sehen zu können. Dadurch bekam der Begriff Bombenwetter eine negative Bedeutung.
für jemanden in die Bresche springenBeistand leisten, in einer kritischen Situation für jemanden einspringen / helfenIhren Ursprung hat die Redewendung in der mittelalterlichen Kriegsführung. Wer eine Burg oder eine Stadt erobern wollte, musste zunächst die hohen Befestigungsanlagen überwinden. Eine Strategie war, Löcher – französisch „la breche“ – in die Mauer zu schlagen. Die besonders Mutigen sprangen gleich hinein.
Dauerfeueranhaltende kritische Äußerungen jemandem gegenüberAnhaltender Beschuss von Artillerie.
in Deckung gehensich bei drohender Gefahr hinter einen Gegenstand oder Bauwerk stellenDem Beschuss durch Kugeln oder Bomben durch den Schutz von Gegenständen oder Bauwerken entgehen.
ins Fadenkreuz nehmenin den besonderen Fokus von jemandem genommen werden, etwa von polizeilichen ErmittlernDas Fadenkreuz hilft Scharfschützen bei der genauen Positionierung eines Schusses.
weiße FlaggeaufgebenDie weiße Flagge wurde schon in der Antike als Symbol einer Aufgabe benutzt. Soldaten können mit dieser zeigen, dass die Gegenwehr ausbleibt und sie sich ergeben möchten.
das Feld räumenjemand Anderem den Platz überlassenDas Schlachtfeld wird bei der Kapitulation oder dem Rückzug geräumt.
Feuer Frei!etwas beginnen, anfangenSchießbefehl.
die Flinte ins Korn werfenaufgeben nach anfänglichen VersuchenDie Schweden brachten diesen Begriff mit, da Feuersteinschlossgewehre als „Flinte“ bezeichnet wurden. Im militärischen Sinne ist damit die Desertion bzw. Fahnenflucht gemeint.
an vorderster Front (kämpfen)jemanden, der in einem Konflikt eine zentrale Rolle einnimmtDie vorderste Front ist die vorderste Linie, an der im Krieg gekämpft wird.
Fronten wechselnsich auf die Seite der vormaligen Gegener stellen, überlaufenDie Front ist der Punkt des Zusammenstoßes zweier gegnerischer Truppen.
im Eifer des Gefechts vergessenetwas aufgrund von einer hektischen und unübersichtlichen Situation vergessenGefecht meint einen bewaffneten Zusammenstoß von feindlichen militärischen Bodentruppen, ist meist von kurzer Dauer.
für alle Fälle gerüstet seingut vorbereitet sein für verschiedene SituationenWenn ein Ritter in den Kampf zog, legte er die vollständige Rüstung an.
schwere Geschütze auffahrensich jemandem heftig entgegenstellen, gewichtige (Gegen-)Argumente voranbringenSchweres Geschütz meint schwere nicht zum Handgebrauch geeignete Waffen, z.B. Kanonen, Haubitzen, Granatwerfer.
Gewehr bei Fußstets bereit sein; auf den Anfang wartenEin Kommando im Rahmen der Vorbereitung zum Schießen.
Grabenkämpfeverbissene Auseinandersetzungen in einem andauernden zwischenmenschlichen KonfliktDer Begriff kam um 1915 unter dem Eindruck des Stellungskriegs auf. Meint einen Kampf innerhalb des oft sehr unübersichtlichen Labyrinths der Schützengräben.
ins Gras beißensterbenSchon bei Homer bissen die Soldaten ins Gras, um den Schmerz besser aushalten zu können.
die Grenzen auslotenEr bedeutet heute, dass man prüft, wie weit man mit seinem Verhalten beim Gegenüber gehen kann.Der Ausdruck kommt allerdings aus der Marine, denn früher wurde die Wassertiefe mit einem Lot gemessen. Dazu kamen Bleigewichte an einer robusten Schnur zum Einsatz, das Senklot.
die Hammelbeine langziehenjemanden zurechtweisenAus dem Soldatenjargon in Bezug auf den scharfen Ton eines Vorgesetzten gegenüber seinen Soldaten.
voll wie eine Haubitze seinstark betrunkenEine Haubitze ist ein Artilleriegeschütz zum indirekten sowie direkten Beschuss auf große Entfernung.
ins Hintertreffen gerateneinen Nachteil erhalten, eine ungünstige Position erhalten„Hintertreffen“ wurden seit der frühen Neuzeit die hinteren Reihen bei der Schlachtaufstellung bezeichnet. Diese am Kampf oft unbeteiligten Reservetruppen hatten keinen Anspruch auf Kriegsbeute.
ganz anderes Kaliberein anderes Format haben, besondere Eigenschaften habenVerschiedene Waffengattungen haben verschiedene Kalibergrößen.
KamikazeaktionUnternehmung, bei der jemand sehr viel aufs Spiel setzt, sich in Gefahr bringtSelbstopfereinsätze japanischer Piloten gegen Schiffe der United States Navy, Royal Navy und Royal Australian Navy während der letzten Kriegsjahre 1944 und 1945.
mit Kanonen auf Spatzen schießenmassive Überreaktion, unverhältnismäßig großer Einsatz (von Mitteln) zur Erreichung eines ZielsAus der Zeit der Kriege mit Pferden und Kanonen. Pferde konnten Kanonen nichts entgegen setzen.
aufs Korn nehmen⟨jmd. nimmt jmdn., etw. aufs Korn⟩ sich (in kritischer Absicht) satirisch, humorvoll mit jmdm., etw. ⟨jmd. nimmt jmdn., etw. aufs Korn⟩ in einer bestimmten Absicht gezielt die Aufmerksamkeit auf jmdn., etw. richtenDie Kimme, eine V-förmige Aussparung am vorderen Teil eines Pistolen- oder Gewehrlaufs, und das Korn, eine Erhöhung am Ende des Laufs, sind Teile der Zielvorrichtung einer Schusswaffe. Zum Anvisieren richtet der Schütze das Korn auf das Ziel aus, wobei Kimme und Korn eine Linie bilden müssen.
Kraftprotzein muskulöser, stark durchtrainierter MenschArtilleristen, die durch die schwere Arbeit mit der Geschützmunition muskulös wurden
ins Kreuzfeuer gelangenaus unterschiedlichen Richtungen Argumente bekommen, ins Kreuzverhör gelangenin den sich überlappenden Wirkungsbereich von verschiedenen bzw. unterschiedlichen Waffen zu geraten
Krieg gegen DrogenMaßnahmen gegen das gesellschaftliche DrogenproblemKrieg als Form menschlicher und gesellschaftlicher Konfliktaustragung.
Kriegsbeil begrabenEinen Konflikt beendenBei den amerikanischen Urweinwohnern benutzte Streitaxt, um den Kriegszustand zu symbolisieren.
auf Kriegsfuß stehenMit einer Sache nicht gut können oder mit Etwas in Konflikt stehenWurde eine Armee auf Kriegsfuß gesetzt, wurde die Truppenstärke auf den erforderlichen Kriegsstand aufgestockt und mit der für die Kriegsführung erforderlichen Ausrüstung versehen. Die Stärke des Heeres oder einzelner Truppenteile wurde in Soldaten angegeben. Soldaten, die auf Kriegsfuß gesetzt waren, unterstanden ab sofort der Militärgerichtsbarkeit und erhielten für gewöhnlich die vollständige Feldverpflegung sowie mehr Sold.
Nebenkriegsschauplatzetwas von untergeordneter Bedeutung; ein weniger wichtiger Aspekt bzw. ein nicht zu dem Gesichtspunkt gehörender AspektOrt, an dem Kampfhandlungen stattfinden, die weniger wichtig sind als andere.
LageberichtBericht über eine SachlageLagebericht nennt man auch zusammenfassende, oft vertrauliche oder geheime Berichte an Führungspersonen von Militär oder Staat.
für jemanden eine Lanze brechenjemandem beistehen, sich für jemanden einsetzenUrsprünglich von den Rittertournieren, bei denen u.a. berittene Ritter mit Lanzen aufeinander losgingen. Dies geschah oft im Namen einer holden Dame.
Laufpassjemanden wegschicken, eine Beziehung beendenEinen Laufpass, auch Laufzettel, erhielten Soldaten im 18. Jahrhundert, wenn sie aus dem Militär entlassen wurden. Der Laufpass diente als Nachweis, dass der Inhaber kein Deserteur war.
Dicke Luftschlechte Stimmung zwischen mehreren ParteienWahrscheinlich kam die Bedeutung „bedrohliche Stimmung“ im Ersten Weltkrieg auf, wo dicke Luft bedeutete, dass die Luft mit Granatsplittern und feindlichen Geschossen durchsetzt war.
in die Luft gehensich über alle Maße aufregen, oftmals mit schreien verbunden.Bomben explodieren, gehen also in die Luft.
Lunte riechenJemand ist misstrauisch einer Situation oder Personen gegenüber und sucht nach dem Ursprung seines VerdachtsSchießpulver besteht aus Salpeter, fein gemahlener Kohle und Schwefel. War das Gemisch entzündet, verließ die Gewehrkugel nach der Explosion des Pulvers den Lauf der Waffe. Besonders feine Nasen rochen deshalb bereits das Abbrennen der Lunten, während weniger Vorsichtige im Pulverdampf tot zusammensanken.
den Marsch blaseneine meist widerspenstige Person zur Vernunft bringenDer Begriff stammt ursprünglich aus der Soldatensprache. Zum (Ab-)Marsch blasen war ein Trompetensignal zum Sammeln vor dem Abmarsch der Truppe. Wer ihm nicht folgte, musste mit schweren Konsequenzen rechnen.
in ein Minenfeld geratenIn einer Situation sein, in der ein falsches Wort eine (soziale) Katastrophe auslösen kann.Minenfelder werden zur Panzer- und Personenabwehr in Kriegs- oder Krisengebieten angelegt.
in die Offensive gehenDen ersten Schritt machen, meist auch ungestüm und vorpreschendDie Offensive ist ein koordinierter Angriff von Truppenverbänden oder einer Armee. Auch im Sport benutzt.
PappenheimerDie Pappenheimer kennen, heißt, von einer bestimmten Gruppe spezielle (meist negative) Fähigkeiten oder Taten erwartenDie Pappenheimer galten als besonders tapfere Regiments-Angehörige. Sie versicherten dem Herzog von Wallenstein trotz Landesverrats ihre Treue. Populär wurden sie durch Friedrich Schillers Drama „Wallensteins Tod“. Darin legte der Dichter dem Feldherrn Wallenstein das Zitat „Daran erkenn‘ ich meine Pappenheimer“ in den Mund.
Persilscheinentlastendes ZeugnisVom Waschmittel stammend. Menschen, die durch die alliierte Entnazifizierung „reingewaschen“ wurden.
etwas auf der Pfanne habenMenschen, die kompetent und leistungsfähig sindStammt von den Lunten- und Steinschlossgewehren, die auch im Dreißigjährigen Krieg eingesetzt wurden. Diese besaßen eine kleine Mulde – die Pfanne –, in die man das Zündpulver schüttete. Wer also „etwas auf der Pfanne“ hatte, konnte gleich losschießen
von der Pike aufetwas von Anfang an gelernt und bis zur Meisterschaft gelernt habenIm 17. Jahrhundert waren die einfachen Armeesöldner mit Piken ausgerüstet. Stiegen diese in höhere Ränge auf, hatten Sie das von der Pike auf gelernt.
wie aus der Pistole geschossenprompt, sofortEine Kugel tritt mit sehr hoher Geschwindigkeit aus dem Lauf einer Pistole aus.
verlorenen Posten steheneine nicht lösbare Aufgabe vor sich habenEine Gefechtsposition, die nicht mehr zu halten ist.
Pulver verschossenleer sein, keine Leistung mehr vollbringen könnenKein Schießpulver mehr für seine Feuerwaffe haben.
Pulverfassbrisante, gefährliche, spannungsreiche (politische) Lage/SituationFass zur Aufbewahrung und zum Transport von Schießpulver.
unter dem Radar fliegensich unaufällig verhaltenSo fliegen, dass der Militärradar einen nicht anzeigt.
die Reißleine zieheneine Situation nicht mehr hinnehmen, das Handeln verändernLuftfahrt: Fallschirmspringer zogen die Reißleine, damit der Fallschirm aufgeht.
am Riemen reißensich beherrschen, sich anstrengenSaß die Uniform der Soldaten und mit ihr der Gürtel – der „Riemen“ – beim Appell nicht korrekt, mussten sie sich „am Riemen reißen“. Sie mussten diesen also in die vorgeschriebene mittige Position bringen.
Revue passierenetwas Vergangenes in Erinnerung rufenTruppen Parade laufen lassen.
Rohrkrepierereine aussichtsreine Sache, die sich als Reinfall herausstelltEin Geschoss, welches im Rohr bereits detoniert.
den Rükzug antretenZugeständnisse machen, sich zurückziehen, aufgebenRückzug bezeichnet in der Militärtaktik, das Gebiet auf dem Kämpfe stattfinden, ganz oder stückweise zu verlassen. 
Schema Fschablonenhaft, unpersönlich, nach vorgegebenen MusterEin Berichtsformular beim deutschen Militär seit 1861 war mit „F“ (für „Frontrapport“) bezeichnet und hatte in immer der gleichen, genau vorgeschriebenen Weise Angaben über den Bestandsnachweis der vollen Kriegsstärke zu enthalten.
dann schieß mal loszu sprechen beginnen, zu rennen beginnenEine Waffe abfeuern.
etwas im Schilde führeneinen bösen Plan habenAm Schildwappen konnte die Herkunft des (ritterlichen) Trägers erkannt werden.
auf dem Schirm habenetw. registrieren, wahrnehmen; sich einer Sache, Angelegenheit o. Ä. bewusst sein; etw. planen, vorhabenAus der Radartechnologie der Luftfahrt.
Materialschlachtverschwenderischer Einsatz von Dingen, z.B. PapierBezeichnete ursprünglich im Ersten Weltkrieg eine Schlacht mit besonders starkem Einsatz von Kriegsmaterial wie schweren Waffen und Flugzeugen.
Schlachtplandie Entwicklung einer Strategie für ein VorhabenEin Schlachtplan bezeichnete einen taktischen Plan eines obersten militärischen Befehlshabers für eine bevorstehende Schlacht.
aus der Schusslinie geheneinem Gegenstand oder einer sozialen Situation aus dem Weg gehenVor einem Beschuss in Deckung gehen.
Alter Schwede!„alter Freund“, aber auch Ausdruck des Erstaunens bzw. der ÜberraschungNachklang des Dreißigjährigen Krieges, als schwedische Veteranen nicht zurück nach Schweden gingen, sondern Ausbilder der preußischen Armee wurden. Die waren besser ausgebildet und sehr geschätzt. Man nannte sie „alte Schweden“.
Spießbürgerengstirnige Person, die Konformität mit gesellschaftlichen Normen an den Tag legtÄrmere Bürger der mittelalterlichen Stadt, die mit Spieß und Pike bei der Stadtverteidigung halfen.
SpießrutenlaufSituation, in der mit der Feindseligkeit mehrerer Personen umgegangen werden mussMilitärische Körperstrafe, bei der der Verurteilte durch eine Gasse mehrerer Dutzend oder Hundert Soldaten gehen musste und von jedem einen Stockschlag erhielt
jemanden bei der Stange haltenjemandem treu bleibenIn der Barockzeit wurden prächtige Standarten getragen, vereinfacht gesprochen waren das Stangen mit aufwendig gefertigten Fahnen, den Feldzeichen, die oft goldbestickt waren. Diese Standarten sind die Grundlage der Redewendung „jemanden bei der Stange halten“. Das bedeutet dafür zu sorgen, dass sich eine Person über einen längeren Zeitraum hinweg – auch unter schwierigeren Bedingungen – für  etwas engagiert, mitarbeitet bzw. begeistert.
sich aus dem Staub machenheimlich verschwinden, die Fliege machen„Sich aus dem Staub machen“ kommt aus jener Zeit der Kriegsführung, in der militärische Schlachten im Getümmel ihren Verlauf nahmen. Dabei wirbelten die Soldaten viel Staub auf, und jene, die an ihrem Leben hingen, konnten deshalb unbemerkt verschwinden und „sich aus dem Staub machen“. Das Verweigern der Soldatenpflicht – die Fahnenflucht – war natürlich bereits damals verboten. Der Ausdruck hat sich bis in die Gegenwart gehalten.
Stealth Modussich unaufällig verhalten, unsichtbar seinTarnkappenbomber mit spezieller Verschleierungstechnologie.
die Stellung haltenan Ort und Stelle bleiben, i.d.r. bis jemand zurückkommtDie Stellung ist im Militärwesen der selbstgewählte Aufenthaltsort von Kampfverbänden oder Teilen derer während eines Gefechts.
Tollpatschungeschickte PersonDer Tollpatsch hieß im 17. Jahrhundert noch Tolbatz und bezeichnete ungarische Fußsoldaten. Der Wortursprung talpas – was so viel heißt wie breitsohlig – verweist auf das Fußkleid der ungarischen Infanteristen: Diese trugen anstelle von festen Schuhen mit Schnüren befestigte Sohlen. Im Österreichischen wurde das Wort zu einer Spottbezeichnung.
TrenchcoatBekleidungsstückwörtlich: Schützengrabenmantel
auf Tuchfühlung gehenintensive Annäherung zwischen MenschenBeim Antreten stehen Soldaten oft so dicht nebeneinander, dass der Stoff (bzw. das Tuch) der Uniform das Tuch des Nebenmanns berührt. 
verfranzensich verlaufen, verirrensich verfliegen, abgeleitet vom Eigennamen Franz als einer scherzhaften Bezeichnung für den Beobachter (Navigator) in (zuerst zweisitzigen) Flugzeugen.
verschanzensich in einer schützenden Struktur für längere Zeit aufhaltenVon Schanze, militärische Befestigungsanlage.
jmd. ins Visier nehmensich auf eine Person fokussieren, meist mit niederen AbsichtenVisier ist die Zielvorrichtung an Waffen.
auf Vordermann bringenjemanden oder etwas in Ordnung bringen.Rekruten, die sich ordentlich aufstellten, mussten exakt in einer Linie mit den Soldaten vor ihnen stehen – falls nicht, brachte sie der Ausbilder auf Vordermann.
die Waffen streckenangesichts von (sich ankündigenden) Schwierigkeiten (von vornherein) kampflos bzw. nach kurzem Kampf aufgeben, resignierenKapitulieren.
die Werbetrommel rührengenereller Begriff für Werbung und Marketing. Meist auf bestimmte Vorhaben bezogen.Ursprünglich wurde mit der Werbetrommel im 17. Jahrhundert die Trommel bezeichnet, mit der Landsknechte für den Kriegsdienst angeworben wurden.
wummernBässe von Soundanlagen wummernGeschütze wummern in der Ferne.
ZielwasserAlkoholische Getränke.In der Soldatensprache alkoholische Getränke, die zur Treffsicherheit beitragen sollten.
  1. Die Definitionen sind teilweise von den lexikalischen Artikeln auf Wikipedia, dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache sowie dem Wiktionary entnommen. ↩︎

Linus Hartmann-Enke

Dr. Linus Hartmann-Enke ist stellvertretender Leiter und Referatsleiter Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:FORTEPAN / Wein Sarolta

Ein Kommentar zu „Das Militär und die deutsche Sprache“

  1. Madeleine Köchy sagt:

    Das ist ein sehr unterhaltsamer und interessanter Beitrag! Erstaunlich – viele dieser Redewendungen werden im Alltag verwendet, unwissend deren militärischer Herkunft. Die Liste lädt dazu ein ergänzt zu werden.

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  • ISSN 2751-3238