Ein Spaziergang im Nordend

Das Nordend gehört zu den schönsten Stadtteilen Frankfurts und es ist die Heimat der Deutschen Nationalbibliothek. Der Stadtteil ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete in Frankfurt. Statistisch betrachtet teilt er sich in Nordend-West und Nordend-Ost, gemeinsam bilden sie den Ortsbezirk Innenstadt III mit über 54000 Einwohner*innen.
Es grünt so grün …
Wenn Sie uns im Nordend besuchen, werden Sie überrascht sein, dass sich trotz Nachverdichtung und hoher Einwohnerzahl, das Nordend sehr grün präsentiert. Überall sind Bäume gepflanzt und kleine Grünflächen und Sitzbänke laden zum Pausieren ein.
Bethmannpark, Chinesischer Garten, Günthersburgpark, Wasserpark, sowie der Hauptfriedhof und der Alte Jüdische Friedhof bieten Entspannung im Trubel der Großstadt.
Start: Eschenheimer Turm

Wir starten unseren Spaziergang am Eschenheimer Turm. Er wurde 1400-1428 erbaut. Er gehörte zur Wallanlage und wurde früher als Gefängnis genutzt. Das Gebäude ist Teil des Eschenheimer-Tor-Komplexes. Die Wallanlage hatte Ende des 18. Jahrhunderts ihre militärische Bedeutung verloren. 1802 wurde deshalb durch den Rat der Stadt beschlossen, die Wallanlage und deren Türme abzubauen. Was von 1806-1818 durchgeführt wurde. Das Eschenheimer Tor ist das einzige bis heute erhaltene Stadttor von ehemals 5.
Um die Wetterfahne des Eschenheimer Turms rankt sich die Sage „Der Neuner in der Wetterfahne„. Im 16. Jahrhundert soll der Wilddieb Heinz Winkelsee wegen Wilderei zum Tode verurteilt worden sein und bis zur Vollstreckung des Urteils 9 Tage im Turm inhaftiert gewesen sein. Dem Rat der Stadt schlug er folgenden Handel vor : Seine Freiheit gegen 9 Schuss aus seiner Waffe für 9 Löcher in der Fahne, die dann eine 9 zeichnen soll, symbolisch für die 9 Tage und 9 Nächte im Kerker. Der Rat stimmte zu. Ihm gelang das Meisterstück und er wurde begnadigt. Die Fahne ist leider nicht im Original erhalten geblieben, aber in Anlehnung an die Sage weist auch die erneuerte Fahne immer noch 9 „Einschusslöcher“ in Form einer 9 aus.
Das maurische Haus

Biegen Sie zu Beginn des Oeder Wegs rechts ab, dann treffen Sie nach wenigen Metern auf das maurische Haus. Es wurde 1856/57 für einen Maurermeister erbaut. Wollte er damit zeigen, wieviel Kunst in seinem Handwerk steckt? Oder war er romantisch veranlagt? So genau ist das nicht überliefert. Heute ist es denkmalgeschützt und selbst im Nordend mit seinen zahlreichen denkmalgeschützten Häusern aus der Zeit des Klassizismus, ein ungewöhnlicher Anblick.
Der Oeder-Weg – shoppen und einkehren
Der Oeder Weg spiegelt die multikulturelle Vielfalt Frankfurts aufs Beste wieder. Bei gutem Wetter sitzt man draußen und bis auf wenige Ausnahmen bedeutet das, man sitzt an Tischen auf dem Gehweg oder auf der verkehrsberuhigten Straße. Eine für Besucher aus anderen Regionen Deutschlands gewöhnungsbedürftige Lösung, die aber in einer Stadt mit wenig Raum und hohen Mietkosten Sinn macht. Wer nur ein bisschen Bummeln möchte, kommt bei den Einzelhändler*innen auf seine Kosten.
Noch ein Tipp: Es lohnt sich auch bei mehr Zeit auch in die Seitenstraßen zu wandern. Hier finden sich weitere Beispiele für Architektur, sowie kleine Geschäfte und Cafès.
Das Holzhausentor

Auf dem Weg finden Sie das Holzhausen-Tor, das auf den ersten Blick Rätsel aufgibt, denn dahinter verbirgt sich nur eine kleine Grünfläche mit Bänken. Die Erklärung: Als die Patrizierfamilie Holzhausen von 1727-1729 das Schloss und den dazugehörenden Park anlegen ließ, bildete dieses Tor den Eingang zu dem damals weitläufigen Park. Das Tor blieb als Denkmal erhalten und gibt den Blick frei auf die Allee, die zum Holzhausenschlösschen führt.
Das Holzhausenschlösschen

Mitten in der Großstadt steht man plötzlich vor einem Wasserschloss.
Während an anderen Orten Landesfürsten oder Könige prachtvoll gebaut haben, zeichnen in Frankfurt reiche Patrizierfamilien für üppige Bauten und großzügige Parks verantwortlich. Aber auch Stiftungen wurden von ihnen gegründet. Der kulturelle und architektonische Reichtum der Stadt Frankfurt begründet sich folglich in seinen Bürgern – ein republikanischer Gedanke und gelebte Demokratie.
Im Gebäude befindet sich heute die Frankfurter Bürgerstiftung. Das Kulturzentrum wurde 1989 von Frankfurter Bürgern und Institutionen gegründet. Es wird ein Programm für große und kleine Gäste geboten.
Das Ziel: Die Deutsche Nationalbibliothek
Der Oeder Weg mündet in die Eschenheimer Landstraße. Damit trennen Sie nur noch wenige Meter von unserem Haus. Die Bibliothek bietet Führungen, Lesungen und weitere Veranstaltungen an. Aktuelle Angaben zu Öffnungszeiten und zur Anfahrt mit dem Auto finden Sie auf unserer Homepage. Im Veranstaltungskalender sind detaillierte Informationen zu Events und Bibliotheks- und Museumsführungen gelistet.
Die DNB ist ein Archiv und das Lesen der Medien ist ausschließlich in unseren Lesesälen nach Anmeldung und Bestellung möglich. Wer gerne Bücher mit nach Hause nehmen will, der findet auf dem Oeder Weg, sowie in den Seitenstraßen mehrere Buchhandlungen und auch einen offenen Bücherschrank der Stadt Frankfurt.
Wollen Sie uns lieber direkt besuchen? Dann erreichen uns über den ÖPNV mit der U5 oder dem Bus 32, Haltestelle Deutsche Nationalbibliothek.

Mehr Nordend gefällig? Bitte gerne!
Haben Sie Lust auf mehr Nordend-Highlights, dann befindet sich schräg gegenüber der Hauptfriedhof mit vielen prominenten und interessanten Gräbern. Eine Oase der Stille, die uns zum Innehalten einlädt. Steht Ihnen der Sinn nach mehr Trubel, können Sie den Bus 36 Richtung Berger Straße nehmen und dort weitere Geschäfte, Restaurants Sehenswürdigkeiten und Parks entdecken.
Das Nordend mit der Deutschen Nationalbibliothek im Herzen bietet Ihnen ein Füllhorn an Möglichkeiten, um einen schönen Tag in Frankfurt zu verbringen. Kommen Sie vorbei, wir freuen uns auf Sie!

Christina Filbert
ist im Bereich Bestandsaufbau und Formalerschließung der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt tätig. Sie ist Bibliothekarin und Autorin.