„Fantasie beseelt die Luft“

17. Oktober 2025
von Elke Jost-Zell

Die Frankfurter Buchmesse 2025

Die Frankfurter Buchmesse 2025
Die Frankfurter Buchmesse 2025
Foto: DNB, Elke Jost-Zell

In diesem Oktober begrüßt die Frankfurter Buchmesse ihre Freund*innen und Besucher*innen mit milden Temperaturen und in stimmungsvollen Herbstfarben.

Das Motto „Fantasie beseelt die Luft“ des diesjährigen Gastlandes der Frankfurter Buchmesse, der Philippinen, stammt aus der Feder des Schriftstellers José Rizal und ist in seinem Roman Noli Me Tangere nachzulesen.

Die Philippinen bestehen aus 7641 Inseln im Pazifischen Ozean, von denen ca. 880 bewohnt sind, auf denen emsig gelesen und geschrieben wird. In dem spartanisch eingerichteten Gästepavillon erinnern wie Dschunken geformte Bauten voller Bücher an ozeanische Gefilde.

Gibt man im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek unter der Rubrik „Alles“ das Stichwort Philippinen ein, erhält man eine Auswahl an über 3100 Treffern. Zeit, sich mit einem Glas Tuba, dem philippinischen Nationalgetränk, das aus dem Blütenstand einer Kokospalme gewonnen wird, zurückzulehnen und sich die Vielfalt der Literatur anzuschauen. Nicht nur Medienwerke (Bücher, E-Books etc.) finden wir hier, sondern auch Normdatensätze der Gemeinsamen Normdatei, GND über Personen, Geografika, Werke, Körperschaften, Sachschlagwörter und Konferenzen, die einen Bezug zu dem südostasiatischen Inselstaat haben.

Wer sich nach dem Messebesuch und der Literaturrecherche zu weiterem Kulturaustausch angeregt fühlt, besuche den „Jeepney“, ein quietschbuntes philippinisches Gemeinschaftsfahrzeug, das auf dem Frankfurter Roßmarkt steht und zum Austausch und Gesprächen einlädt.

Philippinische Literatur im Gästepavillon
Philippinische Literatur im Gästepavillon
Foto: DNB, Elke Jost-Zell

Junges, buntes Lesen!

Romantasy, Dark Romance, New Adult – Leser*innen mit einer Vorliebe für die reich illuminierten Bände mit fantasievollem Buchschnitt finden auch in diesem Jahr verträumte Leseparadiese in einer eigenen Halle (1.2) der Buchmesse und bei Verlagen in Halle 3.

Wer heute Morgen das Feuilleton der FAZ gelesen hat, stolpert vielleicht über die Worte des Philosophen Theodor W. Adorno aus seinen nicht ganz taufrischen Bibliographischen Grillen (1959): „Bucheinbände sind, international, zur Reklame für das Buch geworden.“ Was heute niemanden mit den Schultern zucken läßt, wurde damals lamentiert – die Bücher sähen „nicht mehr aus wie Bücher. Ihre bebilderten Einbände, bunten Farben und modernen Formate zeugten von einem Verfall des Buches hin zur momentanen Konsumware“. Das Buch, so Adorno, mache sich „an den Leser heran.“ Was er wohl über moderne Marketingstrategien gedacht und über die farbenfrohen Romane gesagt hätte, geschweige denn über die Comics, Manga, Cosplay-Bücher, die sich mitsamt ihren schillernden Fans auf der Buchmesse tummeln?

Wie beliebt diese bebilderten Geschichten heute sind, zeigt unser Foto aus dem Vormagazin der DNB in Frankfurt recht anschaulich. Und auf der anderen Regalseite geht es weiter …

Comics und Mangas in Bearbeitung in der DNB Frankfurt
Comics und Mangas in Bearbeitung in der DNB Frankfurt
Foto: DNB, Elke Jost-Zell

Jubilare

Zwei Jubilare stechen heraus aus der wilden Menge erwähnenswerter Bücher und Menschen, um nicht zu sagen Büchermenschen, die den Messe- und Buchhandlungsbesucher*innen in diesem Jahr begegnen.

Die Literaturgemeinde feiert Thomas Manns 150. Geburtstag mit einem kleinen Feuerwerk an Büchern über ihn, sein Leben und Wirken, seine Familie und sein Exil. Über 160 neue Bücher erschienen allein in diesem Jahr – Neuauflagen seiner Werke, Biografien, wissenschaftliche Werke. Einige davon erzählen von dem langen Weg aus dem nationalsozialistischen Deutschland ab 1933 – aus dem heimischen München in die Emigration nach Sanary-sur-Mer an der südfranzösischen Mittelmeerküste bis nach Los Angeles im US-amerikanischen Kalifornien. Der Schriftsteller Florian Illies erzählt anrührend von dem Beginn dieser Reise auf der Buchmesse und in seinem noch nicht  erschienenen Buch Wenn die Sonne untergeht. Der Literaturwissenschaftler und Autor Martin Mittelmeier berichtet in seinem Buch Heimweh im Paradies von deren Ende – Thomas Mann in Kalifornien.

Florian Illies spricht auf der Literaturbühne über Thomas Mann und seine erste Exilstation
Foto: DNB, Elke Jost-Zell

Jane Austen wurde 100 Jahre früher und in England geboren und feiert im Dezember 2025 ihren 250. Geburtstag. Nicht nur Großbritannien feiert sie euphorisch mit liebevoll gestalteten Neuausgaben ihrer Werke, Biografien, Fernsehadaptionen, Festivals, Kostümbällen und Ausstellungen. Auch in Deutschland hat die heiß geliebte Jane eine treue Leserschaft, wie der hier abgebildete Blick auf die Dekoration eines Messeverlages zeigt.

Geblümtes und Pastelliges aus der Regency-Zeit, in der Jane Austen ihre Bücher schrieb
Foto: DNB, Elke Jost-Zell

Cozy Libraries

Wer sich auf der Messe nach stundenlangem Laufen durch die Flure, in der von Fantasie beseelten Luft, nicht in ein gemütliches Eckchen zum Schmökern zurückziehen kann, sei getröstet mit den schnuckeligen Book Nooks, die man in Halle 3 besichtigen kann. Book Nooks sind Mini-Räume im Codex-Format, die man mit einem Holzbausatz basteln und zwischen Bücher ins heimische Regal stellen kann. Kleine Bibliotheks- und Buchhandlungsszenen mit einladenden Sesseln und Sofas sind besonders beliebt.

Möchte man eine größere Bibliothek anschauen, so liegt die Deutsche Nationalbibliothek nur eine kurze U-Bahnfahrt vom Messegelände entfernt. Die sonnengelben Blätter einer Ginkgo-Allee leuchten den Weg in freundliche Lesesäle und ein modernes Gebäude, in dem das Lesen, Denken und Forschen zuhause ist – und Sofas haben wir auch!

Das Programm der DNB zur Frankfurter Buchmesse finden Sie hier.

Elke Jost-Zell

Elke Jost-Zell ist Bibliothekarin und GND-Redakteurin und bearbeitet Bücher und digitale Medien in der Abteilung Inhaltserschließung der Deutschen Nationalbibliothek

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Foto: DNB, Elke Jost-Zell

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