Fantastische Tierwesen in der DNB

31. Mai 2025
von Elke Jost-Zell

Teil 1 – Katzen

In dieser Beitragsreihe wird es weniger um Hippogreife, Werwölfe und Basilisken gehen, oder ähnlich gefährliches und glücklicherweise fiktives Getier. Vielmehr werfen wir einen Blick auf Bücher aus der Sammlung der Deutschen Nationalbibliothek, in denen sich alles um reale Tiere dreht. Fantastisch ist dabei, welche Vielfalt wir rund um unsere fliegenden, kriechenden, schreitenden und schwimmenden Mitbewohner auf diesem schönen Planeten vorfinden – und wie unendlich unterschiedlich die Medienwerke sind, die ihre Geschichten erzählen!

Im „schnurrenden“ Teil der Sammlung findet sich Faszinierendes über eines der beliebtesten Haustiere: Katzen. Ob Raubkatze oder Schmusekatze, ob gestiefelter Kater oder grünäugiges Hexen-Accessoire, ob ägyptische Göttin, miauende Ermittlerin oder zauberhafter Animagus – Katzen wandern auf leichten Pfoten durch die Literatur und hinterlassen dabei Spuren in unseren Köpfen und Herzen. Und manchmal finden wir sie sogar leibhaftig zwischen den Bibliotheksregalen.

Zwei Bengalkatzen mit einem Bücherstapel vor einer Wand mit Bildern
Die „Bengalboyz“ Kenji und Bodhi bewachen einen Bücherstapel der Privatbibliothek ihrer Besitzerin.
Foto: Meike Bäumer

Katzen gesucht – im DNB-Katalog

Suchen wir im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (in der Einfachen Suche) mit dem Stichwort (= Wort aus dem Buchtitel) Katze, finden wir alles rund um die grazilen Tierchen in über 16 000 Einträgen. Die Schlagwortsuche (= Wörter, die den Buchinhalt beschreiben) nach Katze (in der Erweiterten Suche) ist präziser, führt aber immer noch über 8000 Katalogisate auf. Hilfreich ist hier die Suche mit mehreren Schlagwörtern, z. B. Katze und Freundschaft mit fast 300 Titeln oder mit einem engeren Schlagwort wie Langhaarkatze mit 39 Treffern.

Eine weitere Suchmöglichkeit bietet uns die Dewey Dezimal-Klassifikation, DDC für die fachliche Suche nach den Samtpfoten. Die DDC unterscheidet zunächst einmal in der Sachgruppe 590, Zoologie, die Felini (Kleinkatzen) mit der Notation 599.752 und 83 Katalogeinträgen von den Pantherini (Großkatzen) mit der Notation 599.744 und 10 Einträgen. Unsere Freundin, die Hauskatze ist hingegen in der Sachgruppe 640, Landwirtschaft und Viehwirtschaft, verortet. Mit der Notation 636.8 finden wir über 2500 Katalogeinträge und können mit immer feineren Notationen immer genauere Suchergebnisse erzielen. So können wir diese auffächern in Kurz- und Langhaarkatzen und entdecken beispielsweise unter der Notation 636.824 Literatur über die Burmakatze.

Katzenbücher für Kinder

Früh übt sich, wer ein*e Katzenfreund*in werden will … nahezu traumhaft liest sich für die lieben Kleinen Der Kater, der eine Million Mal lebte, niedlich klingt Die kleine Mau, frühen kriminalistischen Spürsinn weckt bei Katz‘ und Kind Parker und der Fall der toten Katze, und Ein Fall für Katzendetektiv Ra – die Suche nach Pharaos Sohn. Geheimnisvoll geht es ebenfalls zu bei Mitternachtskatzen – Mr Mallorys magisches Weihnachtsgeheimnis und Auf magischen Pfoten – allerbeste Freundinnen. Zum Träumen bringt Samtpfötchens Reise ins Wunderland (ein Katzenmärchen), onomatopoetisch begleitet für die Kiddies von den Kitties mit Schnurr, schnurr, schnurr, hier kommt Kater Murr.

Be more cat!

Wenn sie uns aus schmalen, leuchtenden Augen anschauen, vermuten wir eine ruhige Weisheit, die uns in unserer künstlich-hektischen Welt langsam abhanden zu kommen scheint. Vielleicht ist es an der Zeit, uns ein wenig abzuschauen von der coolen Cattiness? Beginnen wir mit: Die heilende Kraft der Katzen und Katzen – Seelengefährten & Herzeroberer (ganzheitlicher Praxis-Leitfaden), denn Katzen sind auch nur Menschen oder die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.

Die Katze hat stets Rat parat: So erziehst du deinen Menschen (Empfehlungen einer Hauskatze), damit wir Samtpfotenmomente (achtsam, weise, gelassen – was Katzen uns zeigen) mit ihr erleben können. Eine kleine Einführung in feline Philosophie erhalten wir in diesem Erlebnisbericht: Meine Katze, die Philosophin, erhaben wird es bei Gott, die Welt, mein Kater und ich.

Denn – machen wir uns nichts vor, dieses Buch sagt alles: Katzen (wie sie erst uns und dann die Welt eroberten).

Kätzisch für Anfänger

Tierkommunikation ist seit Jahren ein beliebtes Thema in der zoologischen Literatur. Das menschliche Bedürfnis, nicht nur untereinander, sondern auch mit Hund, Katze und Maus zu plaudern, führt uns zu dem Ratgeber Was will mir meine Katze sagen? (mit neuen Erkenntnissen aus der Tierkommunikation unsere Katzen besser verstehen). Hier erlernen wir Die Geheimnisse der Katzensprache (lernen Sie Ihre Katze verstehen und mit ihr zu kommunizieren).

Bei hinreichender Übung verstehen wir dann vielleicht das Katzen-Geflüster (ein besonderer Ratgeber für alle, die mit Tieren leben und reden). Anderenfalls benötigen wir einen Beratungstermin bei dem Meister der Tiersprachen: Doktor Dolittle und seine Tiere.

Katzologie

Will man ein Katzenflüsterer (für ein glückliches Katzenleben) werden, braucht es offenbar 111 Dinge über Katzen, die man wissen muss. Egal, ob Schmusekater oder Grummelkatze? (der Persönlichkeitstest für Katzen – unsere Liebsten verstehen und glücklich machen), um so etwas wie Cattitude (wie wir Katzen in der Tierarztpraxis verstehen und ihnen das Leben leichter machen) zu erlangen, können Bücher wie Katzen für Dummies nicht schaden, um sich Unnützes Katzen-Wissen (verrückte Fakten rund um die Samtpfoten) anzueignen.

Auch ein Blick in die Geschichte schadet nie. Wie die Katze sich in unser Leben und unser Herz schlich, berichtet Von der Savanne aufs Sofa (eine Evolutionsgeschichte der Katze). Dass dies auch schiefgehen kann und die Katze nicht nur Fans hat, offenbart sich recht brutal in Meine Katze ist ein A********. Passend dazu finden wir Sonderbares wie Katzenpo : der Bildband über die schönsten Enden der Welt. Viel harmonischer ist es hier: Die Kunst zu schnurren (die schönsten Katzengeschichten) erleben wir in den Büchern wie im Leben immer gern, denn wer ist nicht angetan von der Eleganz der Katze (die schönsten Rassen im Porträt)?

Katzen und ihre Menschen

Berühmtheiten wie Ernest Hemingway, Karl Lagerfeld und Ray Bradbury teilten nicht nur die Liebe zum Schreiben und zu Büchern – sie sind auch große Verehrer von Katzen, wie man in dem Buch Von Männern und ihren Katzen (die größten Katzenliebhaber der Geschichte) nachlesen kann. Vielleicht hat dies auch einen ganz praktischen Grund? In dem Bilderbuch Der Schriftsteller und die Katze für Kinder im Vorschulalter ist es eine Muse in Katzengestalt, die einem Schriftsteller auf die literarischen Sprünge hilft.

Wer seine Katze eher als Lifestyle-Begleiterin nutzen möchte, findet bei Cat Chic (der Guide für ein stilvolles Leben mit Katze) Rat und Tat.

Über sich selbst verraten Katzen Überraschendes in dem Buch Das große Katzen-Interview! (von den Schnurrbarthaaren bis zur Schwanzspitze!). Und wer gerne wissen will, was die Katze so macht, wenn man nicht zuhause ist, erhält die Antworten hier: Cats at home alone.

Katzen in der GND

Auch in der Gemeinsamen Normdatei, GND, hinterlassen Katzen ihre Samtpfotenabdrücke. Ist eine Katze „Autorin“ oder erscheint ein Buch über eine Katze, erhält sie einen „Personen“-Datensatz. So haben GND-Redakteur*innen von Personendatensätzen zum Beispiel einen Datensatz für Sneaky Pie Brown kreiert, eine Hauskatze, die ihre Besitzerin, die Schriftstellerin Rita Mae Brown als Co-Autorin unterstützt. Gemeinsam haben sie catty crimes geschrieben, eine stattliche Anzahl von Krimis, bei denen die Detektivin eine Katze ist. Ein weiterer Katzenerzähler ist Chip, der Familienkater von Claudia Schiffer. Er begleitet sein Frauchen auf Filmpremieren und berichtet darüber nicht nur in einem eigenen Buch, sondern auch in seinem eigenen Instagram-Account aus der Mode- und Filmwelt. Ein felines Internetphänomen ist Tadar Sauce, eine mürrisch blickende Katze, die unter dem Namen Grumpy Cat berühmt wurde und in „seinen“ Büchern Ratschläge für die düsteren Seiten des Lebens gibt: Grumpy guide to life  (Grumpy Cats furchtbarste Ratschläge fürs Leben) und Nein! Weil nein: immer schön negativ sein. Wer weiß, vielleicht hat sich Grumpy Cat etwas von Garfield abgeschaut, dem Comic-Kater von Jim Davis, der vor allem eines ist: „faul, fett, frech und filosofisch“ …

Bibliothekskatzen

Mit Schlagwörtern und Deweys Dezimalklassifikation lassen sich nicht nur Katzengeschichten im DNB-Katalog (und den Katalogen vieler anderer Bibliotheken) finden – hunderte echter Miezen leben in öffentlichen Bibliotheken. Bereits seit dem Mittelalter pflegen Katzen und Bibliotheken eine harmonische Beziehung. So sorgen die kleinen Jäger für eine mäusefreie Bibliotheksumgebung und tragen damit zu Bestandserhaltung und Langzeitarchivierung physischer Medienwerke bei. Katzen sind leise, und die ruhige, stressfreie Arbeitsatmosphäre, die sie erschaffen, begünstigt das vertiefte Lesen und Forschen, die Bibliotheksbenutzer*innen brauchen und suchen. Besonders beliebt sind sie in den USA, aber auch in Deutschland haben wir Bibliothekskatzen, wie Linus in der Herzog August Bibliothek und Gingerboi im Literaturarchiv Marbach, um nur zwei von ihnen zu nennen.

Die wunderbare New York Public Library wird sogar von zwei (Groß-)Katzen bewacht – Patience und Fortitude sind Löwen aus Stein, die vor dem Eingang der Bibliothek sphinxhaft alle in Augenschein nehmen, die ihre Bibliothek betreten.

Ein Kater namens Dewey

Und dann gibt es noch einen ganz besonderen Stuben-, nein, Bibliothekstiger: Dewey Readmore Books, kurz: Dewey. Dieser kleine, rot getigerte Kater wurde als Baby an einem Januarmorgen unterkühlt in der Bücherklappe der Stadtbibliothek von Spencer im US-amerikanischen Iowa gefunden und fand in dem Gebäude und in den Herzen der Bibliothekar*innen und Benutzer*innen ein Zuhause. Benannt wurde er nach Melvil Dewey, dem Erfinder der weltweit genutzten Bibliotheksklassifikation.

Seine Biografin, die Bibliotheksdirektorin Vicky Myron, machte seine bewegende Geschichte in ihrem Buch Dewey und ich bekannt. Für Kinder beschrieb sie Deweys Geschichte in dem Buch Mein Freund Dewey, der berühmteste Kater der Welt. Da Katzen bekanntlich neun Leben haben, schrieb Vicki Myron diejenigen von Dewey in dem Buch Dewey und seine Freunde (Originaltitel: Dewey’s nine lives) auf.

„Was kann ein Tier bewirken?“ fragt sich die Bibliothekarin im Vorwort von Dewey und ich, „wie viele Menschen kann ein Kater emotional berühren? Wie ist es einem ausgesetzten Kater möglich, eine kleine Bibliothek in einen Treffpunkt und eine Touristenattraktion zu verwandeln, eine klassische amerikanische Stadt zu inspirieren, eine ganze Region zusammenzuschweißen und schließlich weltweit berühmt zu machen?“

Und hier schließt sich der Kreis – Katzen, Bücher und Bibliotheken gehören auf geheimnisvolle Weise zusammen, und auch Buchhandlungen, die jüngeren Schwestern der Bibliotheken, haben die Vorzüge der flauschigen Tierchen erkannt und Katzen die Pforten zu ihren Bücherhallen geöffnet!

Elke Jost-Zell

Elke Jost-Zell ist als Bibliothekarin, GND-Redakteurin und Autorin in der Abteilung Inhaltserschließung sowie für die AG Nachhaltigkeit der Deutschen Nationalbibliothek tätig.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Meike Bäumer

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  • ISSN 2751-3238