Festeinband oder Broschur?
Beim hobbymäßigen Sammeln von Büchern gibt es verschiedene Herangehensweisen. Viele Bücherwürmer investieren gern in hochwertige Hardcoverausgaben, die im Regal viel hermachen, oft auch einen schön gestalteten Buchschnitt haben. Andere Leser*innen setzen lieber auf schlanke Taschenbuchausgaben. Schließlich beanspruchen diese weniger Platz im Regal, passen in nahezu jede Tasche sind meistens erschwinglicher.
Die DNB hat allerdings nicht so viel Entscheidungsspielraum: die haltbarere Ausgabe wird bevorzugt gesammelt. Das heißt konkret: wir nehmen lieber den Festeinband, denn der schützt das Buch besser vor Transportschäden und dem Zahn der Zeit. Als Buchliebhaber*in kann man das gut nachvollziehen: wer kennt nicht den Ärger über angestoßene Ecken, Eselsohren oder, o weh, die vielgefürchteten Leserillen?
Geregelt ist dies in der Pflichtablieferungsverordnung. Dort heißt es: „Sind mehrere Ausführungen marktüblich, sind die Medienwerke in der dauerhaftesten abzuliefern […]“ (§ 2 Abs. 2 PflAV).
Wenn nun ein Verlag ein Buch sowohl als Hard- als auch als Softcover herausbringt, sammeln wir also nur ersteres (in zwei Exemplaren, versteht sich) – vorausgesetzt, dass die Bücher inhaltlich und bibliografisch identisch sind. Unterscheiden sie sich zum Beispiel im Umfang, Inhalt oder gehört die Broschurausgabe einer monografischen Reihe an, wird sie als bibliografisch verändert betrachtet und ebenfalls in die Sammlung aufgenommen.


Doch natürlich sind dies nicht die einzigen Einbandarten, die in der DNB vertreten sind, schließlich gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, sein Medienwerk ansprechend und sinngemäß zu verpacken. Besonders bei Noten ist die Spiralbindung sehr beliebt, welche ein flaches Aufschlagen und leichtes Umblättern ermöglicht. Wieder andere Medienwerke kommen gänzlich ohne Bindung aus – Bildkartensets für ein Kamishibai-Erzähltheater oder Impulskarten beispielsweise erscheinen in der Regel in einer Mappe oder einem anderen Behältnis.
Übrigens: die Begriffe „Hardcover“, „Softcover“ und „Taschenbuch“ sind zwar im Buchhandel geläufig, in Bibliotheken werden aber normierte Begriffe wie „Festeinband“, „Broschur“ oder „Gewebe“ verwendet, welche durch das bibliothekarische Regelwerk RDA (Resource Description and Access) vorgegeben sind.
Diese festgelegten Begriffe umschließen alle Einbandarten, die unter diesen Schirm fallen. Bei Broschuren wird zum Beispiel nicht unterschieden, ob es sich um eine Rückendrahtheftung, Klebebindung oder Fadenheftung handelt. Wichtig ist erst einmal nur, wie stabil oder flexibel der Einband ist.
Aus bestandsverwaltender Sicht könnte man argumentieren, dass die dünnen Broschuren doch aber weniger wertvolle Magazinfläche wegnehmen als die oft dickeren Festeinbandausgaben. Der Archivierungsaspekt hat hier aber Vorrang – immerhin sollen die Medienwerke im bestmöglichen Zustand für die Ewigkeit bewahrt werden.

Noelle Lesinski
Noelle Lesinski ist als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste im Medieneingang der Deutschen Nationalbibliothek am Standort Leipzig tätig.