Hier spielt die Musik
Paul Uhde im Interview
Du arbeitest unter Anderem im Musiklesesaal, was ist hier für Deine Arbeit bestimmend?
Da wäre vor allem der Kontakt mit Leser*innen für mich wichtig. Bei der Informationsvermittlung geht es bei uns um ganz unterschiedliche Bedarfe. Wir haben Anfragen von internen wie von externen Benutzer*innen. Der Servicegedanke, die Arbeit und Benutzung der heterogenen Bestände der Deutschen Nationalbibliothek in praktischer Anwendung und die Verbindung zum Fachgebiet Musikwissenschaft, all das spielt weiterhin eine große Rolle für mich.
Ihr habt hier auch eine Hörkabine, die man sich als Benutzer*in reservieren kann. Kannst Du uns das Besondere daran vorstellen? Was kann ich mit Ihr anfangen?
Dieser Raum kann sehr individuell genutzt werden. Durch die Schallisolierung bietet er ein größtmögliches Ruhepotential. Geräusche von außen gelangen nicht hinein. Gleichzeitig kann man selbst über die Surround 5.1 Soundanlage in bestmöglichem Raumklang nach Belieben Musik hören. Der hochprofessionelle elektrische Flügel erlaubt unbeschwertes Klavierspielen je nach eigener Vorliebe. Außerdem können zum Beispiel Videos aus dem Bestand der Bibliothek über einen Bildschirm angesehen werden. Einige Nutzer*innen buchen unsere Hörkabine als Übungsraum für das Musizieren. Dazu können Sie gerne transportierbare Musikinstrumente (Violine, Trompete und so weiter) mitbringen und dort spielen.
Kann ich im Lesesaal auch Kompositionen nachspielen?
An den vier Computerarbeitsplätzen mit Klaviaturtastaturen können die Nutzer*innen selbständig Stücke spielen. Sie bekommen dafür von uns Kopfhörer. So können sie das eigene Spiel in guter Qualität vernehmen ohne andere Nutzer*innen zu stören.
Als Vorlage können sie Noten aus unserem Bestand nutzen. Entweder gedruckte Musikalien nach Bestellung aus dem Katalog oder digitale Notenausgaben (Netzpublikationen) direkt nach Abruf über den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek von den stationären Rechnern. Selbstverständlich können auch eigene Medien mitgebracht und verwendet werden.
Wie komme ich als Interessent an vergriffene Tonträger heran?
Du hast die Möglichkeit, Kopien von Tonträgern aus unserem Bestand zu bekommen, wenn diese nicht mehr im Handel erhältlich sind. Direkt in unserem Tonstudio können alle Tonträgerarten digitalisiert werden. Es ist egal ob Kassette, Schellackplatte, Vinylschallplatte, Magnetband oder anderer Speicherträger. Die Interessent*innen erhalten die Stücke auf einer CD. Wir nennen diese Kopien „Umschnitte“.
Kannst Du uns noch etwas zur Ausstellung im Lesesaal sagen?
Im Thekenbereich haben wir regelmäßig kleine Ausstellungen über musikrelevante Themen. Die Auszubildenden oder Kolleg*innen gestalten und konzipiere Ausstellungen mit Unterstützung von Medien aus dem Bestand der Bibliothek. Musikstücke zu den vorgestellten Personen, Ensembles oder Instrumenten etc. sind dann jeweils an den Hörstationen im Foyer des Deutschen Musikarchivs in individuell zusammengestellten Playlists abrufbar.
Hast Du auch privat Interesse an Musikthemen?
Ja, natürlich höre ich Musik ganz verschiedener Genres. Seit einigen Jahren habe ich auch wieder Schallplatten in meiner Sammlung und selbstverständlich auch die Plattenspieler zu Hause.
Paul, vielen Dank für das Interview!
Peter Kühne
Peter Kühne arbeitet seit 1977 in der Deutschen Nationalbibliothek. Er ist Mitarbeiter in der Abteilung Benutzung und im Dt. Buch- und Schriftmuseum.