Historische Leipziger Modemagazine
Otto Beyer – Der Verlag für die Frau: Am 1. April 1891 erschien im Leipziger Verlag Otto Beyer die erste Ausgabe der Leipziger Moden-Zeitung.
Nach drei sogenannten Probe-Heften unter dem Titel Leipziger Moden-Zeitung, brachte der Verlag zwölf weitere Ausgaben mit dem Titel Deutsche Moden-Zeitung heraus. Die Erscheinungsweise war zunächst unregelmäßig, zu Beginn wöchentlich und zeitweise 14-tägig.
Unter dem Titel Deutsche Moden-Zeitung erschien der erste Jahrgang 1891/92 mit Schnittmusterbogen als „Große Ausgabe A“ sowie als „Ausgabe B“ ohne Schnittmusterbogen. Innerhalb kurzer Zeit wurde eine Auflagenhöhe von über 100.000 erreicht.
Die Deutsche Moden-Zeitung enthielt einen umfangreichen Modeteil – vom Einfachsten bis zum Eleganten, alles zum Selbstschneidern und erschien bis zum Jahrgang 1943/44, Heft 8.
Eine weitere Zeitschrift des Verlages Otto Beyer, mit dem Titel Deutsche Frauenzeitung erschien von 1910 bis zum Jahrgang 1943/44.
Das vorwiegend literarisch ausgeprägte Profil prägten Romane, Novellen und Essays. Jedes Magazin enthielt neben einem umfangreichen Modeteil sowie dazugehörigen Schnittbogen, die Beilage „Mit Nadel und Faden“. Später kam auch eine Rubrik mit dem Titel „Rundfunk im Leserkreise“ hinzu.
Beyers Modenblatt. Frau – Volk – Welt
Die ersten zehn Hefte des Magazins nannten sich ab 1922 Beyers Modenwelt. Danach wurde der Titel in Beyers Modenblatt geändert. Gezeigt wurden in jedem Heft jeweils vierzig neueste Modelle, die einmal im Kupfertiefdruck und einmal buntfarbig dargestellt wurden. Der Offsetdruck und Rotationstiefdruck erfolgten in den Deutschen Mikroni-Werken, Leipzig. Jedes Heft umfasste, neben dem Unterhaltungsteil, Handarbeiten- und Hauswirtschaftstipps, Meinungsaustausch und ein Gratis-Abplättmuster sowie einen großen Schnittmusterbogen. Monatlich war auch hier die Beilage „Mit Nadel und Faden“ beigelegt. Die Zeitschrift ging mit dem Jahr 1938 in der Deutschen Moden-Zeitung auf.
Beyers Mode für Alle
Die erste Ausgabe erschien im September 1924 und fortan monatlich. Anfangs in einer Auflagenhöhe von 235.000 pro Vierteljahr.
Beyers Mode für Alle zeigte in jedem Heft über 100 Modelle führender Modehäuser in schönem Kupfertiefdruck, dazu eine farbige Kunstdruckbeilage, bestinformierte Modeberichte, Kinderkleidung, moderne Wäsche, neueste Handarbeiten, Schneidertipps sowie Schnittmusterbögen mit 20 Modellen. Jedes Heft enthielt ein Gratis-Abplättmuster. Außerdem war jedem Heft ein gebrauchsfertiger Schnitt zu dem besten Modell beigelegt. Beispielsweise im März des Jahres 1928 zeigt Beyers Mode für Alle bereits Fotografien von aktuellen Modellen aus Paris und London. Von all diesen abgebildeten Kleidern waren Beyer-Schnitte erhältlich, teilweise auch auf dem enthaltenen Schnittmusterbogen im Heft! Eine weitere Seite im Märzheft von 1928 zeigt bunte Stickereien auf Blusen und Kleidern. Zahlreiche Modeillustrationen verkünden Abwandlungen des Sommerkleides, dazu lose Jäckchen, zu jedem Kleid passend – die Sommermode von 1928. Im hinteren Heftteil war jeweils die Modebeilage mit dem Titel „Letzte Modelle der Welt-Mode aus ersten Ateliers von Wien, Paris, London“ enthalten. Die Zeitschrift Beyers Mode für Alle ist bis zum Jahrgang 1944/45 (Februar) in Leipzig erschienen.
Hella – Beyers Frauen-Illustrierte
Das Magazin für „Mode, Roman, Film, Sport und Haushalt“ war jeden Mittwoch für 20 Pfennige zu haben.
„Eine Frauenzeitschrift für 20 Pfennige! Na, ich gestehe offen, daß ich erst sehr mißtrauisch war. Aber schon beim ersten Durchblättern war ich gefangen. Fein hast du das gemacht!“
so heißt es in einem Leserbrief an die Redaktion der Hella in der zweiten Ausgabe von 1933.
Die beliebte Frauenzeitschrift erschien knapp zehn Jahre lang, vom 1. Jahrgang 1933 bis zum 10. Jahrgang 1942/43, Heft 18. Die verantwortliche Redakteurin war anfangs Hilde Decke, im Februar 1935 wurde Luiselotte Enderle Chefredakteurin mit Sitz in Berlin.
Die Beilage „Die fleißige Hella erschien alle 14 Tage, für zwei Hella-Hefte zusammen, als Schnitt- und Arbeitsbogen-Zeitung. Jede Ausgabe enthielt etwa 40 Schnitte, für alle Modelle, die in den zwei Hella-Heften abgebildet waren.
Abb.: Madeleine Köchy, DNB
Abb.: Madeleine Köchy, DNB
Außerdem prägten Arbeitsanweisungen und Werkzeichnungen zu den Handarbeiten, ferner Lehrgänge für Schneidern, Bügeln aller Art, Putz (Hutmacherei), Schönheitspflege usw. den Inhalt. „Die fleißige Hella“ war durch jede Buch- und Zeitschriftenhandlung zu beziehen, alternativ direkt beim Verlag zu bestellen. Nachdem die Beyer-Zeitschrift Hella 1943 eingestellt wurde, arbeitete Luiselotte Enderle als Dramaturgin bei der Ufa.
Das Beyer Magazin Frauen-Mode
Die Frauen-Mode erschien erstmalig im Jahr 1911 und wurde durch das bekannte Berliner Modehaus Gustav Cords herausgegeben.
Vom 1. Januar 1928 an, erschien die Frauen-Mode an jedem 1. des Monats im Verlag Otto Beyer, Leipzig, Weststraße 72 (heute Friedrich-Ebert-Straße), sowie Berlin, Charlottenstraße 74. Im Impressum ist der Hinweis vermerkt, dass die Zeitschrift auch in der Schweiz zu beziehen war.
Zum Beginn dieser neuen Ausgabe mit dem Beyer-Verlag, wenden sich die Mode-Schriftleiterin Marie Niedner und die literarische Schriftleiterin Cornelia Kopp mit einer persönlichen Anrede an die Leser der Zeitschrift:
„Der neue Jahrgang wird unsere Leserinnen mit einer Fülle von Gaben überraschen: vor allem wird ihr Auge gewiß von dem Farbenbild der Beilage gefesselt: hier verbindet sich feinste Druckwiedergabe mit dem Können der besten Modezeichner, die durchaus auf dem Wege sind, des künstlerischen Modekupfers ehrwürdige Tradition mit Mitteln unserer Zeit aufzunehmen. Und schon beim Durchblättern der ersten Seiten erwarten Sie die stolzen Namen der führenden Modewerkstätten der Weltstädte, in denen die Weltmode entsteht; keine Zeitschrift kann sich heute einer besseren, schnelleren, wertvolleren Nachrichtenverbindung rühmen! Dazu bleibt die Unterrichtung über alles Modische durch die Firma Cords, Berlin-Köln, nach wie vor gesichert. Aber auch die praktische Seite ist bedacht, die Arbeitsbogen wurden vergrößert, und die Beyer-Schnitte, die es nunmehr zur Frauen-Mode gibt, sind mit allen Vorzügen dieser berühmten Marke ausgestattet: beste in 30-jähriger Erfahrung erarbeitete Paßform, Absolute Zuverlässigkeit, ganz klare Fassung aller Beschreibungen.“
Abb.: Madeleine Köchy, DNB
Das Januar-Heft von 1929 beginnt in einem veränderten, modernen Stil. Auf Seite 4 ist unter der Überschrift „Neuzeitliches Wohnen“ zu lesen:
„Die Herausforderung des modernen Menschen an seine Wohnstätte ist Licht, Luft und Farbe. Verbannt sind die dunklen, lichtverdrängenden Gardinen und durch helle, luft- und lichtdurchlässige an großen breiten Fenstern ersetzt. Die Wände werden nicht mehr dunkel tapeziert, sondern in hellen Pastelltönen gehalten. Die Möbel passen sich den neuen Gesetzen an und zeichnen sich durch Geradlinigkeit in einfachster Form aus. Verpönt sind alle Nippsachen und alles sonstige Drum und Dran, das unsere Wohnräume früher füllte.“
Das vorletzte erschienene Heft der Frauen-Mode ist die Juli-Ausgabe von 1929. Auf der Rückseite des Titelblattes steht der Hinweis auf die Fortsetzung des Magazins, unter dem Namen „Die neue Linie“ (tatsächlich wurde dieses Magazin dann in veränderter Typografie herausgegeben – kleingedruckt: die neue linie. Hier ist zu lesen:
„Die Entwicklung der Frau – seit je im Mittelpunkt kulturellen Interesses – hat zahllose Wandlungen durchgemacht. Stets war man der Meinung, daß die besten Frauen diejenigen seien, von denen man wenig spricht, die nicht auffallen, mit einem Wort, die sich bescheiden im Hintergrund halten. Unsere Zeit stellt ganz neue Forderungen und neue Grundsätze auf. Wir haben Fortschritte gemacht, Freiheiten und Rechte, die uns geworden sind, dürfen wir als Erfolge für das neue Frauengeschlecht buchen. Die Frau ist nicht mehr Gefangene des Hauses, nicht mehr in die Familie eingesperrt. Sie braucht nicht mehr auf den Mann zu warten, der sie aus dem engen Rahmen des Heimes erlösen soll um sie in einen engeren oder weiteren des ehelichen Hauses zu führen. Die Meinungen der Menschen unserer Zeit prallen aufeinander. Hier stehen die Verfechter des neuen Frauentyps, dort die Vertreter der Generation einer vergangenen Zeit, Menschen die dennoch mit uns leben, und deren Urteil nicht gleichgültig sein darf. (…) Das übernächste Heft – September – wird diese, voller Zuversicht geplante Wandlung bringen und den neuen Titel führen, der nach vorwärts weist: DIE NEUE LINIE. Alles was auf das Wesen der Frau Bezug hat, auf ihre Stellung im öffentlichen Leben, im Rahmen ihrer Familie, wird vom Standpunkt wertvoller Menschlichkeit in diesen Heften ausführlich behandelt.“
die neue linie
Die neue linie zählt schon lange zu einer meiner absoluten Lieblings-Zeitschriften. Es ist die gelungene Mischung, die den Unterschied macht! Jene Mischung aus Mode, Kunst, Kultur und Reise. Werbung ist nur in geringem Umfang enthalten. Was gäbe ich heute für eine solche Zeitschrift… Leider gibt es nichts Vergleichbares. Heutige Mode- und Lebensstil-Zeitschriften scheinen aus 80 Prozent Hochglanzwerbung zu bestehen. Wofür auch noch ein nicht geringer Preis gezahlt werden muss. Und leider sind die abgebildeten Modelle fast ausschließlich von großen Firmen aus dem Ausland größtenteils untragbar und nicht wirklich für den Geldbeutel der normalen Frauen bestimmt. Und nur wenige Modelle lösen den Impuls aus, nachgeschneidert zu werden. Kein Wunder, dass die Leidenschaft, in Modemagazinen zu blättern, immer mehr nachlässt.
Abb.: Madeleine Köchy, DNB
Die erste Ausgabe die neue linie begann mit September 1929. Die Schriftleitung befand sich in Berlin, Charlottenstraße 74/75. Der Herausgeber der neuen linie war Bruno Erich Werner. Schriftleitung führten Fritz Hellwag und Dr. F. H. Lehr. Für Mode war Hedwig Stock und für Handarbeiten Margarete Lang zuständig. Klischeeherstellung und Druck erfolgten bei der Firma Oscar Brandstätter in Leipzig.
Die neue linie erschien stets am 1. jeden Monats im Verlag Otto Beyer, Leipzig, Weststraße.
Für alle im Modenteil gezeigten Modelle, auch für Kindermode (für Kinder ab 3 bis 15 Jahren), gab es Schnittmuster zu kaufen. Beyer-Modellschnitte waren zum Nachschneidern in allen Schnittmustergeschäften Deutschlands erhältlich.
Zum Thema Kochen, mit verschiedenen Rezeptvorschlägen wurden regelmäßig Fotografien aus der hauseigenen Versuchsküche des Verlages Otto Beyer abgebildet.
Die neue linie berichtete außerdem fortlaufend über Persönlichkeiten des Theaters in Berlin, München und Dresden, wie z.B. Bertolt Brecht, Carl Zuckmayer, Fritzy Massary und Carola Neher.
Die neue linie erschien bis März 1943. Viele Künstler und Modezeichner trugen zum Erfolg des Magazins bei. Wie unter anderen Gerd Hartung, Walter Voigt, Otto Arpke und László Moholy–Nagy.
Der größte Verdienst an diesem einmaligen Frauen-Magazin liegt offensichtlich bei den Initiatoren:
Selbstverständlich befinden sich nahezu alle diese wunderbaren historischen Modezeitschriften im Bestand der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig.
Dieser Text enthält Auszüge aus dem Buch: „Spaziergänge durch hundert Jahre Mode. Von der Gründerzeit bis in die Moderne“ von Madeleine Köchy