Mozarts Wasserzeichen …
… und die „Ganz kleine Nachtmusik“
Die Wiederentdeckung des Stückes
In der Stadtbibliothek Leipzig wurde – im Zuge der Neubearbeitung des Köchelverzeichnisses durch die Internationale Stiftung Mozarteum in Salzburg – eine Notenhandschrift entdeckt. Die Serenata ex C, auch „Ganz kleine Nachtmusik“ genannt, wird Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben.
Es wird vermutet, dass der junge Wolfgang – als Teenager im Alter von 9 bis 13 Jahren – das in sieben Miniatursätze unterteilte Streichtrio bis Ende der 1760er Jahre verfasst hat.
Bei der Notenschrift aus der Sammlung Carl Ferdinand Becker handelt es sich nicht um eine von Mozart handgeschriebene Partitur, sondern um eine Abschrift, die wohl um 1780-1800 angefertigt wurde.
Die Bestimmung der Wasserzeichen
Als die Entdeckung des Mozart-Stückes Ende September 2024 durch die Presse ging, wandte ich mich an unsere ehemalige Kollegin Rebecca Unger, jetzt Leiterin der Musikbibliothek innerhalb der Stadtbibliothek Leipzig, und bot ihr an, die Wasserzeichen im Trägerpapier der Musikhandschrift anzuschauen. Die Musikalie wurde vorher noch in Salzburg untersucht. Kurz danach meldete sich Christoph Koop von der Edition Peters und schickte mir Durchlichtfotos der Notenschrift. Ich konnte auf einem der Fotos am oberen Rand – kaum zu erkennen – fragmentarisch die Buchstaben ISH identifizieren. Das weist auf den Papiermacher Johann Sigmund Hofmann aus der Papiermühle Lengfelden bei Salzburg. (Andrea Lothe)
Beim folgenden Arbeitsbesuch von Christoph Koop in der Papierhistorischen Sammlungen des Buchmuseums recherchierten wir dann noch weiter, u.a. in der Fachliteratur sowie in Datenbanken wie RISM Salzburg über das Wasserzeichen-Portal Bernstein.
Die Informationen zu den Wasserzeichen wurden in den Begleittext zur in der Edition Peters veröffentlichten ersten Urtext-Edition des Werkes aufgenommen. (Andrea Lothe)
Die Aufführung vor der Leipziger Oper
Die deutsche Uraufführung der bisher unbekannten Mozart-Komposition lockte am 21. September 2024 hunderte interessierte Zuhörer*innen zur Oper Leipzig – hier war das Werk zuvor feierlich der internationalen Presse vorgestellt worden. Es spielten Schüler*innen der Musikschule „Johann-Sebastian Bach“.
Die Präsentation der Urtextausgabe in Leipzig
Die Präsentation der Urtextausgabe fand am 5. November 2024 in in der Musikalienhandlung M. Oelsner in Leipzig statt. Hier führten drei junge Musikerinnen der „100Mozartkinder“ der Sächsischen Mozart Gesellschaft e.V. das Werkes auf. Christoph Koop, Lektor der Edition Peters, stellte die Urtextausgabe vor und wies ausdrücklich auf die hervorragende fachliche Zusammenarbeit der Mitarbeiter*innen von Verlag, Stadtbibliothek und Buchmuseum hin.
Andrea Lothe
Andrea Lothe ist Kuratorin der Wasserzeichensammlung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum.
Julia Rinck
Julia Rinck ist Kuratorin der Grafischen Sammlung und der Buntpapiersammlung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum.