5 Antworten von … Johannes Neuer
In der Serie „5 Antworten von …“ kommen Akteur*innen des fünften Erweiterungsbaus der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig zu Wort und beantworten Fragen zum Baugeschehen, den Meilensteinen und den Hintergründen.
Johannes Neuer, was ist Ihre Rolle im Projekt fünfter Erweiterungsbau?
Als Direktor in Leipzig und ständiger Vertreter des Generaldirektors vertrete ich die Interessen der Deutschen Nationalbibliothek als Bauherrin und Nutzende in diesem Großprojekt. Ganz eng arbeite ich mit unserer internen Baureferentin Nicole Krahnert zusammen, die verschiedene Baumaßnahmen am Leipziger Gründungsstandort und auch den fünften Erweiterungsbau betreut.1
In meiner beruflichen Laufbahn habe ich schon an anderen Planungen und Bauprojekten im Bibliotheksbereich mitgewirkt. Dieses Projekt ist bislang mein größtes Bauvorhaben, was sich auch in der Zahl der Beteiligten widerspiegelt. Die Deutsche Nationalbibliothek ist eine Einrichtung des Bundes. Diese beauftragen in der Regel Landesbehörden, Bauprojekte des Bundes zu betreuen. Wie schon der vierte Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek, wird auch der fünfte vom Staatsministerium der Finanzen (SMF) und dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) des Freistaats Sachsens ausgeführt. Der SIB koordiniert im Rahmen dieser Maßnahme eine Vielzahl von Akteur*innen wie Sachverständige, Planer*innen und Fachplaner*innen, die an so einem komplexen Bauprojekt beteiligt sind.
Und natürlich gibt es für ein solches Großprojekt einen Architekturwettbewerb. Diesen betreut das Büro für urbane Projekte, das seinen Sitz in Leipzig hat und die Deutsche Nationalbibliothek – wie übrigens schon beim vierten Erweiterungsbau – mit einem erfahrenen Team unterstützt.
Noch ist kein Baufahrzeug auf dem Gelände der Deutschen Nationalbibliothek zu sehen. Was passiert aktuell?
2024 werden wir einen wichtigen Meilenstein in diesem Bauprojekt erreichen. Seit einiger Zeit laufen bereits die Vorbereitungen eines Realisierungswettbewerbs, den wir Anfang Juni 2024 ausgelobt haben.
Die beteiligten Architekturbüros werden bis Mitte August 2024 Pläne und Modelle für das neue Gebäude entwickeln. Ein Preisgericht wird sie im September beurteilen und die Gewinner des Wettbewerbs küren. Bald werden wir also eine Vorstellung davon haben, wie dieses Gebäude aussehen könnte. Die Vorfreude ist schon groß.2
Welche Zielvorgaben haben die Architekt*innen bei der Planung des Baus?
Der fünfte Erweiterungsbau wird – wie der dritte Erweiterungsbau, der sogenannte Bücherturm, der Anfang der 1980er Jahre fertiggestellt wurde, – wieder ein reines Magazingebäude sein. Auf 213 Regalkilometern werden dort ca. 35,5 Million physische Medienwerke ihren Platz finden.
Dieser Speicher soll nachhaltig gebaut werden, optimale klimatische Bedingungen für den dauerhaften Erhalt unserer wertvollen Medien vorweisen und mit modernster Technologie ausgestattet sein. Dazu zählt beispielsweise die Ausstattung eines Teils der Magazinflächen mit einem fahrerlosen Transportsystem (FTS). Dieses System arbeitet mit automatisierten Shuttle-Robotern, welche die Medien selbstständig an eine Ausgabestelle und nach der Nutzung von dort wieder zurück ins Magazin bringen.
Haben Sie ein Bild vor Augen, wenn Sie an den fünften Erweiterungsbau denken?
Ich habe kein Bild vor Augen, wie das Gebäude aussehen könnte. Das überlasse ich den Architekt*innen. Ich bin mir aber sicher, dass es ein weiteres markantes Gebäude am Gründungsstandort der Deutschen Nationalbibliothek sein wird, wo seit mehr als 100 Jahren etwa alle 20 bis 30 Jahre ein neues Gebäude entstanden ist, um unsere wertvollen Sammlungen unterzubringen. Jedes Gebäude hat neue bauliche und technische Impulse gesetzt. Das wird auch der fünfte Erweiterungsbau tun, bei dem auch Ideen und Impulse aus anderen modernen Speichergebäuden in Deutschland und darüber hinaus mit umgesetzt werden.
Werden die Entwürfe auch öffentlich zu sehen sein?
Sämtliche Entwürfe und übrigens auch Modelle werden nach der Preisgerichtssitzung im Rahmen einer Ausstellung vom 18. September bis 1. Oktober 2024 zu sehen sein.3 Das müssen sie sogar. Denn die öffentliche Präsentation ist Teil des Wettbewerbs.
Zugleich ist die öffentliche Ausstellung für uns ein ganz wichtiger Moment, um den Leipziger Bürger*innen sowie allen Interessierten zu zeigen, wie sich die Deutsche Nationalbibliothek, die es nur zweimal in Deutschland gibt, baulich weiterentwickeln könnte und letztlich wird. Hier wird seit 1913 für die Ewigkeit gesammelt und bewahrt. Das ist in vielerlei Hinsicht spannend. Liebe Leser*innen: Fühlen Sie sich schon jetzt herzlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen! Kommen Sie auch gern schon vorab vorbei, sei es zu einer Führung oder Veranstaltung oder zur Nutzung unserer Lesesäle.
Tina Bode
Dr. Tina Bode ist Direktionsreferentin in der Deutschen Nationalbibliothek und Teil der Stabsstelle Strategische Entwicklungen und Kommunikation.
- Nicole Krahnert wird in einer künftigen Ausgabe der Reihe „5 Antworten von …“ auch selbst zu Wort kommen. ↩︎
- Über den fünften Erweiterungsbau informieren wir kontinuierlich auf unserer Website. ↩︎
- Die Ausstellung wird von Montag bis Samstag, von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Eintritt frei und ohne Voranmeldung. Nähere Informationen folgen unter DNB – Fünfter Erweiterungsbau. ↩︎
Sehr verehrte Frau Dr. Bode,
sehr geehrter Herr Direktor Neuer,
vielen Dank für das Interview und alle guten Wünsche für das Gelingen des Baues. Bitte möglichst keine Verzögerungen; ich (83) möchte auch diesen „Anbau“ nocht gern erleben.
Freundliche Grüße
Dr. Dr. Erdmann Weyrauch
Flöthe