Every Pigeon is a Dove
Wer die DNB in Leipzig betritt, wird von vier Tauben auf den Mosaiken neben dem Eingang zum Lesesaal begrüßt. Und auf den Dächern des Gebäudes ist sogar ein kleiner Taubenschwarm zuhause. Während sie im grauen Federkleid Feindseligkeit und Abwehr erfahren, gelten weiße Tauben als Symbol der Liebe und des Friedens. Dieser Antagonismus spiegelt sich auch in der Musik wider, wo die Taube in nahezu jedem Genre ihre Spuren hinterlassen hat. Zum 160. Todestag von Sebastián de Yradier, der mit La Paloma (spanisch »Die Taube«) den bekanntesten Tauben-Song aller Zeiten schrieb, wird es höchste Zeit für eine Tauben-Playlist.

Aus erstaunlich vielen Interpretationen des Tauben-Themas haben wir die 40 schönsten und interessantesten Songs ausgewählt. Über diesen Link gelangen Sie zur Spotify-Playlist »Every Pigeon is a Dove – ein musikalischer Rundflug«. Vermissen Sie einen besonders bedeutenden Titel? Wir freuen uns über Ihren Hinweis im Kommentarfeld!
- Mack 10 – Pigeon Coup
- Matthias Goerne, Daniil Trifonov – Schumann: Dichterliebe, Op. 48 – III. Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne
- Bonaparte, Sophie Hunger – Pigeons
- Dolly Parton – Wings of a Dove
- Kinderchor des Pionierpalastes »Walter Ulbricht« Dresden – Kleine weiße Friedenstaube
- Judy Collins – La Colombe
- Bob Dylan – Blowin‘ in the Wind
- Janice Watson, Steuart Bedford – Lehmann: Bird Songs – The Woodpigeon
- Aesop Rock – Pigeonometry
- Das letzte Känguru – Die Stadttaube
- Venetian Snares – Második Galamb
- Kid Creole, The Coconuts – Stool Pigeon
- Jennifer Rostock – Tauben aus Porzellan
- Czech National Symphony Orchestra – Die hilfreichen Täubchen I.
- A Curious Plenty – Wings of a Dove
- Lynyrd Skynyrd – White Dove
- Kreutzer Quartet – Cowie: String Quartet No. 5, Birdsong Bagatelles – No. 13, Woodpigeon
- Karat – Wie weit fliegt die Taube
- Funny van Dannen – Tauben
- Scorpions – White Dove
- K.I.Z – Frieden (Live aus Leipzig)
- The Durutti Column – Pigeon
- Freddy Quinn – La Paloma
- Prince – When Doves Cry
- Patti Smith – When Doves Cry
- Soprano – La colombe et le corbeau
- Cyndi Lauper – Sally’s Pigeons
- Pete Moss – Every Pigeon Is a Dove
- Georg Kreisler – Tauben vergiften
- Bert – Doin‘ The Pigeon
- The Holy Santa Barbara – Techno Taube
- Genesis – Pigeons
- Herbert Grönemeyer – Bochum
- Peter Fox – Schwarz zu blau
- Joanna Wang – Pigeons on Your Balcony
- Abstürzende Brieftauben – Absturztauben
- The Toten Crackhuren Im Kofferraum (TCHIK) – Tauben
- Nick Cave & The Bad Seeds – People Ain’t No Good
- Tiny Ruins – Pigeon Knows
- Elton John – Skyline Pigeon (Piano Version)

Seit über 55 Jahren sammelt und archiviert das Deutsche Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek (DMA) alle in Deutschland erscheinenden Tonträger und Noten. Womöglich entdecken Sie unter den mittlerweile rund 2,5 Millionen Tonträgern musikalische Schätze, an die wir gar nicht gedacht haben – und die auch Spotify nicht kennt. Besuchen Sie uns gern in Frankfurt am Main oder Leipzig und begeben Sie sich auf Entdeckungsreise!
In den meisten dieser Songs begegnet uns die Haus- bzw. Stadttaube. Es handelt sich dabei um die vor mehreren tausend Jahren domestizierte Form der Felsentaube. Die meisten Haus- und Stadttauben haben wie ihre wilden Verwandten graues Gefieder und einen grün-lila schimmernden Hals. Doch gezielte Zucht hat zu vielen Farbvarianten geführt, sodass manche von ihnen ein reinweißes Federkleid tragen. Seit mehreren tausend Jahren als Haus- und Nutztiere gehalten, haben sie ebenso lange kulturelle und religiöse Bedeutung.
Im Laufe der Geschichte wurden Tauben zu ganz unterschiedlichen Zwecken ge- und missbraucht: Man opferte sie in Ritualen, aß ihr Fleisch und ihre Eier und sammelte ihren Kot, um Dünger herzustellen. Schon früh erkannten die Menschen die Ortstreue und Fähigkeit der Tauben, über hunderte Kilometer nach Hause zurückzukehren und ließ sie wichtige Nachrichten überbringen. Heute spielt Taubenhaltung kaum noch eine wirtschaftliche Rolle. Einige der ehemaligen Haus- und Nutztiere wurden obdachlos und fanden in unseren Städten unfreiwillig ein Zuhause. Andere wurden zum Hobbyobjekt und müssen um die Wette fliegen. (vgl. Karin Schneider: Tauben, 2021)
Tauben als Symbol für Frieden und Liebe

Erhalten hat sich die kulturelle und religiöse Bedeutung der Taube. Sie steht in vielen Kulturkreisen für Frieden, Liebe und Treue, Fruchtbarkeit, Reinheit und Sanftmut. (vgl. Karin Schneider: Tauben, 2021) Tauben waren die Begleiterinnen der babylonischen Göttin Ištar, später der griechischen Aphrodite und der römischen Venus. In unseren Kulturkreisen besonders bekannt ist die Erzählung aus dem Alten Testament, in der eine Taube mit einem Ölzweig im Schnabel zur Arche Noah zurückkehrt und damit die frohe Botschaft vom Friedensschluss Gottes mit den Menschen überbringt – ein Symbol für Hoffnung und Neubeginn, das bis zum modernen Emoji 🕊️ überdauert hat. Auch im Neuen Testament begegnet uns wieder eine Taube: »When Jesus went down to the river that day / Well, he was baptised in the usual way / And when it was done, God blessed His son / He sent him His love / On the wings of a dove« – so wird die in Matthäus 3,16 geschilderte Szene von Dolly Parton in Wings of a Dove nacherzählt.

Das uralte Symbol der Taube als Überbringerin der Friedensbotschaft wurde anlässlich des Weltfriedenskongresses 1949 besonders populär. Einer der Organisatoren, Louis Aragon, entdeckte im Atelier seines Freundes Pablo Picasso ein Tauben-Bild und gestaltete damit das Plakat für den Kongress in Paris. (vgl. Karin Schneider: Tauben, 2021) Das Motiv der weißen Rassetaube mit steiler Frisur und befiederten Füßen fand international Verbreitung und hinterließ bei vielen einen bleibenden Eindruck.
So auch bei der Kindergärtnerin Erika Schirmer. Geprägt von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und inspiriert von Picassos Friedenstaube schrieb sie 1949 das Lied Kleine weiße Friedenstaube. In den Kindergärten und Schulen der DDR erfreute es sich großer Beliebtheit und wurde zu einem der bekanntesten »Jungpionierlieder«. Der Text ist eigentlich harmlos. Doch nach 40 Jahren DDR war er so historisch-politisch aufgeladen, dass das Lied aus den Büchern des Verlags Volk und Wissen verschwand, als dieser 1991 von Cornelsen übernommen wurde.
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg prägte Picassos Friedenstaube mehrere Generationen politischer Kunst und wurde auch musikalisch immer wieder aufgegriffen. So schrieb der belgische Chansonnier Jacques Brel 1959 mit La Colombe (französisch »Die Taube«) ein eindringliches Antikriegslied, das die US-amerikanische Folksängerin Judy Collins 1966/67 in einer englischen Cover-Version veröffentlichte. Die Taube als Symbol des Friedens und der Liebe wird hier zum Sinnbild verlorener Hoffnung: »The dove has torn her wings so no more songs of love / We are not here to sing, we’re here to kill the dove«
Zur Generation Judy Collins gehört auch Bob Dylan, der Anfang der 1960er zur Melodie des Gospels No More Auction Block einen Text schrieb, in dem er die großen (rhetorischen) Fragen nach Frieden und Freiheit stellt: »How many seas must a white dove sail / Before she sleeps in the sand? / Yes, and how many times must the cannonballs fly / Before they’re forever banned?« – Blowin‘ in the Wind wurde zur Hymne der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und zählt zu den besten Songs aller Zeiten (siehe Rolling Stone).
Auch in den 1970er Jahren begegnet uns die weiße Taube. Die US-amerikanische Rockband Lynyrd Skynyrd veröffentlichte 1978 den Song White Dove, der schon Anfang des Jahrzehnts entstanden ist (vgl. Rezension bei Rolling Stone). In den Zeilen »I’m tired of fighting for it, gonna lay down my gun / Just know that my work is done« klingt neben dem Wunsch nach Frieden ein Moment der Erschöpfung an.
Nur wenige Jahre später griff die Ost-Berliner Band Karat auf ihrem Album Der blaue Planet das Taubenmotiv auf. Zur DDR-Zeit allgegenwärtig, kann man vermuten, dass auch die Mitglieder der Band mit der »kleinen weißen Friedenstaube« groß geworden sind. Mittlerweile erwachsen, wurden sie Anfang der 1980er Jahre mit den Sorgen der nächsten Generation konfrontiert: Wie weit fliegt die Taube und »wohin, wenn alles brennt«?
Mitte der 1990er Jahre stimmten die Scorpions in White Dove, begleitet von Kinderstimmen, hoffnungsvollere Töne an. Doch während Europa zunächst aufatmete, musste die Friedenstaube weiterfliegen: »White dove / Fly with the wind / Take our hope under your wings / For the world to know / That hope will not die / Where the children cry«
Dreißig Jahre später holen die Berliner Rapper K.I.Z die weißen Tauben in ein Europa der Gegenwart, das wieder von Kriegen und gesellschaftlicher Spaltung geprägt ist. Mit ihrem Song Frieden adressieren sie die Zerrissenheit all jener, die sich lange als Pazifist*innen verstanden haben und nun im Namen der Demokratie und Freiheit über Waffenlieferungen und Wehrpflicht nachdenken (vgl. Rezension auf laut.de). K.I.Z formulieren diese Spannung ohne den Trost, dass es einfache Antworten gäbe. Die kürzlich erschienene Live-Version Frieden (Live aus Leipzig) beeindruckt mit der unbändigen Energie tausender Menschen, die singen und schreien: »Wir träumen von Frieden / Lass die weißen Tauben fliegen, wir träumen von Frieden« – nur um gleich darauf sarkastisch klarzustellen: »Doch erst müssen wir gewinn’n, erst müssen wir gewinn’n / Na klar sind wir für Frieden, doch erst müssen wir gewinn’n«
So begleitet uns die Taube bis heute als Symbol des Friedens durch politische Songs. Doch sie ist nicht nur Diplomatin, sondern auch Romantikerin. Die offenkundige Zugewandtheit der Taubenpaare und ihre lebenslangen Partnerschaften machten die Taube zum universellen Symbol der Liebe (Karin Schneider: Tauben, 2021, S. 11 f.).

Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist das Lied La Paloma (spanisch »Die Taube«). In der Originalfassung des spanischen Komponisten und Musikers Sebastián de Yradier (1809–1865) handelt es von Sehnsucht und Verlangen. Erst die Übersetzung ins Französische und die darauf basierende Übersetzung ins Deutsche fügten die Seemannsromantik hinzu, für die das Lied heute bekannt ist. La Paloma ist eines der am häufigsten interpretierten Musikstücke und in verschiedenen Textfassungen und Arrangements zu einem der bekanntesten und beliebtesten Lieder aller Zeiten geworden. Man kann an ihm die gesamte Geschichte der Tonträger nacherzählen. Wir haben uns für die Version des österreichischen Sängers Freddy Quinn entschieden, der 1961 den spanischen Original-Text von Yradier mit einer deutschen Übertragung von Heinrich Rupp (1838–1917) kombinierte und das Lied – mal wieder – zum Nummer-eins-Hit machte. (vgl. Rüdiger Bloemeke: La Paloma, 2005)

Ebenfalls ein »Nummer-eins-Hit«, aber mit ganz anderem Sound, ist When Doves Cry von Prince. Der US-amerikanische Musiker schrieb den Song für den Soundtrack zu seinem (teilweise autobiografischen) Film Purple Rain. Darin vermischt sich die Verzweiflung über das Ende seiner Liebesbeziehung mit der Angst, die Fehler seiner Eltern zu wiederholen: »How can you just leave me standing / Alone in a world so cold? / Maybe I’m just too demanding / Maybe I’m just like my father, too bold / Maybe you’re just like my mother / She’s never satisfied / Why do we scream at each other? / This is what it sounds like / When doves cry« Der 1984 erschienene Song wurde vielfach gecovert – besonders überzeugt uns die Version von Patti Smith aus dem Jahr 2002. Beide Interpretationen haben so viel Zauber und Charakter, dass wir uns ausnahmsweise dazu entschieden haben, Original und Cover nebeneinanderzustellen.

Dass Tauben neben Frieden und Liebe auch ganz allgemein für das Gute stehen können, zeigt uns der französische Rapper Soprano in La colombe et le corbeau (französisch: »Die Taube und der Rabe«): »Mein Rap hat eine Taube auf der rechten Schulter, einen Raben auf der linken Schulter. […] Er schreibt unter Tränen, wenn er den Zustand der Welt sieht.« (übersetzt von DeepL)
Bisher ist uns neben der französischen la colombe und der spanischen la paloma die englische Taube nur als dove begegnet. Es gibt aber noch ein anderes englisches Wort für Taube: pigeon. Zwischen den beiden Bezeichnungen gibt es taxonomisch eigentlich keinen Unterschied. Trotzdem denken viele bei doves nur an die mit Frieden und Liebe assoziierten Tauben, am liebsten im weißen Federkleid. Mit der realen Existenz der häufig grau gefiederten pigeons, die heute in unseren Städten ums Überleben kämpfen, hat das wenig zu tun. In Anbetracht der Tatsache, wie viel Feindseligkeit und Abwehr sie erfahren, kann von Liebe und Frieden keine Rede sein. Dabei wird vergessen, dass es sich um die gleichen liebenswerten Geschöpfe handelt, wie die, deren symbolischer Strahlkraft wir uns nur allzu gerne bedienen. Man kann dem kanadischen Musiker und Vogelfreund Pete Moss daher nur dankbar sein, dass er uns darauf aufmerksam macht: Every Pigeon Is a Dove.
Tauben in der Realität – Abwehr und Feindseligkeit
In Anbetracht der langen Mensch-Tauben-Beziehung ist der allgegenwärtige Taubenhass eine jüngere Entwicklung. Moderne Kommunikationsmittel, künstlicher Dünger und nicht zuletzt die industrialisierte Geflügelzucht haben dazu geführt, dass Tauben über ihre Symbolik hinaus für den Menschen nicht mehr nützlich sind. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige der ehemaligen Haus- und Nutztiere obdachlos. Als domestizierte Form der Felsentauben blieb ihnen im urbanen Raum nichts Anderes übrig, als sich auf Bauwerken niederzulassen. Die von den Menschen angezüchtete hohe Fortpflanzungsrate führte nun dazu, dass sie sich »unkontrolliert« vermehrten. In den 1960er Jahren begann man sich an den verwilderten Haustauben und ihren Nachkommen zu stören und Abwehrmaßnahmen gegen sie zu ergreifen. (vgl. Karin Schneider: Tauben, 2021)
Vermutlich brachte das den US-amerikanischen Satiriker Tom Lehrer auf die Idee, Poisoning Pigeons in the Park zu schreiben. Von Georg Kreisler adaptiert, wurde Tauben vergiften im deutschsprachigen Raum zum Kabarett-Klassiker. »Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau / Geh‘n wir Tauben vergiften im Park! / Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau / Geh‘n wir Tauben vergiften im Park!« Der ein oder die andere wird das für gar nicht so abwegig gehalten haben, denn Schädlingsbekämpfungsunternehmen schürten Gerüchte, dass Tauben gefährliche Krankheiten auf Menschen übertragen – Falschinformationen, die sich bis heute hartnäckig halten (siehe bspw. Auswertung einer Studie zur Gefährdungseinstufung von Stadttauben).
Das sich im 20. Jahrhundert allmählich etablierende Bild der vermeintlich schmutzigen Straßentaube zeichnete die britische Band Genesis in ihrem 1977 erschienenen Song Pigeons: »Who puts fifty tons of shit on the Foreign Office roof? / Who suffers from nine known diseases? / Who gets up in the morning when the sun comes up and makes their beds / Of paper clips, and bus tickets, all around their heads?«
Herbert Grönemeyer hingegen fand 1984 in Bochum die schönen Worte »Bochum / Du bist das Himmelbett für Tauben« – auch wenn das die Lebensbedingungen der verwilderten Haustiere in unseren Städten längst nicht so treffend beschreibt wie Peter Fox in Schwarz zu blau. Ungeschönt schildert dieser die ernüchternde Realität ihres städtischen Lebensraums: »Ich seh die Ratten sich satt fressen im Schatten der Dönerläden / Stapf durch die Kotze am Kotti, Junks sind benebelt / … / Tret auf ’n Typen, der zwischen toten Tauben pennt«
Spätestens wenn Tauben sich neben der eigenen Kaffeetasse häuslich einrichten, wollen die meisten das »Problem« nicht mehr ignorieren. In Pigeons on Your Balcony erhält die taiwanische Musikerin Joanna Wang den Rat: »Get a water gun, fill it up with bleach« – Sie erkennt selbst, dass sie damit die eigenen moralischen Grenzen strapaziert: »Actually I’m a pacifist, anyway« – und weiß sich doch zu rechtfertigen: »I’m sorry, it’s just my territory.«
Was viele von uns nicht wahrhaben wollen, weil es offenlegt, dass wir Menschen dafür verantwortlich sind: Stadttauben haben keinen natürlichen Lebensraum. Wir haben sie domestiziert, gezüchtet und von uns abhängig gemacht. Tierschutzorganisationen schlagen daher vor, ihnen in betreuten Taubenschlägen eine würdige Existenz zu ermöglichen. Kommunen, die das Konzept bereits umsetzen, machen damit gute Erfahrungen. (vgl. Karin Schneider: Tauben, 2021) Für eine breite Umsetzung besteht allerdings wenig Hoffnung, solange viele noch Zuschreibungen wie rats with wings bzw. Ratten der Lüfte im Kopf haben. Umso dringender brauchen wir Tauben-Empowerment-Songs, die mit den falschen Vorurteilen aufräumen. Die Berliner Pop-Punk-/Electroclash-Band The toten Crackhuren im Kofferraum (TCHIK) schlägt in Tauben alternative Bezeichnungen vor: »Tauben / Sind die Pferde des Windes / Oh Tauben / Sind Delfine der Luft« (mehr zum Song auf frontstage-magazine.de)
Je mehr man sich mit der Geschichte der domestizierten Taube beschäftigt, sich den Widerspruch zwischen ihrer kulturellen Bedeutung als Symbol für Liebe und Frieden und der Traurigkeit ihrer realen Existenz bewusst macht, desto schwerer fällt es einem, der Menschheit wohlgesonnen zu bleiben. Man möchte Nick Cave zustimmen: People Ain’t No Good – »Let all the pink-eyed pigeons coo / That people, they just ain’t no good.«
Wer die Hoffnung nicht aufgeben möchte, darf mit Elton Johns Skyline Pigeon träumen: »For just a skyline pigeon / Dreaming of the open / Waiting for the day / He can spread his wings / Fly away again / Fly away, skyline pigeon, fly / Towards the dreams you’ve left so very far behind«

Ich danke Ruprecht Langer herzlich für seine wertvollen Anmerkungen und die bereichernde Zeit im Deutschen Musikarchiv.
Literatur:
- Bloemeke, Rüdiger: La Paloma : das Jahrhundert-Lied / Rüdiger Bloemeke. – Originalausgabe. – Hamburg : Voodoo Verlag, 2005. – ISBN 3-00-015586-4. – d-nb.info/975188305
- Schneider, Karin: Tauben : ein Portrait / von Karin Schneider. – Erste Auflage. – Berlin : Matthes & Seitz, 2021. – (Naturkunden ; No. 69). – ISBN 978-3-7518-0204-8. – d-nb.info/122229401X
Abgebildete Medien aus den Beständen des Deutschen Musikarchivs und der Deutschen Nationalbibliothek mit Link zum Katalog (Reihenfolge wie abgebildet):
Abbildung 2:
- [Bilderbuch] Bring doch mal schnell die Taube ins Bett! / Text und Bilder von Mo Willems ; aus dem Englischen von Monika Osberghaus. – d-nb.info/1098199324
- [Vinyl-Schallplatte] 100 Jahre »La Paloma«. – d-nb.info/1067117210
- [Mini-CD] When doves cry (album version), Purple rain / Prince. – d-nb.info/352253290
- [Sachbuch] Tauben : ein Portrait / von Karin Schneider. – d-nb.info/122229401X
- [Vinyl-Schallplatte] La Paloma, Nur der Wind / Freddy. – d-nb.info/1004053789
Abbildung 5:
- [Vinyl-Schallplatte] 100 Jahre »La Paloma«. – d-nb.info/1067117210
- [Sachbuch] La Paloma : das Jahrhundert-Lied / Rüdiger Bloemeke. – d-nb.info/975188305
- [CD] Folge 1, 20x »La paloma« : unsere schönsten Aufnahmen. – d-nb.info/358684234
- [CD] Folge 2, 20x »La paloma« : unsere schönsten Aufnahmen. – d-nb.info/358898803
- [Vinyl-Schallplatte] La Paloma, Nur der Wind / Freddy. – d-nb.info/1004053789
Abbildung 6:
- [Vinyl-Schallplatte – Single] When doves cry, 17 days / Prince. – d-nb.info/351436898
- [Vinyl-Schallplatte – Maxi-Single] When doves cry (LP version), 17 days / Prince and the Revolution. – d-nb.info/351438033
- [Mini-CD] When doves cry (album version), Purple rain / Prince. – d-nb.info/352253290
Abbildung 7:
- [CD] La colombe et le corbeau / Soprano. – d-nb.info/1010657941
- [Vinyl-Schallplatte] La colombe / Soprano. – d-nb.info/1252395507







Was für ein wunderschöner Beitrag, ganz herzlichen Dank. Macht generell Lust auf Musik und motiviert den vielen spannende Verweisen nachzugehen.
Vielen Dank für diesen sehr schönen und sehr informativen Beitrag über wundervolle Tiere, die zu Unrecht häufig gequält und getötet werden! Ich habe mich gefreut, diesen Artikel zu lesen!