Benutzungsdienste im Wandel – Ein Jahr Interim
Ein Interview mit Michelle de Almeida, Sabine Groß und Lydia Lippold
Die Medienausleihe und damit ein Kernbereich der Benutzungsdienste sowie die Lesesäle in Leipzig befinden sich seit einem Jahr in großen Modernisierungsvorhaben. Wir mussten dafür ja die Lesesäle Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften schließen, wenig später musste auch der MZLS in den Kartenlesesaal umziehen. Mit den Baumaßnahmen werden erhebliche Veränderungen in eurem Arbeitsfeld einhergehen. Als ich nach der Ausbildung 1979 in der damaligen Leihstelle anfing, gab es noch Schalter A-K und L-Z, seitdem hat sich schon viel geändert.
Was ist für Euch bei der Arbeit in der Medienausleihe oder im Lesesaal wesentlich, was hat die enge Tätigkeit mit den Benutzenden in der Vergangenheit geprägt?
Man lernt den Umgang mit Menschen, wird aufgeschlossener.
Die freundlichen Worte, die Dankbarkeit, das Unberechenbare sind sehr motivierend.
In der Medienausleihe und im Lesesaal sind die freundlichen Worte und die Dankbarkeit der Benutzenden für mich besonders wichtig. Ich freue mich immer, wenn ich jemandem bei der Buchsuche helfen kann, und es erfüllt mich zu sehen, wie unsere Unterstützung geschätzt wird.
Hat sich das Bild vom „typischen“ DNB-Leser in den vergangenen Jahren gewandelt?
Es gibt mehr Hektik, Nutzende sind oft ungeduldig, ein Spiegel der Gesellschaft, weiter gibt es weniger Austausch, weniger Herzlichkeit, man wird als Automat wahrgenommen, mehr Nachfrage nach Gruppenarbeit statt nach Arbeit mit Büchern (Richtung 3. Ort, Arbeitsplatz).
Das Bild des „typischen“ DNB-Lesers hat sich definitiv gewandelt. Heute sieht man eine viel größere Vielfalt an Nutzenden, darunter junge Menschen (wie unter 18-jährige), Studierende und Personen aus aller Welt, die an verschiedenen Arten von Medien interessiert sind. Auch das Bedürfnis nach flexiblen Arbeitsräumen und digitalen Angeboten hat das Nutzerprofil stark beeinflusst.
Wie werden sich Eure Arbeitsinhalte im nächsten Jahr verändern?
Durch Modernisierung der Medienausleihe ggf. neue Aufgaben -> Blick über den Tellerrand?
Änderungen gibt es durch mehr Automatisierung, weniger Nutzerkontakt, mehr Effizienz, mehr Anonymität.
Im nächsten Jahr wird der Schwerpunkt verstärkt auf der Optimierung digitaler Angebote und der Automatisierung verschiedener Arbeitsprozesse liegen. Dadurch wird der direkte Nutzerkontakt zwar verringert, gleichzeitig erhoffen wir uns dadurch unsere internen Abläufe effizienter zu gestalten. Trotzdem bleibt das Ziel, den Benutzenden einen noch flexibleren und ortsunabhängigen Zugang zu Informationen zu ermöglichen.
Wie kann man sich den Dienstleistungsaspekt mit dem notwendigen Bestandsschutz in der Zukunft vorstellen?
Die Medien liegen staub- und lichtgeschützt in den Boxen statt frei herum, Datenschutz und Diebstahlschutz werden verbessert.
In Zukunft wird der Dienstleistungsaspekt darauf fokussiert sein, den Zugang zu Informationen so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten, während der Schutz des Bestandes gewährleistet bleibt.
Die Medienboxen sichern neben dem Bestandsschutzaspekt gleichzeitig den Nutzenden einen einfachen Zugang zu seinen Bestellungen.
Seit einem Jahr gibt es das Interim, da kamen viele Dinge auf die Benutzungsdienste zu. Welche Schwerpunkte seht ihr da um die Benutzung trotzdem seit fast einem Jahr so reibungslos wie möglich zu gestalten?
Für ein Interim ist es wirklich sehr schön, es wirkt nicht wie ein Interim. Herr Voigt und die anderen Kollegen von der Haustechnik haben sich selbst übertroffen. Das hat sehr geholfen, sich im neuen Umfeld einzuleben und sich wohlzufühlen.
Auch den Nutzenden hat es optisch sehr gefallen.
Da wir keine Buchtransportanlage im Interim haben, mussten wir auf manuellen Transport umstellen (alle Magazinbestellungen mussten per Wagen persönlich zu uns in die Etage 0 gefahren werden). Durch den Einsatz der Security-Mitarbeiter ist das so reibungslos wie möglich verlaufen. Wir versuchen ständig, es den Nutzenden so recht wie möglich zu machen, sich in deren Bedürfnisse hineinzuversetzen und deren Sichtweise zu verstehen, um Konflikten vorzubeugen.
Seit der Einführung des Interim vor einem Jahr haben wir zahlreiche Schwerpunkte gesetzt, um die Nutzung so reibungslos wie möglich zu gewährleisten. Dies erforderte eine umfassende Neugestaltung und Umstrukturierung vieler Arbeitsabläufe. Auch vor Ort im neuen Interim haben wir uns vollständig neu organisiert, um die besten Voraussetzungen für uns und unsere Nutzer zu schaffen.
Michelle, Lydia und Sabine vielen Dank für das Interview
Alle Bilder: DNB/ Groß; Kühne; Schneider, F. CC BY SA 3.0 DE