„Brief in der Nacht“
Chaja Polaks Essay über Verständigung und Frieden in Gaza
Mit ihrem „Brief in die Nacht“ hat Chaja Polak, eine der herausragenden Stimmen der niederländischen Literatur, einen humanistischen Essay vorgelegt, der mit tiefem Verständnis für die Opfer auf den Nahostkonflikt, auf seine Geschichte und Verästelungen blickt. In einer Kooperationsveranstaltung mit dem Literaturhaus Leipzig hat Chaja Polak ihren Text Ende April im ausverkauften Geisteswissenschaftlichen Lesesaal der Deutschen Nationalbibliothek vorgestellt. Iris Berben hat dem Essay ihre Stimme geliehen. Jan Konst, Freie Universität Berlin, hat die Veranstaltung moderiert.
Im Zentrum des „Briefes in die Nacht“ steht die Frage, ob Verständigung und Frieden in Gaza Utopie sind oder eine realistische Perspektive haben. Chaja Polak erzählt von den Geschichten und Schicksalen hinter den Schlagzeilen und macht klar, dass Trauer und Verzweiflung keine Seiten kennen. Ihr im Verlag Droemer Knaur 2024 publizierter Text, aus dem Niederländischen übersetzt von Bärbel Jänicke, ist ein vehementer Aufruf zum Dialog und zur Reflexion – und zum Handeln.
Mit bemerkenswertem Einfühlungsvermögen zeigt die Bestseller-Autorin, die 1942 im Konzentrationslager geboren wurde, auf, dass Trauer und Verzweiflung keine Seiten kennen – und dass Lösungen nur jenseits von Gewalt gefunden werden können. Ihr Plädoyer für Empathie, Verständigung und Frieden geht unter die Haut, ist ein so eindringlicher wie leiser Appell an die Verantwortung. Der sehr persönliche Text reiht sich in das Werk von Chaja Polak ein; ihre hochgelobten Romanen setzen sich immer wieder mit ihrer Familiengeschichte auseinander.
Die Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und der Krieg in Gaza erschüttern seit mehr als eineinhalb Jahren die Welt. Polaks Essay widmet sich dem komplexen und emotional aufgeladenen Geschehen und fordert mit Blick auf die Hintergründe des israelisch-palästinensischen Konflikts dazu auf, über die Grenzen von Schwarz und Weiß hinauszudenken. Sie argumentiert leidenschaftlich für eine Zukunft, in der Empathie und Verständigung die Grundlagen für einen dauerhaften Frieden bilden. Eine der kompliziertesten geopolitischen Herausforderungen unserer Zeit fordern Nuancen und Empathie – heute mehr denn je benötigt. „Nur der Mensch zählt.“
Chaja Polak, Brief in die Nacht. Gedanken über Israel und Gaza. Übersetzt von: Bärbel Jänicke, Droemer Knaur 2024
Stephanie Jacobs
Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, brennt dafür, Kulturerbe in aktuelle gesellschaftliche Diskurse einzuspeisen.