Das Spannende ist die Interpretation

11. November 2024
von Josephine Kreutzer

Im Frankfurter Lesesaal wird gebaut für einen neuen Servicebereich, selbständige Medienausleihe, neue Sitzgelegenheiten. Eine Staubschutzwand trennt so lange die Baustelle von Lesesaalplätzen. Währenddessen verschönert ein Mural-Graffiti den Aufenthalt der Nutzenden bis März 2025. Künstler Momsko hat fünf Fragen beantwortet.

Der Frankfurter Künstler Momsko vor seinem Werk im Lesesaal der Deutschen Nationalbibliothek

Momsko, was steht hinter Ihrem Stil?

Hinter meinem Stil steht das Verspielte. Die Bilder sollen zum Entdecken anregen. Es
gibt Motive und Objekte, bei denen ich persönlich eine klare Vorstellung habe, was sie
darstellen. Das Spannende entsteht jedoch, wenn andere Personen andere
Interpretationen haben. Es geht nicht darum, klare Motive zu erkennen, es geht darum,
sich Zeit zu nehmen das Mural zu betrachten und eigenständig Objekte zu entdecken.

Kannten Sie die Deutsche Nationalbibliothek vor dem gemeinsamen Projekt oder waren Sie schon mal als Nutzer hier?

In der deutschen Nationalbibliothek habe ich schon oft viel Zeit verbracht.
Hauptsächlich während meines Studiums hier in Frankfurt. Umso spannender ist es nun
diesen Ort aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können. Dieser Hintergrund hat
wiederum einen direkten Einfluss auf meine Arbeitsweise und Inspiration hier vor Ort
gehabt.

Wie lange dauert es, ein Mural zu sprayen?

Das Mural zu sprayen ist nur ein Teil der gesamten Arbeit. Da ich schon lange mit
diesem Medium arbeite, ist die Dauer des reinen Sprühvorgangs von der Größe der zu
bearbeitenden Fläche abhängig. Die eigentliche Arbeit beginnt mit der Betrachtung der
Location, dabei formen sich erste Ideen, diese arbeiten weiter bzw. werden bearbeitet
usw. Nach diesem Prozess folgt die eigentliche reine Umsetzung. Bei diesem Murals
konnte ich die Motive in einem langen Tag umsetzen, der Arbeitsprozess wird jedoch
zusätzlich immer durch Untergrund, Malmedium und Größe der Fläche beeinflusst.

Machen Sie sich ein Konzept, bevor Sie loslegen?

Das Konzept entsteht vor Beginn in meinem Kopf, dabei lasse ich mich von dem Ort,
den Menschen und der Situation beeinflussen. Mir ist wichtig, dass die Murals zu den
Orten passend entstehen. Dementsprechend empfinde ich ein zu konkretes Konzept als
einengend. Natürlich muss es ein Konzept in Hinsicht auf Größe und Anpassung an den
Untergrund selbst geben, die Motive, Figuren und Bilder entstehen jedoch spontan. Ab
dem Zeitpunkt der Planung, bis zur Umsetzung, gibt es immer wieder Ideen, die sich in
meinem Kopf abspielen, diese versuche ich zu sammeln und in meine Bilder
einzubauen. Vor Ort können jedoch so interessante Objekte oder Einflüsse sein, dass
daraus neue Motive entstehen.

Vielleicht geben Sie unseren Nutzenden einen Tipp: Wonach kann man in dem Mural Ausschau halten?

Ich kann nur so viel sagen: Es gibt vermehrt Tiere zu sehen und einige sehr eigene
Interpretationen von Gesichtern und Proportionen

Vielen Dank!

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:DNB, Josephine Kreutzer

2 Kommentare zu „Das Spannende ist die Interpretation“

  1. Richard Voigt sagt:

    Schön, dass sich die DNB auf eine solche Wandgestaltung einlässt!
    Ist das als dauerhaftes Mural vorgesehen oder eine Baustellendekoration?
    Und vielleicht sollte in der Überschrift mitgeteilt werden, in welchem der wohl acht DNB-Lesesäle das Gemälde angebracht wird – mindestens aber, in von welchem Haus die Rede ist!

    1. Josephine Kreutzer sagt:

      Vielen Dank für das positive Feedback! Schön, dass Ihnen die Gestaltung gefällt.

      Das Mural ist etwa fünf Monate im Lesesaal zu sehen. Den Hinweis zum Standort haben wir ergänzt.

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  • ISSN 2751-3238