Die Ära Taylor Swift in der DNB

1. Dezember 2024
von Christina Filbert
Foto von Taylor Swift
Taylor Swift bei den MTV Music Awards 2023, Foto: iHeartRadioCC, CC BY 3.30

Taylor Swift veröffentlichte in den USA im November ihr erstes Buch. Ein guter Anlass, einen Blick auf den Kosmos Swifts – eine Welt scheint nicht mehr zu genügen – zu werfen und zu schauen, ob es zwischen ihrem Kosmos und der Welt der Bibliothekar*innen der Deutschen Nationalbibliothek eine Schnittmenge gibt. Existiert die Ära Taylor Swift nur außerhalb der DNB oder hat sie auch hier bereits Spuren hinterlassen?

Zuerst ein Blick auf das Phänomen Taylor Swift

Der Erfolg von Taylor Swift ist Gegenstand in Wissenschaft und Forschung geworden. Weltweit werden Lesungen zu ihrer Musik, Songtexten, ihrer Fanbase – den Swifties und dem Wirtschaftsfaktor Taylor Swift gehalten. Beispielhaft ist, wie sie Regeln des Showbusiness bricht und Vertriebswege neu definiert.

Vor einigen Jahren knickte selbst Apple ein, als sie in einem offenen Brief kritisierte, dass Künstler*innen während des dreimonatigen kostenlosen Probeabonnements des Streaming-Dienstes Apple Music ihre Musik kostenlos zur Verfügung stellen sollten.

Ihr aktuelles Projekt, die Eras Tour ist in den Ländern, in denen sie gastiert, ein Wirtschaftsfaktor. Im ersten Abschnitt ihrer USA-Tour fanden 52 Konzerte statt. Ihre Fans gaben dabei insgesamt 4,6 Milliarden US-Dollar aus. Das Phänomen, dass Showacts kurzfristig Einfluss auf die Volkswirtschaften haben, in denen sie auftreten, ist bekannt. Allein die Dimensionen, in denen sich diese Tour bewegt, ist größer und die Swifties scheinen großzügiger Geld auszugeben. Unter Wirtschaftswissenschaftlern wird kontrovers diskutiert, ob es sich wie das Wall Street Journal schreibt, um „Taylornomics“ oder doch die übliche Spitze im Konsum durch große Touren, wie sie auch P!nk, Adele oder die Rolling Stones generiert haben, handelt.

Werke von und über Miss Swift

Doch nun ein Blick in die Welt der Bibliothekar*innen der Deutschen Nationalbibliothek: Zum Sammelauftrag der Deutschen Nationalbibliothek gehören auch Musikalien (Noten) und Tonträger. Wer in Deutschland veröffentlichte Noten zu Swifts Werken oder ihre veröffentlichten CDs und Vinylplatten sucht, wird somit bei uns fündig. Sie werden über das Deutsche Musikarchiv in zwei Exemplaren gesammelt (je ein Exemplar für Leipzig und Frankfurt am Main). Details zur über fünfzigjährigen Geschichte des Deutschen Musikarchivs, die eng verbunden ist mit der Entwicklung auf dem Musikmarkt, finden Sie hier.

Im Oktober sorgte Miss Swift für eine große Überraschung, als sie verkündete, dass in den USA am 29. November das erste Buch von ihr erscheinen wird. Es hat den Titel The official Taylor Swift – the Eras Tour Book. Internationale Verkaufsdaten sollten zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Auch hier hat sie, ähnlich wie bei der Veröffentlichung des Konzertfilms zur Eras Tour traditionelle Vertriebswege und Produzenten umgangen. Das Buch wird im Selbstverlag exklusiv bei Target einer amerikanischen Supermarktkette erscheinen. Lange Schlangen am Erstverkaufstag dürften vorprogrammiert sein. Dieses Vorgehen dürfte erneut zusätzliche Dollars auf ihr Konto spülen. Es könnte, wenn ihr Beispiel Schule macht, auch gravierende Folgen für das Buch-Geschäft in den USA und weiteren Ländern haben. Wie es sich in der D-A-CH Region gestalten wird, bleibt abzuwarten.

Die Branche in den USA reagierte nervös, obwohl es sich bei einem Tour-Buch im Grunde nur um weiteres Merchandise zur Tour handelt. Immerhin erschien in Esquire ein Artikel dazu, der einmal mehr darauf verweist, dass Taylor Swift ihrer Denkweise, dass eine Künstlerin ihr Werk zu hundert Prozent besitzen sollte, gefolgt und auch kreative Freiheit ein wichtiger Aspekt für sie sei.

Wissenschaftliche Veröffentlichungen über die Künstlerin finden sich bisher nicht im Bestand der DNB. Angesichts der Tatsache, dass weltweit Vorlesungen über ihre Kunst und ihre Geschäftspraktiken stattfinden, scheint es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch solche Publikationen den Weg auf unsere Server oder in unsere Magazine finden.

Swifties in der DNB?

Nach einer äußerst inoffiziellen Umfrage am Frankfurter Standort fanden sich sofort Swifties unter den Bibliothekar*innen der Deutschen Nationalbibliothek. Wer die Musik nicht mag, findet sich in ihrem Engagement für Minderheiten wieder. Sie bietet allen Menschen, die ihre Konzerte besuchen, einen „Safe Space“. Sicherheit kostet Geld, das sie offensichtlich, wenn man die Berichte über die Konzerte liest, investiert hat.

Miss Swift und ihre Lieblingsbücher

Doch wie Gretchen in Faust I einst fragte: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“, ist für Bibliothekar*innen die Frage nach der Liebe zu Büchern ein wichtiger Gradmesser.

Im Internet kursieren Listen von ihren Lieblingsbüchern, die sie bei Interviews erwähnt hat. Wie für eine bibliophile Songwriterin zu erwarten, findet sich das Buchthema bereits auf ihrem zweiten Album Fearless (veröffentlicht am 8. November 2008 bzw. Taylor’s Version am 9. April 2021) in dem Song Tell Me Why wieder:

“You can write a book on how to ruin someone’s perfect day.”
― Taylor Swift

Foto vom Umschlag der Deutschen Erstausgabe von "Der große Gatsby", Knaur, Berlin 1928
The Great Gatsby, Deutsche Erstausgabe, Knaur, Berlin 1928 Foto: Bibmaniac CC BY-SA 4.0

Bei der Geschichten-Erzählerin Swift ist es keine Überraschung, dass sich unter ihren Lieblingsbüchern Klassiker wie The Great Gatsby von John F. Fitzgerald finden. Diese Ausgabe ist in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig im Bestand.

Zusätzlich tauchen einige Publikationen auf, die typisch für ihre Generation sind wie die Harry-Potter-Reihe von J.K. Rowling oder die Hunger-Games-Reihe von Suzanne Collins.

Foto: Coppenrath Verlag GmbH & Co.KG Edition "Die Spiegelburg"
Foto: Coppenrath Verlag GmbH & Co.KG Edition „Die Spiegelburg“. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Zum Abschluss noch ein Blick auf ein Lieblingsbuch Swifts, das sehr gut die veränderte Sichtweise einer jüngeren Generation zeigt: Rebecca von Daphne du Maurier. Der Song Tolerate it aus dem Album Evermore (2020) beschäftigt sich mit der Liebe zu einem deutlich älteren Mann. Und während frühere Generationen die Romanfigur Maxim de Winter noch romantisierten, ist Swifts Blick auf sein Verhalten weniger schmeichelhaft.

Swifts Werk ist durchzogen mit Kritik an toxischem Verhalten wie The Man aus dem Album Lover (2019), während ihre Sicht auf sich selbst eher so ist:

“My life don’t gravitate towards being edgy, sexy or cool. I just naturally am not any of those things. […] I’m imaginative, I’m smart and I’m hardworking. And those things are not necessarily prioritized in pop culture” – Taylor Swift in CBS This Morning (2014)

Auch Bibliothekar*innen arbeiten hart, sind klug und es interessiert sie wenig, ob sie jemand als edgy, sexy oder cool einordnet.

Zum Schluss ein kurzer Blick auf die „Easter Eggs“ für die Taylor Swift mittlerweile auch berühmt ist. Gemeint sind hier Anspielungen in Kleidung, Farben, Ausstattung in ihren Videos, bei Auftritten oder in Interviews. Wer recherchiert, findet Millionen Videos weltweit zu diesem Thema. Ein kluger Schachzug, der das Gemeinschaftsgefühl der Swifties und die „gefühlte“ Verbindung zwischen Star und Fans stärkt. Zusätzlich ist es kostenloses Marketing, bleibt Swift allein durch echte oder manchmal auch eingebildete „Easter Eggs“ weiter im Gespräch, ohne weiteren Content veröffentlichen zu müssen. In der Bibliothek ist die Suche nach Ostereiern eher unüblich. Die Recherche ist eine Domäne von Bibliothekar*innen. Allein das Zeitmanagement zwingt manchmal die Suche nach Informationen kürzer zu gestalten als es sich Swifties bei ihrer Recherche leisten können

Als Fazit bleibt, dass Miss Swift und die Bibliothekar*innen der DNB mindestens die große Liebe zu Literatur gemeinsam haben. Die Bibliothekar*innen arbeiten nicht in einem Elfenbeinturm. Ganz im Gegenteil, sie stehen mitten im Leben und sind auch auf Social Media Kanälen wie Instagram vertreten.

Zum Schluss ein weiteres Zitat von Taylor Swift, das auch hervorragend zu den Mitarbeiter*innen der Deutschen Nationalbibliothek passt:

“Just be yourself, there is no one better.”
― Taylor Swift

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Foto: iHeartRadioCC, CC BY 3.30

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