Die DNB beim Bundesweiten Vorlesetag
Vorlesen: in fremde Welten eintauchen, auf Reise gehen und mit Helden mitfiebern. Vorlesen heißt auch, sich Zeit für einander nehmen, gemeinsam Text und Bilder erschließen, um anschließend darüber zu reden. Es ist der erste Kontakt von Kindern mit Literatur und grundlegend für das weitere Lesen.
Zum Bundesweiten Vorlesetag am 18. November 2022 ließen wir an den beiden Standorten der Deutschen Nationalbibliothek die Bücher lebendig werden. Auch das Deutsche Buch- und Schriftmuseum und das Deutsche Exilarchiv beteiligten sich mit Vorlese-Angeboten.
Leipzig
Paul Maars „Das Sams feiert Weihnachten“ begeisterte in Leipzig insgesamt vier 2. Klassen einer nahgelegenen Grundschule. Gemeinsam mit dem rothaarigen Sams wunderten sich die Kinder, warum Papa Taschenbier plötzlich so viele Geheimnisse hat und warum plötzlich ein Baum im Wohnzimmer Einzug hält. Das winterliche Thema passte hervorragend zu den ersten Schneeflocken, die vor dem Fenster tanzten.
Um auf die Präsentation des Deutschen Buch- und Schriftmuseums „Verbrieften Freundschaften“ von Axel Scheffler einzustimmen, lasen die Kolleg*innen verschiedene Bilderbücher des Illustrators vor. Anschließend besuchten die kleinen und großen Gäste die Ausstellung und entwarfen selbst einen Briefumschlag.
Im Zentrum der Angebote des Exilarchivs stand jeweils das von Susana Gómez Redondo verfasste und von Sonja Wimmer illustrierte Buch „Am Tag, als Saída zu uns kam“, das im Peter Hammer Verlag erschienen ist. Saída kommt aus Marokko in ein ihr unbekanntes Land mit einer ihr fremden Sprache. Dort wird ein Mädchen auf Saída aufmerksam und wundert sich, dass Saída traurig und schweigsam ist. Das Mädchen will sich mit Saída anfreunden und ihr helfen. Sie glaubt, Saída hat ihre Worte verloren und sucht daraufhin in allen Ecken und Winkeln nach ihnen, findet sie jedoch nicht. Dann versteht das Mädchen, dass Saída ihre Worte nicht verloren hat, sondern eine andere Sprache spricht und deshalb so schweigsam ist. Das bringt das Mädchen auf die Idee, mit Saída Worte zu tauschen, sodass sie beide eine neue Sprache kennenlernen. In Vorlesepausen lasen die Kinder gemeinsam einige Worte vor, die Saída und ihre Freundin in der Geschichte tauschten, und sie suchten auf dem Globus Saídas Herkunftsland.
Frankfurt
Autorin und Illustratorin Anke Kuhl las im Frankfurter Vortragssaal aus „Manno! Alles in echt so passiert“. In kurzen Comic-Episoden tauchten die Besucher*innen in die Welt der kleinen Anke und erlebten durch ihre Augen die ganz normalen Herausforderungen der Kindheit in den 70ern: Die Kriegsgeschichten des Opas, im Gelächter endende Streits mit der großen Schwester, die erste Brille oder der erste Krankenhausbesuch. In einer Zugabe über Konrad Knöterich lauschten alle gespannt der Suche nach der allerschönsten Umarmung. Etwa sechzig Minuten wurde nicht nur gelesen, sondern auch mit Live-Zeichnung begeistert. Bei der Signierstunde im Anschluss gab es darüber hinaus die Gelegenheit für ein Federwerk der Autorin im eigenen Buch.
Das Vermittlungsteam des Exilarchivs lud Kitas ein, um auch in Frankfurt Saídas Geschichte vorzulesen. Die Kinder erfuhren zunächst noch ein wenig über die Deutsche Nationalbibliothek und das Exilarchiv und auch etwas darüber, dass ein Koffer nicht nur ein nützliches Gepäckstück ist. In einer entspannten Leseatmosphäre mit Matten und Sitzkissen lauschten die Kinder der Erzählung und betrachteten die Illustrationen, die auf eine große Leinwand projiziert wurden. In einer Pause zwischen den beiden Vorlesephasen spielten die Kinder „Stille Post“: Sie flüsterten sich gegenseitig Bezeichnungen von Gegenständen ins Ohr, die sie auf eine Reise unbedingt mitnehmen wollen. Nachdem sich die Kinder auf die Geschichte konzentriert hatten, tobten sie sich zum Abschluss beim Spiel „Obstsalat“ etwas aus.