Eine kurze Geschichte … der Mikroform
Um wertvolle oder umfangreiche Dokumente zu archivieren und lang haltbar zu machen, war Mikroverfilmung jahrzehntelang die gängigste Methode. Das Verfahren, bei dem gedruckte Vorlagen analog auf Filmmaterial verkleinert abgebildet werden, bietet einige Vorteile.
Für die Ewigkeit
Der französische Fotograf und Chemiker René Dagron gilt als Vater des Mikrofilms. Nach Versuchen mit Kollodium (einer Lösung aus Alkohol und Ether) auf Glas meldete er 1859 ein Patent für die Erstellung von Mikrofotografien an. Während der Belagerung von Paris im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 half er bei der Kommunikation, indem er Nachrichten auf Mikrofotografien per Brieftaube in die belagerte Stadt bringen ließ.

Mikroformen sind papiernen Dokumenten in einer Hinsicht überlegen: bei optimaler Lagerung sind sie trotz regelmäßiger Nutzung Jahrhunderte lang haltbar. Die idealen Bedingungen betragen 20-21°C und 50% relative Luftfeuchtigkeit. Damit überdauern sie auch digitale Datenträger, welche nach wenigen Jahrzehnten schon nicht mehr lesbar sind.
Neben der langen Haltbarkeit hat die Mikroverfilmung von Dokumenten aber noch andere Vorteile: sie spart beispielsweise gigantische Mengen an Magazinfläche. Bibliografien, Tageszeitungen oder Telefonbücher etwa sind in dieser Form sehr viel platzsparender für Bibliotheken und Archive. Auch in anderen Einrichtungen oder Unternehmen können große Datenmengen unkompliziert analog gespeichert werden.
Im Barbarastollen bei Freiburg im Breisgau, dem zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, befinden sich auf über einer Milliarde Mikrofilmaufnahmen bedeutende Dokumente von nationaler Bedeutung. Er ist das größte Archiv zur Langzeitarchivierung Europas und soll im Falle eines bewaffneten Konflikts das Kulturgut schützen.
Wie funktionieren Mikroformen?
Heute gibt es vor allem zwei Hauptarten von Mikroformen: den Mikrofilm, der meist in Kassetten oder Spulen gelagert wird, und den etwa postkartengroßen Mikroplanfilm, besser bekannt als Mikrofiche.
Die Basis des Mikrofilms besteht in der Regel aus Polyester. Darüber befindet sich eine lichtempfindliche Beschichtung aus Diazoniumsalzen oder einer Silberhalegonid-Emulsion – je nachdem spricht man entweder von einem Silberfilm oder Diazofilm. Die meisten Mikroformen sind monochrom in schwarz-weiß gehalten, vereinzelt gibt es aber auch Farbmikrofilme.
Um einen Mikrofilm rückzuvergrößern und so lesbar zu machen, benötigt man ein spezielles Lesegerät: den sogenannten Readerscanner. Über den PC kann man so die gesuchte Stelle finden und damit arbeiten.


Benutzung in der DNB
In der Deutschen Nationalbibliothek bilden Mikroformen nur einen kleinen Teil des Bestands, da alle Medienwerke möglichst im Original bewahrt werden sollen, was in der Regel Papier ist. Falls Medien aus Bestandsschutzgründen nicht mehr zur Benutzung freigegeben werden können, kann ggf. auf ein Digitalisat zurückgegriffen werden. Einige Publikationen (vor allem Tageszeitungen) erscheinen jedoch sowohl als Druck- als auch als Mikrofilmausgabe.
Wie Printmedien können auch Mikroformen ganz regulär über den OPAC bestellt werden und an der Medienausleihe abgeholt werden. In den Lesesälen beider Standorte gibt es spezielle Arbeitsplätze, die mit Readerscannern ausgestattet sind. Diese können selbstständig von Nutzer*innen bedient werden, bei Bedarf bietet das Fachpersonal in den Lesesälen aber gern Unterstützung zur Nutzung der Geräte an. Bei der Rückvergrößerung an den Lesegeräten können auch Ausdrucke erstellt werden.



Abschließend kann man also feststellen, dass der Mikrofilm vielleicht ein wenig eingestaubt wirkt, aber nach wie vor ein bedeutendes Mittel der Langzeitarchivierung ist. Besonders in Einrichtungen, in denen Bestandserhaltung eine große Rolle spielt, kann er eine langfristige Methode zur Bewahrung von Kulturgut sein.

Noelle Lesinski
Noelle Lesinski ist als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste im Medieneingang der Deutschen Nationalbibliothek am Standort Leipzig tätig.