Inge Auerbacher und Kurt S. Maier zu Besuch im Exilarchiv

27. November 2024
von Dr. Sylvia Asmus

Für unsere Ausstellung „Frag nach!“ und die digitalen, interaktiven Zeitzeugnisse haben wir eng mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier zusammengearbeitet. Sie haben nicht nur in Interviews ihre bewegende Geschichte erzählt und über 900 Fragen beantwortet, sondern auch Fotografien und Dokumente zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus haben sie aktiv an der Entwicklung vieler Ausstellungselemente mitgewirkt.

In der Ausstellung können Besucher*innen nun mit den interaktiven Zeitzeugnissen von Kurt S. Maier und Inge Auerbacher sprechen. Kürzlich gab es jedoch auch die Gelegenheit, die beiden persönlich in Frankfurt zu treffen.

Die Ausstellung „Frag nach!“ und die digitalen Interviews bieten aufgrund ihrer breiten Themenvielfalt zahlreiche Workshop-Angebote mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das Vermittlungsteam des DEA hat daher die folgenden Workshops entwickelt:

Lehrkräfte treffen Inge Auerbacher

In einer etwa dreistündigen Veranstaltung erkundeten Lehrkräfte und Multiplikator*innen am 7. Oktober 2024 gemeinsam die Ausstellung „Frag nach!„. Sie erhielten Einblicke, was sie und ihre Schüler*innen oder Jugendgruppe bei einem Besuch dort erwartet. Auch der Einsatz der interaktiven Interviews im eigenen Unterricht wurde vorgestellt und diskutiert.

Bei diesem Termin gab es auch Gelegenheit, mit Inge Auerbacher ins Gespräch zu kommen: Was waren ihre Motive, an einem digitalen interaktiven Interview mitzuwirken? Und warum ist es ihr wichtig, dass ihre Geschichte für die Zukunft bewahrt wird und vor allem Jugendliche Gelegenheit erhalten, sie in der Ausstellung „Frag nach!“ kennenzulernen?

Besuch von Kurt S. Maier in Frankfurt am Main

In einem Zeitzeugengespräch im Exilarchiv erzählte Kurt S. Maier am 8. November 2024 einer 13. Klasse der Max-Beckmann-Schule, Frankfurt seine Lebensgeschichte. Zuvor hatte die Klasse die Ausstellung „Frag nach!“ besucht und sich mit dem dort angebotenen Bildungsprogramm und der Interaktion mit dem digitalen Zeitzeugnis auf das Gespräch mit Kurt S. Maier vorbereitet. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der digitalen Interviews im Vergleich zum direkten Gespräch mit dem Zeitzeugen wurden angeregt diskutiert.

Besonders auch für spezifische Berufsgruppen und deren Fragestellungen ist die Ausstellung von Interesse. So haben wir für die Polizei Frankfurt und das Landeskriminalamt ein spezielles Programm entwickelt, das anhand der Lebensgeschichten von Inge Auerbacher und Kurt S. Maier das polizeiliche Handeln im Nationalsozialismus thematisiert. Dabei wird diskutiert, welche Lehren Polizistinnen und Polizisten aus der Vergangenheit für ihre heutige Arbeit ziehen können.

Das Polizeipräsidium Frankfurt hatte uns ebenfalls zu sich eingeladen. Anlässlich des Besuchs von Kurt S. Maier in Frankfurt am Main fand dort ein Zeitzeugengespräch statt. Vor etwa 170 Polizistinnen und Polizisten teilte Kurt S. Maier im Gespräch mit der Leiterin des Exilarchivs, Sylvia Asmus, seine Erlebnisse und Erfahrungen. Er sprach über die Entrechtung und Verfolgung, seine Deportation und die Zeit im Lager Gurs. Doch auch wertvolle Einsichten aus seinem Leben gab er weiter. Mit eindringlichen, aber zugleich humorvollen Worten beantwortete er zahlreiche Fragen aus dem Publikum.

Polizeipräsident Müller begrüßte die Veranstaltung und überreichte zum Abschluss ein signiertes Buch an Kurt S. Maier sowie Blumen an Sylvia Asmus. Ein besonderes Highlight war die Hin- und Rückfahrt zum Polizeipräsidium, begleitet von einer kleinen Eskorte.

Die Polizistinnen und Polizisten brachten ihre Eindrücke und ihren Dank an Kurt S. Maier in einem Buch zum Ausdruck, das sie ihm im Anschluss überreichten. Die Veranstaltung war insgesamt sehr gelungen und hinterließ einen tiefen Eindruck – bei den Teilnehmenden, den Organisator*innen und bei dem Zeitzeugen.

Sylvia Asmus, Kurt S. Maier und Theresia Biehl (v. l. n. r.) vor der Paulskirche. Foto: DNB

Ein weiteres Highlight war die Veranstaltung  in der Paulskirche zum Gedenken an die Novemberpogrome von 1938. Eine Lesung aus den Briefen von sogenannten „Kindertransportkindern“ stimmte die Gäste nachdenklich. Wir freuen uns, dass unsere Ausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“ (Trailer) in diesem Zusammenhang als wichtige Informationsquelle empfohlen wurde. Besonders berührt zeigte sich Kurt S. Maier, als Oberbürgermeister Mike Josef ihn namentlich begrüßte und auf seine Biografie sowie die Ausstellung „Frag nach!“ hinwies.

Wir sind dankbar für die erneuten Begegnungen mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier und freuen uns schon auf die kommenden Besuche!

Sylvia Asmus

Dr. Sylvia Asmus ist Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Theresia Biehl/Alexander Paul Englert

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