Mehr Musik im Archiv
Die Zukunft des Deutschen Musikarchivs
Mit dem Deutschen Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek (DMA) wird auf der Basis eines gesetzlichen Auftrags die Entwicklung der Musik, des Musiklebens und die Arbeit der Musikschaffenden des 20. und 21. Jahrhunderts dokumentiert – soweit sich diese Entwicklung aus Musikwerken ableiten lässt, die als Musikalien (Noten) oder als aufgezeichnete Musik veröffentlicht und verbreitet werden. Basierend auf seiner aktuellen und musikhistorischen Sammlung könnte das DMA jedoch mehr leisten, als ein musikbibliografisches Informationszentrum Deutschlands zu sein.
DMAPlus
Deshalb wird die Gestaltungsfähigkeit des Deutschen Musikarchivs unter den Bedingungen und mit den Möglichkeiten der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) gestärkt: Das neue Format, welches Anfang 2021 implementiert wurde, heißt DMAPlus. DMAPlus besteht aus einer Kerngruppe von acht Mitarbeitenden der DNB, die das Know-how der Bereiche Benutzungsdienste, Digitale Dienste, Automatische Erschließung und Netzpublikationen, Formalerschließung sowie Informationsinfrastruktur zusammentragen. Organisatorisch geschieht dies in Form einer Overlaystruktur: Die Personen bleiben ihren Linien-Abteilungen und -Referaten zugeordnet, arbeiten aber zu einem festgelegten Prozentsatz für das DMA. Der Leiter des DMA Ruprecht Langer übernimmt in dieser Struktur die Rolle des Fachvorgesetzten.
So werden Schnittstellenaufgaben zwischen dem DMA und den anderen Organisationseinheiten der DNB besser geplant und umgesetzt. Dies betrifft vor allem Aufgaben der Digitalisierung, Öffentlichkeitsarbeit (Führungen, Veranstaltungen, Ausstellungen), Kataloganreicherung, sowie die Beantwortung von Anfragen zum Bestand und zur Recherche.
Gesetzlich fundierte Standardaufgaben, wie der Bestandsaufbau und die Erschließung von Tonträgern und Musikalien sowie deren Archivierung, Erhaltung und Bereitstellung werden weiter in den Fachbereichen betreut.
Neben der DMAPlus-Kerngruppe existiert unverändert die seit zwei Jahren etablierte erweiterte DMAPlus-Gruppe, die als lockeres, offenes Team der Kommunikation zu Musikthemen zwischen den Organisationseinheiten dient.
DMA4.0
Für die kommenden Jahre ist geplant, das DMA so auszubauen, dass die umfangreiche Sammlung von Musikalien und Musiktonträgern stärker für wissenschaftliche und kulturelle Kooperationen mit Wissenschaftler*innen und weiteren Musikeinrichtungen genutzt wird. So werden bisherige Lücken in der historischen Musikdokumentation unserer Zeit gefüllt. Dafür bedarf die Rolle des DMA als zentraler Zugangspunkt für veröffentlichte Musik der Unterstützung durch ein Aktionsfeld, das sowohl die Anknüpfungen an Wissenschaft und Forschung als auch die kulturelle Vermittlungsarbeit besetzt. Die musikbibliografische Kernaufgabe soll verbunden werden mit der Sammlung und Dokumentation weiterer Quellen des 20. Und 21. Jahrhunderts, die für die Musikgeschichte relevant und für die musikwissenschaftliche Forschung notwendig (aber bisher nicht verfügbar) sind. Hierzu werden Konzepte erarbeitet, die in den Gremien der Deutschen Nationalbibliothek beraten werden.
In seiner Berliner Zeit von 1970 bis 2010 (DMA1.0) war das DMA als eigene Abteilung verhältnismäßig eigenständig und hatte jedoch eine nur geringe Außenwirkung. Mit dem Umzug nach Leipzig wurde die Organisationsstruktur des DMA effizient in die DNB integriert (DMA2.0) und weitestgehend auf die Sammlung von Pflichtstücken ausgerichtet. Durch die neuen Räumlichkeiten und die engere Einbindung in die Organisation der DNB erhielt das DMA gleichzeitig einen weithin sichtbaren Ort.
Durch die Etablierung der Overlaystruktur DMAPlus (DMA3.0) gewinnt das DMA nun eine belastbare und nachhaltige Arbeitsstruktur innerhalb der DNB.
Das DMA4.0 kann sich durch die geplante Erweiterung der gesetzlich basierten Musiksammlung bis 2030 zu einem Musikarchiv entfalten, das für Musik- und andere Bereiche mehr noch als heute eine wichtige thematische Anlaufstelle sein wird.