Wieder in der Stadt!
Temporäre Comic-Installationen begleiten die Ausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“. Sechs Kinder kehren so vorübergehend nach Frankfurt zurück.
Es war ein besonderer Moment des Wiedererkennens, und das gleich am Abend der Ausstellungseröffnung. „Die Figur kenne ich, die habe ich schon in der Stadt gesehen“, sagte ein Besucher beim Betreten der Ausstellung. Er zeigte auf die Comic-Figur der rollschuhfahrenden Renate Adler, die im Ausstellungsraum steht, und die zeitgleich zur Eröffnung der Ausstellung an verschiedenen Orten in der Stadt aufgestellt worden war: Am Zoo, den sie als Kind häufig mit ihren Eltern besuchte und am Philanthropin, der Schule, auf die sie bis zu ihrer Flucht aus Frankfurt ging.
Der Besucher war ein besonderer Besucher: Der Enkel von Renate Adler (später Renata Harris), der erfreulicherweise mit seinem Vater, dem Sohn von Renata Harris, zur Eröffnung nach Frankfurt gekommen war.
Für die Ausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“ haben wir in Zusammenarbeit mit unserer Ausstellungsagentur Space 4 ein besonderes Format entwickelt, um dem Thema auch im Stadtraum Sichtbarkeit zu verschaffen. Über zwei Zeiträume hinweg werden Comic-Figuren aus der Ausstellung als temporäre Installationen an verschiedenen Orten in Frankfurt aufgestellt. Die Figuren waren bereits im September 2021 für vier Wochen zu sehen, seit dem 23. Februar sind sie wieder in der Stadt zu sehen – und bleiben dort bis zum Ende der Ausstellungslaufzeit.
Die Comicfiguren zeigen Lili Fürst, Renate Adler, Elisabeth Calvelli-Adorno, Josef Einhorn, Karola Ruth Siegel und Liesel Carlebach – und zwar so, wie sie von den Comiczeichner*innen für die Ausstellung geschaffen wurden. Die sechs Kinder stehen im Zentrum der Ausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“, die derzeit in unserem Haus in Frankfurt zu sehen ist. Ihre Kindheit verbrachten die sechs Kinder in Frankfurt, bevor sie mit den sogenannten „Kindertransporten“ Frankfurt verließen: nach England, Schweden, Palästina und in die Schweiz. Sie überlebten so den mörderischen Antisemitismus der Nationalsozialisten. Die meisten von ihnen kehrten nie wieder nach Frankfurt zurück.
Die Kinder hinterließen Leerstellen. Nicht nur in ihren Familien, von denen sie zumeist für immer getrennt wurden und die sie nie wiedersahen, sondern auch in der Stadt: in den Klassenzimmern, auf den Schulhöfen, den Spielplätzen, in den Schwimmbädern und den Parks.
Und genau dorthin kehren sie nun symbolisch zurück – temporär und in künstlerischer Form. Die Comic-Aufsteller sind in der Nähe ihrer früheren Wohnorte, in der Nähe der von ihnen besuchten Schulen, am Zoo und an Spielplätzen zu sehen. Jede der Comic-Figuren drückt eine unterschiedliche Stimmung aus – von der lebensfrohen Rollschuhfahrerin Renate Adler bis zum in sich gekehrten, traurigen Mädchen Lili Fürst.
Die Zeichnungen stammen von den sechs Comiczeichner*innen, die wir für die Ausstellung gewinnen konnten. Hamed Eshrat, Illi Anna Heger, Sascha Hommer, Magdalena Kaszuba, Ilknur Kocer und Birgit Weyhe haben sich jeweils einer Biografie angenommen und sie in Form eines Comics dargestellt. Über einen QR-Code können Passant*innen den Teaserfilm zur Ausstellung abrufen. Die Figuren sind zudem auch im Lesesaal der DNB-Frankfurt zu sehen.