Vergangenheit und Zukunft der Wissensspeicherung

16. März 2023
von Stefanie Stolle

Architektur, Ästhetik, Funktion

Im Wintersemester 2022/23 hat das Deutsche Buch- und Schriftmuseum zusammen mit dem Institut für Kunstgeschichte an der Universität Leipzig ein Masterseminar angeboten, das unter dem Titel „Architekturen, Ästhetiken und Funktionen des Speicherns“ einen analytischen Blick auf Vergangenheit und Zukunft der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) geworfen hat. In einer Blogreihe nehmen wir, die Teilnehmenden des Seminars, Sie mit auf eine Reise durch die Zeit. Wir zeigen Ihnen verborgene Orte der Wissensspeicherung, analysieren die Geschichte des Lektüreverhaltens im Spiegel der Lesesäle, ordnen die Architektur des Hauses in den Kontext der Baugeschichte von Gedächtniseinrichtungen und blicken in die Zukunft.

Ermöglicht wurde dieses Seminar durch das Engagement von Dr. Stephanie Jacobs, der Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der DNB, und Prof. Arnold Bartetzky, Leiter der Abteilung „Kultur und Imagination“ am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) und Honorarprofessor am Institut für Kunstgeschichte. Unser Dank gilt außerdem der Bundesfreiwilligen Sina Wieland und den Mitarbeiter:innen der DNB, die uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag und die Abläufe einer Forschungsbibliothek ermöglichten sowie spannende Anekdoten aus der Geschichte des Hauses mit uns teilten.

Außen und Innen

Unsere Reise beginnt in der Vergangenheit, genauer gesagt im Jahr 1912, als die DNB in Leipzig gegründet wurde. Das Gebäude, das Oskar Pusch, der Architekt des Gründungsbaus, entworfen hat, wurde von Anfang an als „Gedächtnis der Nation” und täglich wachsende Archivbibliothek konzipiert. Seit den ersten Planungen war klar, dass es Erweiterungen der Bausubstanz geben würde. Die Entwicklung der Deutschen Bücherei lässt sich nicht nur an der Außengestaltung des Baukomplexes, sondern auch an der Inneneinrichtung, dem Dekor und der Möblierung ablesen.

Im Mittelpunkt unseres Interesses stehen u.a. die acht Lesesäle, die uns anhand ihrer Innenarchitektur und künstlerischen Ausstattung – dem Bild- und Skulpturenprogramm – Einblicke in über ein Jahrhundert Bau- und Kunstgeschichte, aber auch in die Geschichte des Lektüreverhaltens ermöglichen.

Die Gerätschaften und Apparaturen zur Wissensspeicherung sind ebenfalls ein lebendiges Zeugnis für die wechselvolle Geschichte der DNB: angefangen von den Regalsystemen und Karteikästen bis hin zu den Rohrpost- und Telekommunikationsanlagen sowie der Buchtransportanlage, die das Gebäude durchziehen wie das Nervensystem eines Organismus.

Fragestellung

Unsere Untersuchung konzentriert sich insbesondere auf die visuelle Gestaltung des Hauses, um ästhetisch-funktionale Zusammenhänge und historische Schichten aufzudecken. Dabei können wir nicht nur zeitgenössische Vorstellungen von Stil, Funktionsweisen und repräsentativen Aufgaben der Nationalbibliothek erkennen, sondern auch die Entwicklung des Leseverhaltens im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert anhand der Bauwerke und ihrer Einrichtung nachvollziehen.

Wir laden Sie herzlich dazu ein, gemeinsam mit uns auf eine Entdeckungsreise in die Geschichte und Gegenwart der DNB zu gehen. Folgen Sie uns auf dieser spannenden Reise durch die Architekturen, Ästhetiken und Funktionen des Speicherns.

Diese Blog-Reihe startet am 16. März 2023. Alle zwei Wochen wird jeweils am Donnerstag ein neuer Beitrag veröffentlicht. Der nächste erscheint am 30. März 2023.

Stefanie Stolle studiert seit 2018 Kunstgeschichte an der Universität Leipzig. Ihre Forschungsinteressen liegen an den Schnittstellen der Kunstgeschichte zu den Digital Humanities und der Raumforschung mit einem besonderen Augenmerk auf Forensic Architecture, Bilderzählungen und Narrativik.

Im Kontext seiner Kooperation mit der Wissenschaft hat das Deutsche Buch- und Schriftmuseum im Wintersemester 2022/23 einen Lehrauftrag an der Universität Leipzig durchgeführt, das sich unter dem Aspekt der Gestaltung, Funktionen und Ästhetiken des Speicherns mit der spannenden 111-jährigen Geschichte der DNB beschäftigt. Es ist eine in der Strategie der DNB fest verankerte Lehrkooperation, deren Ergebnisse zugleich Auskunft geben über 111 Jahre Bibliotheksgeschichte.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Eric Kemnitz

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