Zwischen den Regalen – Heidi Rehn
In Zwischen den Regalen kommen Nutzende der Deutschen Nationalbibliothek zu Wort. Sie kommen aus unterschiedlichen Gründen und aus unterschiedlichen Bereichen. Sie nutzen die Lesesäle in Leipzig und Frankfurt als Recherche, Arbeits- oder Lernort. Hier geben sie Einblicke in ihre Arbeit, stellen Projekte vor und erzählen ihre Geschichte.
Heidi Rehn sitzt zwischen unseren Regalen, jedoch anders als Sie vielleicht denken: Ihr jüngstes Werk „Die Tochter des Zauberers. Erika Mann und ihre Flucht ins Leben“ steht bei uns in Leipzig und Frankfurt und zwar im Magazin. Bibliotheken – vor allem die in ihrem Wohnort München – ziehen sie einfach magisch an.
Heidi Rehn ist als Schriftstellerin und Journalistin in der Gegenwart verwurzelt und wirft nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte tiefe Blicke in die Vergangenheit. Immer wieder sind es die vergessenen und verlorenen Geschichten von Frauen, die sie zur Feder greifen lassen – die historischen Kontexte spielen dabei mehr als nur Nebenrollen in ihren Büchern.
Ihr Oevre umfasst historisch-biografische Romane sowie historische Romane und Krimis. Gerne besucht die gebürtige Rheinländerin die wunderbaren Bibliotheken ihrer Wahlheimat München, um für ihre Bücher zu recherchieren und sich inspirieren zu lassen. Dass sie als Bücherfreundin und Leserin auch auf privaten Reisen Bibliotheken besucht, schreibt sie in ihrem Beitrag nicht, doch wir verraten es Ihnen …

Foto: Susie Knoll
Bitte stellen Sie sich uns kurz vor
Ich heiße Heidi Rehn, bin am Rhein geboren und aufgewachsen und lebe seit fast vierzig Jahren in München, einem wahren Paradies, was Bibliotheken, Verlage und Bücher generell insgesamt betrifft. Schon während meines Studiums der Germanistik und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität habe ich die Bayerische Staatsbibliothek sowie die Uni- und auch die Münchner Stadtbibliothek schätzen gelernt. Als ich einige Semester BWL im Nebenfach belegt habe, bin ich innerhalb kürzester Zeit als studentische Hilfskraft in der Lehrstuhlbibliothek gelandet. Bibliotheken ziehen mich einfach magisch an, Bücher sowieso.
Dass ich selbst einmal welche schreiben würde – inzwischen sind es über zwanzig Romane und ebenso viele Beiträge in Anthologien -, hatte ich eigentlich nicht geplant, nur schreiben wollte ich schon immer. Bei der Recherche für meine Bücher meine Leidenschaft fürs Lesen und für Bibliotheken „professionell“ betreiben zu können, ist eine der größten Freuden für mich.

Foto: Heidi Rehn
Woran arbeiten Sie gerade und benutzen Sie dafür eine Bibliothek?
Aktuell stehe ich noch relativ am Beginn – und stecke zugleich bereits mittendrin – eines neuen historisch-biographischen Romans, ein schon lang gehegtes Herzensprojekt, das ich dank der Unterstützung eines wundervollen Münchner Verlags endlich realisiere. Natürlich besuche ich dafür gerade jetzt in der Anfangsphase fleißig die Bibliotheken. Ich freue mich schon, dafür vor allem in der Monacensia – die in einer ehemaligen Künstlervilla untergebrachte Spezialabteilung der Münchner Stadtbibliothek zu Münchner Kultur und Geschichte – zu recherchieren. Dort liegt unter anderem auch der schriftliche Nachlass von Erika und Klaus Mann sowie von vielen anderen Münchner Künstler*innen. Für meinen Roman über Erika Mann habe ich dort ebenfalls schon viel gearbeitet – und auch dort geschrieben, denn die Monacensia ist – noch – ein Geheimtipp.

Foto: Julia Ripke
Wovon handelt das Buch, das wir im Magazin der Deutschen Nationalbibliothek für Sie fotografiert haben?
„Die Tochter des Zauberers. Erika Mann und ihre Flucht ins Leben“ schildert die ersten Jahre Erika Manns im amerikanischen Exil. Nach dem Scheitern ihres politischen Kabaretts „Die Pfeffermühle“ begann sie, als politische Rednerin für Demokratie, Frieden und Freiheit zu kämpfen und die amerikanische Öffentlichkeit über Hitler und den europäischen Faschismus aufzuklären. Eine aufreibende Zeit für sie. Heute ist das alles nahezu völlig hinter dem Bild von ihr als der streitbaren – und nicht ganz unumstrittenen – Nachlassverwalterin von Bruder Klaus und Vater Thomas zurückgetreten. Dabei wäre Thomas Manns politisches Engagement ohne Erika und ihren engagierten Einsatz damals gar nicht denkbar.
Wie schätzen Sie die nachbarschaftlichen Verhältnisse der Bücher im Magazin der DNB zu Ihrem Werk ein?

Sehr inspirierend – zum einen ein politischer Aufruf. So etwas wäre sicher ganz in Erika Manns Sinn. Dazu etwas originellere Reiseliteratur, wie sie sie selbst auch in jüngeren Jahren zusammen mit Bruder Klaus verfasst hat, zum anderen historische Romane und Krimis. Es ist einfach immer wieder faszinierend, in welchen Umgebungen sich Bücher in Bibliotheken befinden. Eine ganz klare Einladung, zu stöbern und sich einfach mal überraschen zu lassen und gedanklich auf die Reise zu begeben.






