„Dauerbrenner“. Zehn Jahre Zeichen – Bücher – Netze.
Vor zehn Jahren eröffnete das DBSM seine neue Dauerausstellung – ein Grund zum Feiern
Am 13. März vor zehn Jahren eröffnete das Deutsche Buch- und Schriftmuseum seine neue Dauerausstellung, die unter dem Titel „Zeichen – Bücher – Netze. Von der Keilschrift zum Binärcode“ 5.000 Jahre Mediengeschichte erzählt und einen Blick in die Zukunft der Medien wagt. Dieses junge Jubiläum möchte das Museum im März mit einem kleinen Bündel an Aktionen feiern, um mit Dankbarkeit, vielleicht sogar ein wenig Demut an die große Chance zu erinnern, die ein Museumsneubau in diesen Zeiten bedeutet. Denn mit dem Vierten Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig hat für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum eine neue Ära mit einem erweiterten Aktionsradius begonnen. Hier sind nicht nur die vier verschiedenen Ausstellungsflächen und das museumspädagogische Kabinett zu nennen, sondern vor allem auch der Museumslesesaal, die Magazine und die nach Jahren der Zerstreuung endlich zusammenhängenden Büroräume.
Aktionswoche
Mit einer ganzen Reihe an Veranstaltungen und Angeboten möchte sich das Museum in der Woche um den 13. März bei seinem Publikum, aber auch den Kooperationspartner*innen und Kolleg*innen bedanken – für Treue, Aufmerksamkeit und Kooperationsbereitschaft:
Mit der neuen Veranstaltungsserie unter dem Titel DBSM:meet gibt das Museum ganz besondere Einblicke in seine Themen und Bestände – digital, vor Ort oder hybrid. Die erste Veranstaltung DBSM:meet #1 findet am 19. März um 18 Uhr statt und ist zugleich die erste öffentliche Aktion des Museums zum Thema „Diversität und Teilhabe“: Die Autorin Hannah Witte stellt ihr neues, in Kooperation mit „form“ Design Magazin herausgegebenes Buch Typohacks. Gendersensible Typografie vor. Es ist das erste Handbuch für gendersensible Typografie. Was als Abschlussarbeit im Bereich Design/Gestaltung begann, entwickelte sich mithilfe der Chefredaktion des Magazins „form“ zu einer spektakulären Crowdfunding-Kampagne und wurde schließlich mit dem iphiGenia Gender Design Award prämiert.
Ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk macht das Museum sich mit der Ausstellung „Verbriefte Freundschaft. Axel Schefflers fantastische Briefbilder“, die am 15. März um 19 Uhr eröffnet wird. Thema der Ausstellung: Wenn Freunde des berühmten Illustrators und Europäers Alex Scheffler aus London Post bekommen, handelt es sich immer um ein kleines, manchmal privates, manchmal politisches Kunstwerk. Die Ausstellung zeigt etwa 200 Briefumschläge, die der Zeichner in den vergangenen 40 Jahren bemalt und gestaltet hat. Die Schau ist zugleich ein Stelldichein der wichtigsten zeitgenössischen Zeichner*innen und Illustrator*innen und eine Liebeserklärung an die analoge Korrespondenz. Begleitend zur Kabinettausstellung veröffentlichen wir am 11. März zusammen mit der Deutschen Digitalen Bibliothek unter dem Titel „… schreib‘ mal wieder!“ eine virtuelle Ausstellung zur Kulturgeschichte des Briefes.
Außerdem bieten wir ein vielfältiges Angebot an Quizz- und Themenführungen an: vom „Depotgeflüster – Maschinen, Schreibfedern und 3D-Druckern“ über einen Einblick in 5.000 Jahre Mediengeschichte bzw. die Architektur unseres Hauses bis hin zu Führungen durch unsere neue Kabinettausstellung „Verbriefte Freundschaft“, die den berühmten Illustrator Axel Scheffler als Briefeschreiber vorstellt. Alle Sonderführungen in der Jubiläumswoche werden als Quizzführungen angeboten, es lohnt sich also mitzumachen – seien Sie gespannt. Am 20. März um 11 Uhr findet ein Familiensonntag mit Mitmachaktion zum Thema Linoldruck statt. Auch können Sie mit der Goethe VR Goethes Faust als interaktive virtuelle Experience erleben: Schauen Sie selbst und unterzeichnen den Pakt mit dem Teufel. Ferner stellt ein kurzer Film, der ebenfalls Mitte März veröffentlicht wird, die Arbeit des Deutschen Buch- und Schriftmuseums mit seinen unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Zukunftsfragen vor.
Blick zurück
Mit dem neuen Auftritt im Vierten Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek erhielt das Museum nach Jahrzehnten des Interims einen neuen Ort, der Geschenk und Verpflichtung zugleich bedeutet: Neben der etwa 1.000 Quadratmeter großen Halle für die Dauerausstellung sind es drei unterschiedliche Präsentationsflächen für wechselnde Ausstellungen, ein Museumslesesaal, ein Kabinett für die kulturelle Vermittlungsarbeit, Magazinflächen für die ca. 1,2 Millionen Objekte umfassenden Bestände des Museums und moderne Büroflächen.
Die Eröffnung der preisgekrönten Dauerausstellung wurde 2012 von der Öffentlichkeit und vom Feuilleton mit großem Wohlwollen aufgenommen. „Leipzig strahlt: Die kluge Schau hat das Zeug zum Dauerbrenner“, resümiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „eine grandiose Inszenierung der Druck- und Medienwelt, herrliche Originale, anregende Perspektiven …: ein Quantensprung für ein Buchmuseum“. Seitdem hat das Deutsche Buch- und Schriftmuseum mit seinem Ausstellungsprogramm das weite Feld der Mediengeschichte beleuchtet. Seit vielen Jahren tritt neben die Erschließungsarbeit am Bestand – immer noch der Kern und das Pfund einer jeden Gedächtniseinrichtung – und der immer wichtiger werdenden kulturellen Vermittlungsarbeit die Kooperation mit der Wissenschaft. Seit vielen Jahren speist das Deutsche Buch- und Schriftmuseum seine Bestände und Daten in die Kreisläufe der Forschung ein, initiiert Forschungskooperationen und ist mit zu einem Player auch in den digitalen Geisteswissenschaften geworden. Diese weiter auszubauen und noch stärker Expertise auch ans Haus zu binden – auch über Ausbildungskooperationen: Das ist die Zukunft des digitalen Museums in Forschung und Vermittlungsarbeit.
Eine ganz besondere Herausforderung stellt für das zweite Jahrzehnt auch das Thema „Diversität und Teilhabe“ dar. Hier fangen wir gerade erst an, unseren Standpunkt für das museale Aufgabenspektrum zu klären und unsere bisherige Arbeit am Bestand und dessen Erschließung, aber auch die Praktiken in der Bildungsarbeit, den Ausstellungen und wissenschaftlichen Kooperationsprojekten kritisch zu hinterfragen und neu zu beleuchten. Hierbei spielt die Generation der heute 20- bis 25-Jährigen eine zentrale Rolle, die wir noch stärker in unsere Arbeit einbeziehen möchten, ebenso wie diverse Gruppen und betroffene Personen.
Es gibt viel zu tun – stellen wir uns also ein wenig in den Wind der Herausforderungen und setzen unsere Segel …
Stephanie Jacobs
Dr. Stephanie Jacobs ist Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums.