100 Tage Lizenzierung nicht verfügbarer Schriften

8. Oktober 2025
von Simon Herrmann

Erfolgreicher Start für mehr Zugang zum kulturellen Erbe

Am 1. Juli 2025, vor genau 100 Tagen, haben die Deutsche Nationalbibliothek sowie die VG WORT und die VG Bild-Kunst die Lizenzierung nicht verfügbarer Schriften wieder aufgenommen, um Kulturerbe-Einrichtungen die rechtssichere Digitalisierung und Zugänglichmachung urheberrechtlich geschützter Quellen des 20. Jahrhunderts zu ermöglichen.

Hierzu im DNB BLOG: Informationen und Hintergründe zum Start des Lizenzierungsservice Vergriffen Werke (VW-LiS)

Wenn wir in die umfangreichen Sammlungen unserer Bibliotheken, Archive und Museen blicken, dann tun wir das meist mit Blick auf die Vergangenheit. 100 Tage mehr oder weniger, die unser kulturelles Erbe darin verwahrt wird, erscheinen fast unerheblich. Richten wir jedoch den Blick auf die Gegenwart und Zukunft, so ist jeder Tag, an dem Kulturerbe-Einrichtungen zum Erhalt, Zugang und Fortbestand dieses Quellenschatzes beitragen können, ein wertvoller Baustein im Fundament einer weitgehend digitalen Gesellschaft. Freie Datenquellen fördern Wissenschaft und Forschung, Innovationen und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie stärken zentrale Elemente im Auftrag öffentlicher, demokratischer Einrichtungen – kritisches Denken, Teilhabe und Transparenz.

Zu den über 70 registrierten Kulturerbe-Einrichtungen, die bereits von 2015 bis 2021 die Lizenzierung vergriffener Werke in Anspruch genommen haben, kamen in den ersten drei Monaten nach dem Neustart des Lizenzierungsservice bereits weitere sieben Institutionen hinzu. Darunter weitere große Bibliotheken und Spezialbibliotheken aus dem ganzen Bundesgebiet.

Ein positiver Trendverlauf lässt sich auch an den über 210 Lizenzanträge für nicht verfügbare Monografien ablesen, die seit dem 1. Juli gestellt wurden. Die meisten Werke stammen aus den Jahrgängen 1956-1975 (Vergütungsstufe 2, erschienen vor 50-59 Jahren, 27,50 €/Buch). Knapp gefolgt von Werken, die älter als 70 Jahre sind (Vergütungsstufe 1, erschienen vor 70 oder mehr Jahren, 12,50 €/Buch). Neuere Werke sind ebenfalls gefragt, wenn auch in weniger großem Umfang. Dabei ist anzunehmen, dass insbesondere die von den Verwertungsgesellschaften aufgerufenen hohen Lizenzkosten für die jüngsten Jahrgänge nicht zur Massenlizenzierung motivieren.

Abbildung: Verteilung der Lizenzanträge nach Vergütungsstufe / Erscheinungsjahr ab 1. Juli 2025 (Stand 1. Oktober 2025)

Weiter nach vorne

Worauf viele Kulturerbe-Einrichtungen und ihre Nutzenden warten, ist die Lizenzierung nicht verfügbarer Zeitungen und Zeitschriften. An keinem anderen Medium lassen sich Entwicklungen des 20. Jahrhundert so ablesen und nachvollziehen wie an Periodika. Aufgrund der komplexen urheberrechtlichen Herausforderungen, die oft nicht zu leisten sind, um diese Werke rechtssicher online zugänglich zu machen, steht die Umsetzung technischer Lösungen zur Lizenzierung nicht verfügbarer Periodika weiter im Fokus des Ausbaus des Lizenzierungsservice (VW-LiS) der Deutschen Nationalbibliothek. Wir eruieren aktuell mit unserem IT-Dienstleister die Aufwände und Kosten für die Weiterentwicklungen. Mit den im Rahmenvertrag verankerten vertraglichen Grundlagen zur Lizenzierung nicht verfügbarer Periodika, ist es für uns keine Frage mehr, ob die Lizenzierung von Periodika kommt, sondern nur wann.

Weitere An- und Herausforderungen sind die Lizenzierung nicht verfügbarer Schriften in Zusammenarbeit mit den Verwertungsgesellschaften und Kulturerbe-Einrichtungen in Österreich, die Lizenzierung nicht verfügbarer Tonträger sowie der Ausbau des Service und dem Umgang mit weiteren Werktypen im Printbereich.

Neben dem laufenden Service und Support, den wir als Deutsche Nationalbibliothek allen Kulturerbe-Einrichtungen bei der Lizenzierung nicht verfügbarer Schriften anbieten, sowie der konzeptionellen und technischen Weiterentwicklung des Lizenzierungsservice werden die Erfahrungen und bekannten Herausforderungen auch in die kritische Begleitung der anstehenden Evaluation der europäischen Rechtsgrundlagen (2026) und des Rahmenvertrags (2028) einfließen.

Kontakt

Alle Informationen zu den rechtlichen Hintergründen, dem Rahmenvertrag zur Nutzung nicht verfügbarer Werke in verlegten Schriften und der Nutzung des Lizenzierungsservice Vergriffene Werke (VW-LiS) finden Sie auf unserer Website: www.dnb.de/vwlis

E-Mail: vergriffene.werke@dnb.de

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:KI-generiert mit ChatGPT/GPT4

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  • ISSN 2751-3238