5 Fragen an Thomas Kunst

3. April 2023
von Redaktion
Porträtfoto von Thomas Kunst
Foto: Franziska Reck

Thomas Kunst ist Schriftsteller und Musiker und als Bibliothekarischer Mitarbeiter in der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) tätig. Er wurde 1965 in Stralsund geboren und ist seit 1986 in Leipzig. Er studierte an der Karl-Marx-Universität drei Monate Deutsch/Musik/Pädagogik und begann 1987 als Pförtner in der DNB. Am 26. November erhält er den Kleist-Preis 2023.

Lieber Herr Kunst, Sie erhalten im November den Kleist-Preis 2023. Herzlichen Glückwunsch! Wie fühlen Sie sich?

Bin sehr glücklich darüber, weil ich mit solch einem Preis in diesem Leben nicht mehr gerechnet habe.

In der Pressemitteilung der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft heißt es Thomas Kunst ist der sprachbesessenste und herzverrückteste deutsche Dichter unserer Zeit. In seinen Gedichten und Romanen wagt er den Bruch mit dem Üblichen und Immergleichen. In seinem nördlichen Eigensinn setzt er sich über eingebildete Grenzen hinweg: Er ist ostdeutsch und weltgewandt, brillant und gegenwartsresistent. Er kann genauso gut und mächtig Sonettenkränze flechten, wie in Poemen die famose Geringfügigkeit des Glücks bebildern (z.B. in den Gedichtbänden Die Arbeiterin auf dem Eis, 2013, oder Kolonien und Manschettenknöpfe“, 2017).

Seit wann schreiben Sie und wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich schreibe seit meinem 16. Lebensjahr, wollte zuerst Musiker werden, war aber immer viel zu faul, um Geige zu üben und merkte schnell, dass aus mir kein großer Musiker werden würde, also fing ich an, Gedichte zu schreiben, um irgendetwas zu machen, das ich besser konnte als zu musizieren.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Versponnen, blöd, kindlich, musikalisch, stur, subversiv, politisch nicht korrekt.

Ist aktuell ein weiterer Roman in Planung?

Ja, ich habe schon den Titel: „Masleboi“. Ich habe immer zuerst den Titel, den ich brauche, um einen neuen Roman überhaupt erst beginnen zu wollen.

Würden Sie sagen, es gibt einen Zusammenhang zwischen Ihrer Leidenschaft für das geschriebene Wort und Ihrer Arbeit bei der Deutschen Nationalbibliothek?

Ich habe die Deutsche Nationalbibliothek immer als meine Universität begriffen. Bildung schadet der Dichtung nie.

Über den Kleist-Preis: Der Kleist-Preis ist ein von Holtzbrinck Publishing Group, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Länder Berlin und Brandenburg geförderter Preis. Vergeben wurde er u.a. an Hans Henny Jahnn, Bertolt Brecht, Robert Musil oder Anna Seghers, Alexander Kluge, Thomas Brasch, Heiner Müller, Ernst Jandl, Monika Maron, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich, Daniel Kehlmann, Wilhelm Genazino, Arnold Stadler, Sibylle Lewitscharoff, Navid Kermani, Marcel Beyer, Monika Rinck, Yoko Tawada, Ralf Rothmann, Christoph Ransmayr, Ilma Rakusa und zuletzt Clemens J. Setz. Mehr über die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Franziska Reck

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  • ISSN 2751-3238