ARCADIA lässt den Lesesaal klingen
Ruhig ist es im Lesesaal Geisteswissenschaften meistens. Seitenblättern, Tippen auf dem Laptop – Samstagabend herrschte ein ganz anderer Klang. Im beinah voll besetzten Lesesaal warteten die Gäste gespannt auf das erste Stück des Komponisten Philipp Rumsch.
Inspiration für das sehr vielfältige Programm gab es aus ganz unterschiedlichen Ecken. Das Wandgemälde „Brunnen des Lebens“ des Malers Ludwig von Hofmann, das den Großen Lesesaal dominiert, zeigt Arkaden, als Idyll, als harmonisches Zusammenspiel von Mensch und Natur.
Hier war es aber vor allem der krasse Gegensatz zu den immer näherkommenden Katastrophen, der Philipp Rumsch beschäftigt hat. Wie sich das in der Musik widergespiegelt hat, ist nicht leicht zu beschreiben. Sehr abstrakt, sehr komplex hat Rumsch einzelne Linien gewoben, aufeinander aufgebaut, miteinander kollidieren und verschmelzen lassen. Das war mal kaum hörbar leise, mal alles erfüllend laut, mal zart wie ein Klagegesang, und dann wieder ein pulsierend wilder Tanz. Schade eigentlich, dass die Tische des Lesesaals nicht entfernt werden können, sonst hätte das Publikum sicherlich getanzt. So musste sich das Tanzen auf Kopf, Hände und Füße beschränken.
Hände und Füße nutzte auch Philipp Rumsch für seine Musik. Teils mit vorproduzierten Klangschnipseln, teils als improvisierte und geloopte Pattern, teils über verschiedene Keyboards, Pedale und den Reglern der unterschiedlichen Mixer versetzte Rumsch das Publikum in Trance. „Ich wünsche mir Bibliotheken noch viel mehr als einen dritten Ort, der zum Zusammensein animiert“, berichtet Rumsch zwischen den Stücken. Mit seinem Konzert – so freut er sich – hat er das gemeinsam mit der DNB erreicht; zumindest für einen Abend.
Das Programm ARCADIA ist eine Komposition, die die Deutsche Nationalbibliothek anläßlich des 111. Gründungsjubiläums in Auftrag gegeben hat. In den nächsten Tagen wird das Konzert – zunächst in Auszügen, später komplett – auf der Webseite der DNB nachzuerleben sein.