Das Deutsche Musikarchiv an vielen Orten

24. März 2022
von Ruprecht Langer

Das Deutsche Musikarchiv (DMA) in Leipzig

Musik zieht sich durch alle Arbeitsbereiche der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), und so gehört auch das DMA an beide Standorte der DNB. Dennoch ist die Präsenz des DMA in Leipzig deutlich stärker zu spüren als in Frankfurt am Main. In Leipzig stehen der Musiklesesaal, die Ausstellung „Von der Edison-Walze zur Blu-ray“ und die schallisolierte Hörkabine allen Benutzer*innen offen. Im Vortragsraum können bei Führungen und Veranstaltungen historische Abspielgeräte aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden und seit gut einem Jahr präsentiert das DMA ausgewählte Bestände multimedial in den Hörstationen, wo Musik, Videos, Bilder und Texte zu virtuellen Ausstellungsräumen gebündelt werden.

Auch hinter den Kulissen liegt der Musikschwerpunkt der DNB klar auf Leipzig. Hier arbeiten die Kolleg*innen des Bestandsaufbaus und der Formalerschließung Musik. Zwar wandert je eines der beiden Pflichtexemplare aller Tonträger und Notenausgaben nach Frankfurt am Main, der immense Bestand an historischen Tonträgern aber befindet sich in Leipzig, zusammen mit den vielen Sondersammlungen und Nachlässen, die ergänzend zu den Pflichtexemplaren in die DNB gekommen sind. Hier hat der Tonmeister seine Studios, hier geschieht die Datenmigration digitaler Tonträger und hier hat der Leiter des DMA sein Büro.

Es ist wichtig für das DMA, einem klar erkennbaren physischen Ort zugehörig zu sein, an dem sich die beeindruckenden und atmosphärischen Räumlichkeiten des Archivs befinden. Damit kann es seinen Benutzer*innen ein emotionales Berühren ermöglichen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Das DMA in Frankfurt am Main

Ebenso wichtig ist es aber, zu unterstreichen, dass das DMA – und mit ihm die Musik – genauso an den Standort der DNB in Frankfurt am Main gehört. In Frankfurt haben Benutzer*innen bereits jetzt Zugriff auf eine Million Tonträger und Musikalien, hinzu kommen mehr als 500.000 Stunden digitalisierter Musik, die über Kopfhörer an ausgewählten Rechnern im Lesesaal gehört werden kann. Im Laufe des Jahres 2022 soll das DMA nun auch sicht- und fühlbar in den öffentlichen Bereich der DNB in Frankfurt am Main einziehen.

Derzeit laufen die Planungen, Hörstationen sowohl am Rande der Rotunde als auch im Lesesaal – zu beiden Seiten der Glaswand – zu installieren. Grundlage werden die gemütlichen Ledersessel sein, die hier bereits seit geraumer Zeit zum Verweilen einladen. An den Hörstationen kann auf virtuelle Ausstellungsräume zugegriffen werden: Sorgsam kuratierte Playlists, anhand derer unterschiedliche Themen in Ton, aber auch in Text, Bild und Video betrachtet werden.

Die Frankfurter Hörstationen sind derzeit in der Planungsphase und werden mit den Leipziger Stationen hier im Bild gekoppelt sein.
Foto: PUNCTUM, Stefan Hoyer

Die Hörstationen in Leipzig dienen hierfür nicht nur als Vorbild. Die gesamte Bedienung und der Aufbau der Datenstruktur werden so gespiegelt, dass dieselben Inhalte an beiden Standorten zu erleben sein werden. Das erleichtert nicht nur die Arbeit des als Kurator fungierenden Leiters des DMA, es schlägt auch eine musikalische Brücke zwischen den beiden Standorten der DNB.

Eine der vielseitigsten bereits existierenden Playlisten trägt den Namen „Wie klingt Leipzig?“. Hierzu haben wir einen Sommer lang Vorschläge gesammelt, welche Musiktitel nach ganz persönlichen Gesichtspunkten mit der Stadt verknüpft werden – und warum. Die Begründungen sind dabei das Spannendste an dieser Liste, da man auf diese Weise teils bekannte, teils unbekannte Werke der Musik mit ganz neuen Ohren zu hören beginnt. Das reicht von reichlich kryptischen Bemerkungen wie „Der Typ im Auwald, er hatte Recht“ bis hin zu ganz intimen Erinnerungen an die eigene Kindheit und den Gang zur Motette mit der Großmutter.

Ermutigt vom Erfolg dieser Mitmach-Aktion wird es für die neuen Hörstationen ebenso die Chance geben, die Frage nach dem Klang Frankfurts ganz individuell – und natürlich anonymisiert – zu beantworten. Beide klingenden Ausstellungsräume werden voraussichtlich im Herbst 2022 an den Hörstationen beider Standorte zu besuchen sein.

Das DMA in Deutschland (und darüber hinaus …)

Da das DMA den Musikmarkt ganz Deutschlands abbildet, ist es uns ein Bedürfnis, das Archiv auch abseits der beiden Standorte der DNB soweit wie möglich zugänglich zu machen. Dazu wurde eine virtuelle Ausstellung konzipiert. Unter der Überschrift „Klingendes Gedächtnis“ bietet das DMA seinen Besucher*innen einen Blick in seine Bestände, Räume und Aufgaben. Vom Sammelauftrag, über die Archivierung, bis hin zur Bereitstellung von Tonträgern und Musikalien wird gezeigt, wie das „Klingende Gedächtnis“ arbeitet.

Screenshot der Virtuellen DMA-Ausstellung „Klingendes Gedächtnis“

Neben Informationen zur Geschichte erfahren Sie, welche Aufgaben das zentrale musikbibliografische Informationszentrum Deutschlands hat. Wir zeigen Ihnen, wie verschiedene Tonträger und Noten in unseren Magazinen archiviert und eingelagert werden, und wie Sie mit diesen Medien arbeiten können.

Weiterhin präsentieren wir Ihnen ausgewählte historische Tonträger und Abspielgeräte. Wir erklären unter anderem die Funktionsweise des selbstspielenden Reproduktionsflügels und lassen eine Lochplattenspieldose aus dem Jahr 1892 erklingen. Von biegsamen Kunststoffschallplatten bis zu Schellackplatten aus Pferdehaar und Beton haben wir allerlei Kuriositäten aus unserem Bestand zusammengestellt.

Die virtuelle Ausstellung wird auf der Plattform und in Kooperation mit der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) realisiert.

Das DMA ist an vielen Orten beheimatet. Durch die Hörstationen, unterschiedliche Veranstaltungen und die virtuelle Ausstellung wird dies unterstrichen. Dennoch sind es die Räumlichkeiten in Leipzig, die dem DMA am stärksten Gesicht und Präsenz geben. Deshalb freuen wir uns auf alle, die uns am Deutschen Platz 1 in Leipzig besuchen – sei es, um mit unseren Beständen zu arbeiten, für Veranstaltungen oder um sich durch die besonderen Räume führen zu lassen.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:DNB

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  • ISSN 2751-3238