DB, DDB, DNB
Menschen, die in Bibliotheken arbeiten, haben eine besondere Vorliebe für Abkürzungen. Das ist ein offenes Geheimnis. So verwundert es kaum jemanden, dass auch der Name der Deutschen Nationalbibliothek schon immer abgekürzt wurde und heute noch wird.
In ihrer 111-jährigen Geschichte hat das schon so manche Kolleg*in verwirrt und auch zu längeren Diskussionen geführt. Es beginnt mit „DB“ – Deutsche Bücherei in Leipzig. Das ist einfach oder? Nicht ganz, denn es könnte – zumindest nach deren Gründung – auch Deutsche Bibliothek heißen. Und damit ist dann die Schwesterinstitution in Frankfurt am Main angesprochen. Nicht zu verwechseln mit einem großen Deutschen Eisenbahnunternehmen oder gar mit einem früheren französischen Geheimdienst. Oder aber nur mit der Deutschen Biographie.
Im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 werden die Deutsche Bücherei und die Deutsche Bibliothek zu einer Institution namens „Die Deutsche Bibliothek“ zusammengefasst – mit einem groß geschriebenen Artikel. Oder anders gesagt: DB-L + DB-F = DDB. DDB bedeutet Die Deutsche Bibliothek. Und Jahre später dann auch Deutsche Digitale Bibliothek, aber das führt an dieser Stelle zu weit.
Man könnte denken, dass die Verwirrung mit der Errichtung der DDB ein Ende gehabt habe, aber weit gefehlt. Denn jetzt geht das sprachliche Chaos auch auf die aufgelösten Formen über. Immer dann, wenn es um die Gesamtinstitution geht, heißt es „Die Deutsche Bibliothek“ mit groß geschriebenem Artikel. Klingt erst einmal einfach. Schwierig wird es aber bei deklinierten Formen. Muss es beispielsweise ‚Die Geschichte der „Die Deutsche Bibliothek“ ist jetzt komplett.‘ heißen oder eher ‚Die Geschichte Der Deutschen Bibliothek‘? In einem Satz ‚Die Deutsche Bibliothek leistet einen bedeutenden Beitrag zum deutschen Bibliothekswesen.‘ wird es noch schwieriger. Ist der Frankfurter Standort gemeint oder die Gesamtinstitution?
Hier ist auf jeden Fall der Kontext entscheidend. Kurzum, viele Kolleg*innen, die zu dieser Zeit Beiträge für Zeitschriften oder andere Veröffentlichungen geschrieben haben, mussten ihre Texte sehr aufmerksam redigieren. Sie (und auch die Verfasserin dieses Beitrags gehörte dazu) waren deshalb froh, dass mit dem neuen Namen, den das Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek (DNBG) 2006 mit sich brachte, diese Spitzfindigkeiten ein Ende fanden. Mit dem neuen Namen Deutsche Nationalbibliothek gab es auch eine neue Abkürzung: DNB. Und damit lebten alle glücklich, bis … Bis man eine Webdomain registrieren wollte und merkte, dass es auch hier Verwechslungsmöglichkeiten gibt. Denn auch DNB ist nicht eindeutig. Die Abkürzung steht auch für die Deutsche Nationalbibliografie oder eine skandinavische Bank. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
111-Geschichten-Redaktion
Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November 2023 präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.