Der Dreck muss weg: Staubsaugen im 20. Jh

15. Juni 2023
von Fanni Fröhlich
Ein runder Anschluss aus glänzendem Mettal
Auf Hochglanz poliert: Der Staubsaugerstutzen im 3. OG; Foto: Fanni Fröhlich

Eine Bibliothek mit über 100 Jahren Geschichte hält so manche Besonderheiten, Überraschungen und Erinnerungen bereit. Im dritten Obergeschoss im Gründungsgebäude ragt ein Stutzen aus Messing aus der Wand hervor. Kolleg*innen laufen jeden Tag auf ihrem Weg zu den Büros daran vorbei – doch wofür ist die Öffnung vorgesehen?

Ein Blick ins Hausarchiv verrät die technische Finesse, mit denen die Deutsche Bibliothek geplant wurde: nicht nur Anlagen zum Büchertransport wurden eingebaut, sondern es wurde auch ganz praktisch an die Reinigung gedacht. In der Zeitschrift für Bauwesen (1917) steht: „Eine umfangreiche eingebaute Staubsaugeranlage mit 46 Anschlusstellen (!) ermöglicht insbesondere eine bequeme Entfernung des Staubes aus den Büchergestellen.“

Damals waren die Bücherspeicher (nach heutiger Zählweise) im dritten Obergeschoss im Ost- und Westflügel geplant, jedoch vorerst nicht ausgebaut (ebd. S.18). Auch das vierte und fünfte Obergeschoss sollte wie das ganze Dachgeschoss als Bücherspeicher dienen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass im jetzigen Bürogang eine Anschlussstelle zu finden ist; immerhin waren neben den ‚Räumen für Beamte‘ und dem ‚Lagerraum für amtliche Drucksagen‘ Magazine geplant.

Die Anlage wird wie folgt beschrieben: „Zur Entfernung des Staubes, vor allem aus den Büchergestellen, Schränken und schwer zugänglichen Winkeln ist eine umfängliche, ortsfeste Vakuumentstaubungsanlage mit 46 bequem zugänglichen Anschlussstellen im Gebäude eingebaut. Die Kraftanlage ist in Raum 18 des Kellergeschosses eingebaut und besteht aus einer rotierenden Vakuumpumpe für deine Leistung von 200cbm angesaugte Luftmenge, einem Gleichstrom-Nebenschluß-Elektromoto für 4PS mit Riemenantrieb. Aus dem Sammelbehälter mit Wasserfilter wird der Staub unmittelbar in die Schleuße abgespült.“ (Denkschrift zur Einweihungsfeier der Deutschen Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig am 2. September 1916, S. 72).

Der erwähnte Raum 18 ist in den Grundrissen als Zähler- und Maschinenraum bezeichnet. Der Kellerraum wird heute für die Wassereinspeisung und die Heizungsanlage verwendet – Rohe oder andere Anzeichen der Staubsaugeranlage sucht man vergeblich.

Gehalten haben sich hingeben noch zwei der Anschlüsse im Großen Lesesaal: auf der Empore sind sie in kleinen Wandschränken versteckt. Daran konnten lange Schläuche angebracht werden – ganz wie bei modernen Staubsaugern zu Hause – um die Bücher der Handbibliothek ganz einfach zu entstauben.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Fanni Fröhlich, CC-BY-SA 3.0

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