Ein schwebender Turm
„Hier baut die Bundesrepublik Deutschland – Sanierung des Dienstgebäudes der Deutschen Bücherei Leipzig“ – diese Tafel begrüßte Anfang der 1990er Jahre jeden, der das Gelände von der Philipp-Rosenthal-Straße her betrat.
Ein spektakulärer Teil der Rekonstruktion des Haupttreppenhauses war das Aufsetzen der Rotunde am 10. April 1996. Der 6,25 m hohe Turm wog samt Kuppel ca. 20 Tonnen und wurde nach separater Vormontage vor dem Bibliotheksgebäude mit einem Kran über die Gebäudefront am Deutschen Platz hinweg in das damalige sechste Geschoss eingelassen.
Der frühere dritte Turm, der als fensterloser Uhrturm zur Philipp-Rosenthal-Straße hin ausgerichtet war, wurde bei einem Bombenangriff im 2. Weltkrieg zerstört.
In den 1960er Jahren entstand an dieser Stelle ein schmuckloser viereckiger Lesesaalbau, der dem „Sachgebiet für spezielle Forschungsliteratur“ dem sogenannten „Giftschrank“ zugeordnet war. Dieser Bereich war zwischen der (damaligen) sechsten und siebten Etage über eine enge stählerne Wendeltreppe erreichbar, über die Erich Loest in seinem Roman „Es geht seinen Gang“ berichtet.
Heute gelangt man über das restaurierte und erweiterte hölzerne Treppenhaus bzw. einen Aufzug in diesen Bereich. Nach einer Nutzung als Multimedia-Lesesaal in den späten 1990er Jahren wird der Raum derzeit als Sportraum genutzt. Spektakulär war damals die fliegende Rotunde – heute ist es der wunderbare Ausblick aus diesem Raum.
111-Geschichten-Redaktion
Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November 2023 präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.