Eine CO2-Löschanlage ist eine CO2-Löschanlage

10. Mai 2023
von Conny Diebel

„Eine CO2-Löschanlage ist eine ortsfeste Feuerlöschanlage, die mit Kohlenstoffdioxid als Löschmittel arbeitet. Wird je nach Brandmeldertyp z.B. Rauch, extremer Temperaturanstieg oder Flammen detektiert, löst die Brandmelderzentrale den Löschvorgang aus und der geschützte Raum wird mit CO2 geflutet bzw. das geschützte Objekt mit dem Löschmittel beaufschlagt. Die Löschwirkung von Kohlendioxid beruht auf einer schnellen Verdrängung des Sauerstoffs vom Brandherd.“

aus Wikipedia, CO2-Löschanlage
Blick in den IT-Flur im Sockelgeschoß der DNB in Frankfurt. Am Eingang der Hinweis: Brandschutztür. Foto: DNB, Josephine Kreutzer

Auch die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt hat seit dem Umzug 1998 von der Zeppelinallee an die Adickesallee 1 einen besonderen Bereich, der mit einer, den Sauerstoff schnell verdrängenden, Löschanlage ausgestattet ist. Dieser Bereich gehört zum Fachbereich IT und dort haben nicht nur die Server und Speichersysteme der DNB ihren Platz, sondern auch Kolleg*innen.

Wartungsarbeiten gibt es natürlich auch bei Brandmeldeanlagen. Was nützt schon Feuerschutz, wenn er nicht zuverlässig funktioniert? Probealarme und Brandschutzübungen sind uns allen vertraut. Das eine, für die Kolleg*innen in der IT unangekündigte Wartung, in einen ernsthaften Alarm umschlägt, das ist ein besonderes Ereignis, dass im Gedächtnis bleibt.

Das Schauspiel, das im Garten folgte war indes sehenswert. Das CO2 waberte wie von einer Nebelmaschine erzeugt aus einem automatisch geöffneten Notfallfenster und bot einen doch recht ungewöhnlichen Anblick. Etwas ratlos waren wir schon, was das denn jetzt war. Woher kam der Alarm, was ist passiert, wie schlimm ist es? Schließlich wussten wir ja nichts von einer Wartung, auch unsere Abteilungsleiterin, die ebenfalls im Garten gestrandet war, hatte davon keine Kenntnis. Nicht nur der Anblick, der sich uns von der Gartenseite bot war ungewöhnlich. Innen war durch die ausgelöste Flutung die sehr hohe CO2-Konzentration auch deutlich spürbar, leichte Mattigkeit machte sich breit, niemand mochte mehr in die Nähe des entsprechenden IT-Bereichs gehen.

Eines schönen Tages begab es sich also, dass plötzlich der Alarm der CO2-Löschanlage im Bereich der IT losging – und dieser Alarm hat – wir würden heute wohl sagen – ja, er hat ganz schön Wums. Es ist also kein zartes Geräusch, sondern ein wirklich durchdringendes Geheule. Niemand bleibt da freiwillig in der Nähe oder unbeeindruckt am Schreibtisch sitzen. Die Nutzung der Rettungswege haben wir in der DNB ja durchaus verinnerlicht, so dass als logische Konsequenz, sich alle betroffenen Kolleg*innen des Sockelgeschosses in Frankfurt recht zügig im Bibliotheksgarten, dem vorgesehenen Sammelplatz, eingefunden haben. Wobei die Kolleg*innen, die im direkt betroffenen Bereich gearbeitet haben, wirkten doch recht geschockt, einer hatte seine Schuhe in der Hand und nicht an den dafür vorgesehenen Füßen, als er im Garten ankam.

Foto: DNB, Josephine Kreutzer

Kurz darauf erschien voller Energie ein Kollege der Haustechnik und schaute verwundert auf die im Bibliotheksgarten versammelte Gruppe. Warum wir denn im Garten stehen würden, es sei doch gar nichts passiert. Also es kann überhaupt gar nicht möglich sein, dass etwas passiert ist, abgesehen vom durchdringenden Lärm der entstanden war. Sie hätten bei der gerade stattfindenden Wartung der Brandmeldeanlage ja dafür gesorgt, dass alles abgeschaltet sei und damit könnte kein CO2 austreten. Also ganz klar war nichts passiert. Sämtliche Versuche zu erklären, dass wir es aber erstens gesehen hätten (der Nebelmaschineneffekt war inzwischen verpufft) und dass es zweitens ja auch spürbar war, lies der Kollege nicht gelten. Es war schlicht nicht möglich das etwas passiert war…

Das Notausgangsfenster im Sockelgeschoss der DNB in Frankfurt Foto: DNB, Josephine Kreutzer

Dennoch machte sich der Kollege dann aber doch auf den Weg in den Bereich, in dem das Gas gesichtet und gefühlt wurde. Tatsächlich dauerte es auch nicht sehr lange, bis er wieder herauskam und uns dann bestätigte, das wohl Gas ausgetreten sei und wir uns das nicht eingebildet hätten.

Wir standen eine Zeitlang ratlos im Garten und warteten was denn jetzt geschehen würde, die Büros des gesamten IT-Bereichs im Sockelgeschoss waren für den Rest des Tages nicht mehr nutzbar. Nach einer kurzen Beratung – auch mit unserer Abteilungsleiterin – wurden wir für den Rest des Tages nach Hause geschickt und damit mit ein paar freien Stunden nach dem Schreck entschädigt. Am nächsten Morgen kamen wir in einen Bereich zurück, in dem deutlich mehr Sauerstoff zu spüren war als sonst: die Klimaanlage war über Nacht auf maximale Luftzufuhr umgestellt worden, um die Reste des unerwünschten Gases zu vertreiben.

Zum Glück ist bei diesem Fehlalarm tatsächlich nur ein paar Zimmerpflanzen etwas passiert, diese sind erfroren und konnten ersetzt werden, ob sie es bis heute geschafft haben, ist nicht überliefert.

In der Zwischenzeit wurde das am Ende nicht nur für Feuer schädliche Gas durch Inergen ersetzt, ob dieses Gas allerdings harmloser ist, mag ich nicht einzuschätzen. Die Warnschilder an den Türen lassen anderes vermuten. Weitere Wartungsarbeiten scheinen seitdem geräusch- und störungslos über die Bühne gegangen. Also zumindest für die Kolleg*innen, die im betroffenen Bereich ihren Arbeitsplatz haben, ob das auch für die Kolleg*innen der Haustechnik gilt, entzieht sich meiner Kenntnis.

111-Geschichten-Redaktion

Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:DNB, Josephine Kreutzer

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