Kindheit mit Knöpfen und Kaninchen
Meine wunderbare Kollegin Madeleine Köchy hat gerade im Faber & Faber Verlag das faszinierende Buch „SPAZIERGÄNGE DURCH HUNDERT JAHRE MODE – von der Gründerzeit bis zur Moderne“ veröffentlicht. Wir arbeiten beide seit über 35 Jahren in der Deutschen Nationalbibliothek. Madeleine ist ein Ur-Gestein dieses Hauses. Wie oft dachte ich, mein Gott, wie lange sie schon große und kleine Bücherstapel am Schalter „A – K“ für die Lesenden aus den Regalen an die Theke schleppt, von „tragen“ konnte oft nicht mehr die Rede sein. Ich sah oder hörte sie über diese körperlich anstrengende Arbeit in all den vielen Jahren nie jammern oder klagen. Wie oft reichte ein Lächeln, ein freundliches Wort von ihr, um den Tag noch heilvoller zu überstehen. Allein beim Lesen des Vorworts durchpulsen mich freudige, melancholische Schauer:
Meine frühesten Kindheitserinnerungen reichen bis zu meiner Urgroßmutter zurück, ich nannte sie Häschen-Omi. Den Kosenamen hatte ich ihr gegeben, weil sie im Hinterhof ihres Hauses Angorakaninchen hielt…Aus der Wolle strickte und häkelte sie die herrlichsten Kleidungsstücke. Nicht nur meine Puppe erhielt kleine Pullover und Mützchen, auch ich wurde von Kopf bis Fuß mit selbstgestrickter Kleidung ausgestattet…Gibt es in der heutigen Zeit noch jemanden, der weiß, was „Knöpfeln“ ist?…Damals war es noch üblich, die Knöpfe von allen Kleidungsstücken zu entfernen, bevor man diese wegwarf. Und man entsorgte die Sachen wirklich erst, wenn sie völlig unbrauchbar waren. Diese wunderbaren, vielfältigen Knöpfe in allen Farben und Formen! Ich habe immer wieder die Blechdosen, in denen sie aufbewahrt wurden, geleert und die Knöpfe nach Schönheit und Größe sortiert. Wenn meine Großmutter dann neue Kleidungsstücke nähte, brauchte sie keine neuen, teuren Knöpfe zu kaufen – es wurden die alten, aufbewahrten verwendet. Übrigens, genauso wurde mit Reißverschlüssen verfahren, denn diese waren damals oft noch von so guter Qualität, dass man sie aus den alten Sachen heraustrennte und in die neuen, selbstgenähten Kleidungsstücke einnähte.
Und an dieser Stelle kommt wieder unser alter Arbeitsplatz ins Spiel, unsere, mit geistigen Vorräten für Jahrhunderte versehene, überquellende Wissenskammer. Madeleine schreibt:
Durch meine Arbeit in der Deutschen Bücherei Leipzig bin ich gesegnet mit einer Fülle an alten Büchern und Zeitschriften, die das Leben der Vergangenheit dokumentieren. Leider hat nicht jeder die Möglichkeit, in diese alten Magazine zu schauen und darin zu blättern…
Liebe Madeleine, ich beglückwünsche dich zu diesem außergewöhnlichen Buch und freue mich so sehr darüber, dass wir schon solange in diesem Haus zusammenarbeiten.
Dein Thomas, 26.04. 2023
PS: Eine Leseprobe finden Sie auf der Seite des Verlags.
Hallo Madeline, das Vorwort des Buches hat mich neugierig gemacht, wegen des Wortes „Knöpfeln“. Ja ich selbst Knöpfle sehr gern. Alles was die Geschichte über die Knöpfe hergibt lese ich, hab selbst sehr viel Knöpfe gesammelt. Würde dich gern zum Knöpfeln einladen. Schau dir den Beitrag im Internet an „v
VEREIN DER Knopfsammler in der Schweiz an.
Hallo Madeleine,
das macht Lust auf Lesen! Leider kommt man seltener als angenommen dazu („… du arbeitest doch in der Bbibliothek, da liest du sicher den ganzen Tag … 😉 Herzlichen Glückwunsch liebe Madeleine! Übrigens kenne ich auch noch das Knöpfeln und trenne die Dinge heute noch ab. Nachhaltigkeit ist eben doch gar nicht sooo neu.
Liebe Grüße, Barbara
Liebe Madeleine, Meinen Glückwunsch zum Buch und Dir Lieber Thomas danke für den Beitrag, das macht Lust aufs Lesen.
Hallo, so ganz traue ich dem Artikel aber nicht. 😉 VG