Manchmal wächst man(n) über sich hinaus

21. August 2023
von Ute Schwens

Ein Einzug in ein neues Haus ist bekanntermaßen ein anstrengendes Unterfangen – und wenn es sich um ein Haus dreht, das künftig Millionen von Büchern, 350 Beschäftigte sowie mehrere Hundert Besucher*innen pro Tag beherbergen soll, umso mehr. 1995/96 war die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main in dieser Situation, wobei zunächst alle Bücher aus dem Magazin in der Zeppelinallee sowie aus den Außenmagazinen umzogen werden mussten. Die Beschäftigten des Hauses waren in der zweiten Januarhälfte 1997 an der Reihe.

Die Umzugskisten waren gepackt, beschriftet und den neuen Räumen zugeordnet, dort mussten sie nur wieder ausgepackt und alle Materialien verstaut werden. Doch halt – damit waren wir natürlich noch nicht arbeitsfähig: die Anbindung aller PCs, Monitore und Drucker an das neue lokale Netzwerk des Hauses musste noch vorgenommen werden. Bei dieser Aufgabe ist unsere ohnehin sehr gute Abteilung Informationsinfrastruktur über sich hinausgewachsen.

Überall im Haus sah man die Kolleg*innen: in den Büros, in den Verteiler- und Schalträumen auf den Etagen, auf den Fluren – meist in eiligem Tempo. Und eines Tages habe ich ihn getroffen, den 3-Meter-Mann. Beim Betreten eines 2-Personen-Büros habe ich ihn gesehen: Auf der einen Seite der beiden aneinandergestellten Schreibtische sah man die Beine vom Knie an abwärts, auf der anderen den Kopf und einen Teil des Oberkörpers, aus dem die Arme heraus angestrengt irgendwelche Verkabelungen verschraubten.

Symbolbild: 3-Meter-Mann im 2-Personen-Büro, Foto: DNB, Josephine Kreutzer

Unsere Schreibtische waren damals einen Meter tief und 2 Meter lang, so dass die zwei aneinandergestellten zusammen schon eine Fläche von 4 Quadratmeter darstellten. Die fleißige Person darunter war also an die 3 Meter lang – mir war nicht klar, dass man tatsächlich sooo über sich hinauswachsen kann!

Das Rätsel (und meine Verwirrung) wurde etwas später gelöst, als plötzlich 2 Personen unter den Schreibtischen hervorkrochen, Teamarbeit ist also auch beim Über-sich-hinauswachsen hilfreich.

111-Geschichten-Redaktion

Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Josephine Kreutzer

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  • ISSN 2751-3238