Nachgefragt: So war 2023
Während die ersten Tage 2024 schon gezählt sind, werfen wir einen letzten Blick zurück. 2023 war für uns ein Jubiläumsjahr – wir haben mit Veranstaltungen und Aktionen von März bis November 111 Jahre Deutsche Nationalbibliothek gefeiert. Was ist noch an unseren Standorten in Leipzig und Frankfurt passiert?
„Mit DNB@Campus Führung hat die Deutsche Nationalbibliothek erstmals ein umfangreiches, auf zweieinhalb Jahre angelegtes Führungskräfteprogramm an den Start gebracht, das mit der Frankfurt University of Applied Sciences durchgeführt wird. „DNB@Campus“ ist ein modulares, inhaltlich aufeinander abgestimmtes Training für alle Führungskräfte der DNB. Es vermittelt Basiskenntnisse und Vertiefungen zu aktuellen Führungsthemen und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Nach dem Motto „starkes ich – starkes wir“ entwickeln wir uns als lernende Organisation weiter.
Außerdem wurde ab Oktober 2023 in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig gebaut. Die Nutzung der Bibliothek ist trotz räumlicher Einschränkungen weiterhin möglich. Die Baumaßnahmen sollen bis August 2024 abgeschlossen sein. Dabei entsteht ein zentraler Informationsort für alle Anliegen der Besucher*innen mit einer selbstbedienten Anlage für die Bereitstellung und Rücklage der zur Benutzung in den Lesesälen bestellten Medienwerke.“, sagt Frank Scholze.
„2023 haben wir so viel digitalisiert wie in keinem Jahr vorher: die digitale Schicht über unseren analogen Bestand wächst kontinuierlich weiter.
Bestandserhaltung und Digitalisierung gehen bei uns Hand in Hand: So viele Bestände wie noch nie wurden durch die Bestandserhaltung gesichtet, konservatorisch bearbeitet und bei der Digitalisierung begleitet. Außerdem war die Deutsche Nationalbibliothek erneut „on the road“ im Mehrgenerationenhaus Fallbach, dieses Mal zum Thema „Liebe geht durch den Magen“: Mit einer Gruppe von Frauen mit Migrationserfahrung wurde mit ausgewählten, frei zugreifbaren Materialien gearbeitet, um die Rolle, die Sammlung und den praktischen Nutzen erfahrbar zu machen“, sagt Renate Gömpel, Leiterin des Fachbereichs Benutzung und Bestandserhaltung.
„Die IT-Versorgung der DNB neu denken und zukunftssicher machen.
Unter diesem Motto nimmt die Deutsche Nationalbibliothek aktuell eine Neuorientierung in Richtung Produktorientierte IT-Versorgung vor. Das zu Grunde liegende Konzept sieht dazu die sukzessive Einführung von übergreifenden Teams in Form einer Overlaystruktur vor. In 2023 wurde das erste Team zum Thema „Digitale Objekte“ etabliert. Weitere Teams werden folgen, etwa zu den Themen Metadaten und physische Objekte.
Mit neuen Digital Humanities (DH) -Projekten und DH-Stipendien haben wir in 2023 die Vernetzung zur Wissenschaft verstärkt und ausgebaut. Zu den laufenden Projekten wie der automatischen Analyse von 40.000 Heftromanen und der Unterstützung beim Aufbau eines Diversitätskorpus deutscher Literatur, sind in diesem Jahr Projekte zum Thema „Konflikt, Spannungsverhältnisse und Widersprüche unter den feministischen Zeitschriften ‚Die Schwarze Botin‘, ‚Courage und Emma'“ und „Ein distanzierter Blick auf die Beschreibung literarischer Räume“ am Start, die sich alle wieder auf digitale bzw. digitalisierte Bestände stützen“, sagt Peter Leinen, Leiter des Fachbereichs Informationsinfrastruktur.
„In Kooperation mit verschiedenen Partnern sowie durch die großzügige Datenspende einer Wissenschaftlerin gelang es, den größten Teil des deutschsprachigen Twitter in der DNB zu archivieren, bevor die Zugänge versperrt wurden. Abgedeckt ist der Zeitraum 2006 bis 2023, mit einer Lücke vor allem für das Jahr 2012.
2023 nahm auch der neu etablierte Wissenschaftliche Dienst der Deutschen Nationalbibliothek seine Arbeit auf. Eine Hauptaufgabe des Dienstes besteht darin, in Kooperation mit Forschenden Projekte zu entwickeln, um unsere Bestände und Metadaten fruchtbar zu machen.
Zusammen mit der Universitätsbibliothek Stuttgart, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und der Eurospider Information Technology AG, dem Bibliotheksservicezentrum Baden-Württemberg, und dem Österreichischen Bibliotheksverbund veranstaltete die Deutsche Nationalbibliothek auch 2023 einen virtuellen Workshop rund um das Thema ‚Computerunterstützte Inhaltserschließung mit dem Digitalen Assistenten‘, sagt Ulrike Junger, Leiterin des Fachbereichs Erwerbung und Erschließung.
„2023 war für die Verwaltung gewohnt vielfältig: Wir haben zeitgemäße Regelungen zu mobilen Arbeitsformen abgeschlossen, Bau- und Modernisierungsvorhaben in Leipzig/Frankfurt vorangetrieben, Bereichsprozesse optimiert, uns in der E-Akte verewigt, Energie gespart, ein Beschäftigtentreffen mit auf die Beine gestellt, kompetentes Personal gewonnen, ausgebildet, trainiert, rechtlichen Rat erteilt, ein herausforderndes Haushaltsjahr begleitet – und so Sinnvolles geschafft“, sagt Dorothea Zechmann, Leiterin der Zentralverwaltung.
„Ein besonders herausforderndes Jahr hat auch in seinen Krisen gezeigt, welche wichtige, gesellschaftliche Rolle das Museum erfüllt. Besonders unsere Aktivitäten zur Stärkung der Demokratie – vom Besuch des Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck im Januar über unsere Kooperation mit syrischen Aktivistinnen bis hin zur Ausstellung unserer ukrainischen Stipendiatin stellen unter Beweis: Wissen schafft Demokratie. Dankbar blicken wir auf zahlreiche Kooperationen zurück und sind – trotz allem – zuversichtlich, dass wir zusammen mit unseren ((inspirierenden, neugierigen, aufmunternden und kritischen)) Partner*innen auch in 2024 unserer gesellschaftlichen Verantwortung Ausdruck und Wirkmacht verleihen können“, sagt Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek.
„Das Exilarchiv ist im Jahr 2023 digitaler geworden und zugleich persönlicher, partizipativer. Mit den interaktiven digitalen Interviews und der Ausstellung „Frag nach!“ sind wir neue Wege in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit gegangen. Zugleich haben viele Besucher*innen vor Ort mit diesen Interviews interagiert, unsere Podiumsdiskussionen und Vorträge besucht und an Formaten der kulturellen Bildung teilgenommen. Wir haben unsere Sammlung ausgebaut, weiter erschlossen und digitalisiert. Dass Forschende ganz unterschiedlicher Disziplinen mit unseren Beständen arbeiten, freut uns. Im kommenden Jahr werden wir auf diesem Weg weitergehen: Wir werden weitere Formate der antisemitismus- und rassismuskritischen Bildungsarbeit aufsetzen, mit den digitalen interaktiven Interviews in vielen Orten Deutschlands zu Gast sein, wir werden auf der MS Wissenschaft mitfahren und ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm umsetzen. In 2024 stehen unsere Aktivitäten unter dem Motto „75 Jahre Exilarchiv“. Dazu gehört auch, dass wir daran arbeiten, verteilt vorliegende Exilbestände virtuell zusammenzuführen“, sagt Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs der Deutschen Nationalbibliothek.