„papan an papan“

17. Januar 2025
von Stephanie Jacobs

Am 12. Januar 2025 wurde im Buch- und Schriftmuseum (DBSM) der Deutschen Nationalbibliothek die neue Foyer-Ausstellung „…von mir aus! papan an papan. Ein Leben in Postkarten“ eröffnet – und sie verspricht ein Erlebnis, das sowohl den Intellekt als auch die Lachmuskeln herausfordert. Die Ausstellung widmet sich an sich selbst adressierten Postkarten von Manfred von Papen, einem der bekanntesten deutschen Cartoonisten, dessen Werke nicht nur Humor, sondern auch gesellschaftliche Subtexte transportieren.

Vor der Eröffnung: papan, Stephanie Jacobs und der Leipziger Cartoonist BECK (v.l.n.r.), Foto: DNB / Christine Hartmann

Das Lachen und der Humor

Humor hat in der Geschichte der Menschheit oft einen schwierigen Stand. Er wird oft als unernst, als Ablenkung vom „Wesentlichen“ oder gar als Zeichen von Unreife betrachtet. Besonders in Krisenzeiten und in autoritären Gesellschaften ist Lachen häufig tabu – sei es in Platons Akademie, in mittelalterlichen Klöstern oder in der französischen Nationalversammlung, wo jahrhundertelang offiziell das Lachen untersagt war. Auch heute noch gibt es zahlreiche soziale Kontexte, in denen das Lachen als unangemessen gilt. Doch gerade in der heutigen, von Herausforderungen geprägten Welt zeigt sich, dass Humor eine tiefere Bedeutung hat. Er kann als Akt der Emanzipation und als Widerstand gegen Machtstrukturen verstanden werden.

Publikum zur Eröffnung, Foto: DNB / Christine Hartmann

In seiner Arbeit hat Manfred von Papen diese subversive Kraft des Lachens meisterhaft genutzt. Humor kann, so von Papen, ein Mittel sein, um gegen Ungerechtigkeit und Missstände anzukämpfen. Er entlarvt Machtverhältnisse und stellt bestehende Autoritäten infrage. In der Ausstellung wird deutlich, wie von Papens Zeichnungen diese Gedanken aufgreifen und gleichzeitig die Freude am Lachen vermitteln. Dabei ist sein Humor oft zwiespältig – er regt zum Schmunzeln an, lässt aber in manchen Momenten auch nachdenklich werden.

Sehr kurzweilig und humorvoll: Zur Eröffnung sprach papan (rechts) mit seinem Berufskollegen, dem Leipziger Cartoonist BECK, Foto: DNB / Christine Hartmann

Der Künstler hinter den Postkarten

papan signiert, Foto: DNB / Christine Hartmann

Papan, wie er oft genannt wird, hat über Jahre hinweg in prominenten Medien wie der ZEIT, der Süddeutschen Zeitung und dem STERN ein breites Publikum erreicht. In seinen Cartoons mischt sich gesellschaftliche Scharfsinnigkeit mit einer klaren, unverwechselbaren Linie, die seine Bilder sofort erkennbar macht. Seine Serie „… von mir aus“ ist dabei ein besonders markantes Beispiel für die Verbindung von Humor und tiefgründiger Reflexion.

Die Deutsche Nationalbibliothek freut sich, nun einen bedeutenden Teil seines Werkes in ihren Sammlungen zu bewahren. Damit wird nicht nur das Bild als Wissensressource, sondern auch der Humor als kulturelles Gut verstärkt in den Fokus gerückt. Die Sammlung von Bildgeschichten, Comics und Illustrationen ist seit einiger Zeit ein strategisches Ziel des Museums, das in den letzten Jahren einen unerwarteten Aufschwung erlebt hat.

Besucher*innen zur Eröffnung der Ausstellung, Foto: DNB / Christine Hartmann

Die Ausstellung und die begleitende Publikation bieten einen einzigartigen Einblick in die Welt des Cartoons und machen die subversive Kraft des Lachens für die Besucher greifbar. Wer also auf der Suche nach einer therapeutischen Dosis Humor ist, wird hier fündig – und vielleicht wird das Lachen nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine Lektion in Sachen Freiheit und Selbstbestimmung.

Vorderseite einer Postkarte von papan an papan, Zeichnung: papan

„… von mir aus – papan an papan. Ein Leben in Postkarten“ ist somit nicht nur eine Ausstellung, sondern auch ein lebendiges Experiment, das den Besucher zum Nachdenken und – ganz wichtig – zum Lachen anregt. Und wer weiß, vielleicht wird der eine oder andere Besucher sogar feststellen, dass das Lachen mehr als nur eine flüchtige Reaktion ist. Es kann eine tiefe und bedeutende Auseinandersetzung mit der Welt sein – und in dieser Ausstellung wird genau das auf eine höchst unterhaltsame Weise vermittelt. Wir laden Sie ein, sich diese Ausstellung nicht entgehen zu lassen – sie ist bis zum 1. Juni 2025 geöffnet.

Hier ein paar Beispiele aus der Sammlung mit papans Postkarten:

Publikation

Für alle, die bis 1. Juni 2025 nicht nach Leipzig kommen oder auch zu Hause in den augenzwinkernden Humor von papan eintauchen möchte gibt es einen Katalog. Er vereint alle Postkarten aus der Ausstellung und wird ergänzt durch weitere Motive. Er ist zudem der zweite Band der Buchreihe „AugenRausch“ zu Comics, Illustrationen und Co. 2022 erschien mit „Verbriefte Freundschaft. Axel Schefflers fantastische Briefbilder“ bereits Band 1 – flankierend zur gleichnamigen Ausstellung. Mehr dazu auch in diesem Blog-Beitrag.

Blättern im Katalog zur Ausstellung „papan“, Video: DNB / Carl Götz


Ausstellungskatalog „… von mir aus“ – Papan an papan. Ein Leben in Postkarten
ISBN: 978-3-941113-63-3
Preis: 16,99 Euro
Erhältlich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum sowie auf Bestellung über dbsm-info@dnb.de.
Link zum Katalog der DNB

Stephanie Jacobs

Dr. Stephanie Jacobs ist Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:papan

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  • ISSN 2751-3238