Von der Rotunde in den Zeitschriftenlesesaal

6. September 2023
von Peter Kühne

Beginn in der siebenten Etage

Beim Bibliothekskongress 1998 sah ich in Frankfurt das MMB (Multi-Media-Bereitstellungssystem) erstmalig in Aktion. Im selben Jahr war unser neuer Lesesaal in der Rotunde gerade fertig gestellt worden, und so war es nicht schwer Frau Spencker, die damalige Leiterin der Deutschen Bücherei davon zu überzeugen, darin den Multimedialesesaal für Leipzig einzurichten.

Also fuhr ich wieder nach Frankfurt, und dort gaben sich die Kolleginnen Bettina Molitor und Sandra Hamm alle Mühe mich mit dem MMB vertraut zu machen.

Im Jahre 1999, hatten wir dann die technische Basis in Leipzig, Frau Hamm und Frau Molitor, machten Gegenbesuche und für Lutz Blumenthal begann die lange Phase der IT seitigen Betreuung, des MMB.

In der Summe verbrachten wir beide anfangs viel Zeit und Kaffee damit, dem System hier vor Ort seine Macken auszutreiben. Mit Erfolg, denn es wurde immer weniger störanfällig.

Unsere Nutzer*innen dankten es uns mit reger Bestelltätigkeit und unsere Praktikanten und Azubis lernten ab 2000/2001 mit der zentralen Verwaltung der Benutzung von Elektronischen Publikationen, ein sehr modernes Feld der Bibliotheksbenutzung kennen.

Bald folgte der ersten kleinen Jukebox mit bescheidenen 14 CD-ROM-Laufwerken, die große Jukebox mit 150 Slots. Auch diese hatte natürlich Kinderkrankheiten, aber irgendwann hatten Herr Blumenthal und ich auch diese „Diva“ im Griff.

Mit der Zeit gelang es uns auch immer besser, fast jede widerspenstige Silberscheibe zu „knacken“.

Schließlich wollten wir nicht nur im Bereich des MMB LS ausbilden, nein, für unsere Azubis bestand auch die Möglichkeit, in Sachen Benutzeranmeldung und Einführung für das MMB, sowie zur Recherche in Elektronischen Publikationen geprüft zu werden.

Später ist daraus ein Zweig der Berufsbegleitenden Unterrichtes Bibliographie geworden, das Recherchieren mit der EHB (Elektronischen Handbibliothek) und gehört bis heute zur Ausbildung in Leipzig.

Umzug in den Zeitschriftenlesesaal

Der Lesesaal in der Rotunde fasste allerdings maximal 12 Arbeitsplätze. Erschwerend kam hinzu, dass es nur sehr weit entfernte sanitäre Anlagen gibt. Außerdem waren die Öffnungszeiten auf 8.00 bis 16.00 Uhr begrenzt. So reifte in der Benutzung der Gedanke Multi-Media in Leipzig umziehen zu lassen.

Nach anfänglichen Überlegungen den damaligen Info-Lesesaal zu nutzen, wurde der historische Zeitschriftenlesesaal ins Auge gefasst.

Für die neuen Funktionen waren erhebliche Umbauten nötig. Das historische Pult war für den Betrieb von Server, Jukeboxen und Anmelde-PC viel zu klein. Die Lösung bestand in Entwurf und Neubau eines größeren Pultes, welches aber der Ansicht des historischen Pultes entsprach und auch keinen innenarchitektonischen Bruch mit dem Stehpult für die Zeitungen bildete.

Unser Tischler, Thomas Voigt nahm die Herausforderung an und baute ein neues „historisches“ Pult einschließlich integrierter Katalogkästen.

So sind die für das Multi-Media-Bereitstellungssystem nötigen Rechner alle unter der neuen Theke aufgestellt worden. Die gesamte rechte Seite des Zeitschriftenlesesaales sollte mit Rechnern für die Benutzer*innen ausgestattet werden. Dazu wurden seitens unserer Hauselektriker, unserer IT und durch die Firma Spieß & Runge die erforderlichen Arbeiten erledigt. Im Zuge der Modernisierung des MZLS bekam der nun auch endlich elektrische Fensteröffner, so war ein Lüften des Raumes wieder möglich.

2007 musste die nun schon betagte Dame MMB also noch einmal umziehen und nahm Platz neben jüngeren Kollegen, die auf Namen wie „Internetplatz“ oder H+H, (Holthaus-Heinisch) hörten. Der ZLS wurde jetzt zum MZLS. (Multi-Media-Zeitschriftenlesesaal)

So hatte nun auch mit dem größeren Lesesaal die „alte“ ZLS Besatzung welche sich sehr schnell einarbeitete und Cornelia Ranft, die das Ganze schon von Frankfurt kannte, mit dem MMB zu tun. Umgekehrt arbeiteten wir uns in die Abläufe im Zeitschriftenlesesaal ein. Neu waren für uns nun auch wieder die Öffnungszeiten bis 22.00 Uhr.

Die Tage der alten Multi-Media-Verwaltung waren dann wenige Jahre später gezählt, und wir erhielten die neue Adhoc–Bereitstellung unter H+H.

Längst ist der MZLS eine selbstverständliche Bezeichnung geworden über dem Eingang des Lesesaales steht aber wie seit über hundert Jahren: Zeitschriftenlesesaal in goldenen Lettern.

111-Geschichten-Redaktion

Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:DNB Kühne CC BY SA 3.0 DE

Ein Kommentar zu „Von der Rotunde in den Zeitschriftenlesesaal“

  1. Thomas Voigt sagt:

    Informativ und Würdigend, Danke.

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  • ISSN 2751-3238