Von gelben Papier und „Lilliput-Kartons“

25. Oktober 2023
von Barbara Trettner

Schaut man sich im Magazin der „Sammlung Exil-Literatur „1933-1945“ in Leipzig um, so findet man zahlreiche Bücher, Zeitungen und  Zeitschriften von denen heute leider viele in Vergessenheit geraten sind . Ob es sich um wissenschaftliche Werke, Nachschlagewerke über Kinderheilkunde, Fachzeitschriften, Belletristik  oder Kinderbücher handelt: sie alle sind im Exil entstanden. Diese Werke für die Nachwelt zu bewahren und wieder bekannt zu machen, ist eine der Aufgaben des Deutschen Exilarchivs der Deutschen Nationalbibliothek.

Neben dem Aufbewahren und Verzeichnen ist insbesondere das Erhalten dieser wertvollen originalen Werke ein besonderes Anliegen. Im „Exil-Magazin“ des Leipziger Hauses der DNB fallen Objekte auf, die in leuchtend hellgelben Umschlagpapier eingeschlagen wurden. Durch sein Farbe sticht es heraus und worum es sich dabei handelt, das ist eine eigene Geschichte.

In den 1980er Jahren war säurefreies Papier in Bibliotheken kaum oder gar nicht im Einsatz, man verwendete oft einfaches Packpapier, weil die Problematik der Schädigung durch Säure im Papier noch nicht allgemein bekannt war. Als dies bekannt wurde, musste man sich nach Alternativen umschauen und fand heraus, dass das Papier, in dem Röntgenaufnahmen aufbewahrt wurden, bereits säurefrei war. Für ganz besonders wertvolle Bücher kam dieses als Buchumschlag zum Einsatz. Eine weitere Besonderheit im Leipziger Exil-Magazin sind die „Lilliput-Kartons“? Auch sie haben eine eigene Geschichte. Walter Trier, der Freund Erich Kästners und  Illustrator seiner Kinderbücher, ging 1936 ins Londoner Exil. Dort illustrierte er unter anderem ein kleines unterhaltsames Magazin mit dem Titel „Lilliput. The Pocket Magazine for Everyone“. Das Titelblatt jeder Ausgabe wurde von ihm gestaltet. Um diese kleinen Heftchen, die nur 21cm hoch waren, zu schützen, wurden dafür spezielle, u.a. säurefreie Aufbewahrungsboxen entwickelt. Die Heftchen sollten stehend und staubgeschützt im Magazin aufgestellt werden. Da die Kartonagen an die Größe dieser Publikationen angepasst war, erhielten sie die Bezeichnung „Lilliput-Karton.  

Viel hat sich in der Zwischenzeit geändert, die Aufbewahrungsmöglichkeiten sind vielfältiger geworden. Die DNB beschafft heute jährlich über 150.000 verschiedenste Kartonagen für die unterschiedlichen Bestandsgruppen, die nach ISO 16245-A mit besonderen Eigenschaften für die Erhaltung, gefertigt werden. Aber die „gelben Bücher“ und „Lilliput-Kartons“ können bis heute eine eigene Geschichte erzählen.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Barbara Trettner

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