Wasser für den Frieden
Zum UN-Weltwassertag 2024
„The well was dry beside the door,
And so we went with pail and can
Across the fields behind the house
To see the brook if it still ran […]“
In seinem Gedicht Going for Water beschrieb der amerikanische Dichter Robert Frost mit leichter Hand, wie man vor über 100 Jahren Wasser schöpfte, wenn „der Brunnen neben der Tür trocken war, so ging man mit Kübel und Kanne über die Felder hinter dem Haus zum Bach, um zu sehen, ob das Wasser dort noch plätscherte …“.
Heute drehen wir den Wasserhahn auf – einfach so? Auch in einem relativ wasserreichen Land wie Deutschland denken wir über den wahren Wert des Wassers nach, das in den jüngsten Sommern nicht mehr so reichhaltig floss wie zuvor.
Weltwassertag
Mit Wasser als kostbarer Ressource beschäftigen sich die Vereinten Nationen. UN-Water organisiert seit 1993 den Weltwassertag (World Water Day) am 22. März. An diesem Tag lädt die UN ihre Mitgliedsstaaten ein, die Empfehlungen in Sachen Wassernutzung umzusetzen und Aktionen in ihren Ländern durchzuführen.
Zu viele Menschen haben keinen Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser. Ihnen hilft der Weg über die Felder wie in Frosts Gedicht nicht. Sie müssen mühevolle, sehr weite Wege auf sich nehmen, um zu Wasser zu kommen. Auf der Website des Weltwassertags 2024 lesen wir:
„Wasserknappheit, Dürren, Überflutungen – die Welt befindet sich inmitten einer Wasser- und Hygienekrise, die maßgeblich durch den Klimawandel getrieben wird. Kriege verschärfen vielerorts die Not. Kinder, vor allem die schwächsten, leiden am meisten unter den Folgen.“
Das Motto des diesjährigen Weltwassertages lautet daher: Wasser für den Frieden (Water for peace).
Neben dem Weltwassertag gibt es die UN-Dekade für eine nachhaltige Entwicklung (auch UN-Wasserdekade und Water Action Decade), deren wesentliche Ziele die „Verbesserung der Wissensverbreitung zum Thema Wasser und Gewässerschutz sind, einschließlich Informationen zu wasserbezogenen SDGs (Sustainable Development Goals), den UN-Nachhaltigkeitszielen der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung“.
Wasser ist Leben. Ohne Wasser kein Leben.
Lebensmittel
Wasser ist unser (Über-)Lebensmittel. Wie gehen wir sinnvoll und sparsam mit ihm um? Hier sind einige Tipps für den Alltag:
Morgens beim Teekochen nur so viel Wasser zapfen wie in die Tasse passt. Wenn die Toilette fröhlich rauscht, wo möglich den Knopf ein zweites Mal drücken, um das Wasser zu stoppen. Reste aus Wasserflaschen nicht in den Ausguss schütten, sondern in Blumentöpfe und unter Bäume und Sträucher. Duschen statt Baden. Geschirr vom Geschirrspüler säubern lassen. Die Waschmaschine voll beladen. Regenwasser auffangen und damit gießen. Tropfende Hähne reparieren. Auf Hochdruckreiniger verzichten. Wassersparfunktionen und smarte Duschköpfe nutzen. Niemals den Wasserhahn einfach laufen lassen. Et cetera pp.
Move like water
Wasser ist überall. Auf unserem Planeten. In unseren Körpern, in unseren Köpfen. Auch in unserer Alltagssprache, in Aussprüchen wie dem mysteriösen „Stille Wasser sind tief“, dem mutigen „Ins kalte Wasser springen“, dem wetteifernden „Das Wasser reichen können“ oder auch dem verzweifelten „Mir steht das Wasser bis zum Hals“.
Und es ist in unserem täglichen Handeln, in Wissenschaft, Kunst, Dichtung und Technik. Seine fluide Allgegenwart lässt sich auch ablesen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt am Main.
Eine einfache Suchanfrage unter dem Begriff „Wasser“ im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek ergibt eine Trefferzahl von über 49 000 Titeln! Selbst mit einer expliziteren Suche mit dem Schlagwort „Wasser“ findet man noch über 12 000 Medienwerke in unserer Bibliothek mit universalem Sammelspektrum. Es gibt also eine regenbogenschillernde Vielfalt von Medienwerken, die das Wasser entweder zum Thema haben oder metaphorisch nutzen. Wasser ist ein Stichwort in Krimititeln wie Dunkle Wasser, einem religiösen Werk über den Psalm 23, Er führet mich zum frischen Wasser, einem Geschenkbuch für Tierliebhaber namens Wasser-Bewohner und literaturwissenschaftlichen Büchern wie Wind und Wasser in der arabischen Poesie des 9.-14. Jahrhunderts. Auch die Kochbücher beschäftigen sich mit Wasser, Wein & feine Speisen und den exklusiven Menüs, die sich damit zaubern lassen. Apropos Zauber: Zauberwelt unter Wasser ist ein Anime-Meerjungfrauen-Malbuch und in Das große 1×1 des Trinkwassers erfahren junge Leser, was sie unbedingt über „ihr“ Wasser wissen sollten. Das Buch Wie Wassermangel die Welt verändert erklärt Wasser zu unserer lebenswichtigsten Ressource, während Auf das Wasser, fertig, los! uns einlädt, mit SUP (Stand-up-Paddling), Kanu & Co auf den schönsten Flüssen und Seen Deutschlands unterwegs zu sein. Grünes Wasser, genauer gesagt lebendiges Naturwasser wird empfohlen als alternatives Heilverfahren für Körper, Geist und Seele und Maritime Monumente hat spektakuläre Architektur am Wasser zum Thema. Das Buch Das Wasser des Lebens ist eine tiefenpsychologische Deutung von Grimms Märchen.
Wasser ist überall.
Robert Frosts Gedicht Going for water endet mit einem idyllischen Naturbild von Wasser, wie es im dünnen, tropfend klingendem Fallen erst in einzelnen Perlen auf dem Teich treibt, dann eins wird zu einer fließend silbernen Klinge:
„A slender tinkling fall that made
Now drops that floated on the pool
Like pearls, and now a silver blade.“
Elke Jost-Zell
Elke Jost-Zell ist als Bibliothekarin, GND-Redakteurin und Autorin in der Abteilung Inhaltserschließung sowie für die AG Nachhaltigkeit der Deutschen Nationalbibliothek tätig.