Wer kennt Gurnah?

12. März 2022
von Yvonne Jahns & Jona Elisa Krützfeld

Ein Interview mit Jona Elisa Krützfeld zu Übersetzungen afrikanischer Werke

Die Ausstellung ÜberSetzen – Von Babylon nach DeepL ist am 31. Januar 2022 zu Ende gegangen. In den letzten zwei Jahren haben wir hier Sprachenvielfalt und Sprachentransfer in den Blick genommen.

Vom Mythos der Babylonischen Sprachverwirrung bis hin zu den Verheißungen der maschinellen Übersetzung reichte der Bogen, der anhand von übersetzten Werken aus dem Bestand der Nationalbibliothek präsentiert wurde. Mit der Überzeugung, dass Übersetzen Schlüssel zur interkulturellen Kommunikation ist, sollte zugleich auch die Tätigkeit von Übersetzer*innen gewürdigt werden. Unsere Besucher*innen sollten auch erfahren, wie Übersetzungen eigentlich entstehen. Neben versierten Übersetzer*innen, die Kunst und Handwerk in ihrer Arbeit vereinen, bedarf es engagierter Verleger*innen, die an den Erfolg oder die Notwendigkeit eines zu übersetzenden Textes glauben.

Typografisch gestalteter Schriftzug „Übersetzen“
Titelgrafik der vergangenen Ausstellung ÜberSetzen. Abbildung: grafisch

Lag in der Ausstellung der Fokus auf Europas Sprachenvielfalt, möchte ich zum Abschluss des Vorhabens den Blick gen Afrika richten.

Heute spreche ich mit Jona Elisa Krützfeld, einer jungen Leipziger Verlegerin afrikanischer Gegenwartsliteratur. Ihr Akono-Verlag verbreitet zeitgenössische afrikanische Romane, Kurzgeschichten und Lyrik auf Deutsch.

In unserer Sammlung von Übersetzungen deutscher Werke sind über 300.000 Publikationen in einer großen Sprachenvielfalt. Jedoch sind einige wenige Sprachen wie Englisch, Spanisch, Französisch oder Italienisch die klaren Spitzenreiter. Auch aus afrikanischen Ländern ins Deutsche übersetzte Werke sind in der Minderheit im Bestand der Bibliothek und wohl auch in vielen privaten Bücherregalen kaum vorhanden. In Anbetracht der Tatsache, dass es über 2.000 Sprachen in den 55 afrikanischen Ländern gibt, darf uns das schon erstaunen.

Frau Krützfeld, welche Mechanismen wirken hier? Sind es Marktmächte des Buchmarktes und des Lizenzgeschäfts? Hat diese Marginalisierung mit unserer Weltsicht und mit unserer eingeschränkten (postkolonialen) Wahrnehmung von Afrika zu tun?

Das ist ein komplexes Themenfeld, das Sie hier ansprechen. In der Tat sind einige Sprachen international dominierende Spitzenreiterinnen. Von den 6.000 Sprachen, die es auf der Welt gibt, dominieren zehn die Verlagswelt, von denen vier – Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch – auf mehreren Kontinenten vertreten sind. Da spielt natürlich Marktkonzentration eine Rolle, da spielen die immer noch sehr imperialen Zentren der internationalen Verlagswelt eine Rolle, wahrscheinlich auch die Ausrichtung und Personalpolitik von Agenturen … Und natürlich ökonomische Faktoren des von Ihnen angesprochenen Lizenzgeschäftes. Literaturübersetzungen lohnen sich ohne eine passende Förderung nur, wenn man sicher sein kann, in Deutschland eine ausreichend große Leser*innenschaft zu finden. Sehr entscheidend ist natürlich aber auch die sprachliche Expertise, die bei Übersetzer*innen vorhanden ist.

Die Marginalisierung afrikanischer Literaturen in Deutschland hat indes noch weitere Dynamiken, die natürlich historische Gründe hat. „Afrika“ wird aufgrund von kolonialrassistischen Diskursen und der Kommodifizierung von Exotismen und Stereotypen meist nicht auf intellektueller Augenhöhe wahrgenommen. Afrikanische Schriftsteller*innen beschweren sich häufig darüber, dass an ihre Texte bestimmte Erwartungen gestellt werden und es kaum möglich ist, als Afrikaner*in eine universelle Geschichte zu erzählen, weil man immer irgendwelche Vorstellungen von Afrika bedienen muss. Es ist aber ein gutes Zeichen, dass 2021 so viele internationale Preise an talentierte afrikanische/afro-diasporische Schriftsteller*innen gegangen sind: Der Literaturnobelpreis an den Tansanier Abdulrazak Gurnah, der Booker Prize an den Südafrikaner Damon Galgut und der International Booker Prize an den Senegalesen David Diop, der Prix Goncourt an Mohamed Mbougar Sarr und der Camões-Preis an Paulina Chiziane. Das ist unglaublich! Ob es jetzt wirklich tiefgehendes Interesse oder nur ein kurzzeitiger Hype ist, bleibt abzuwarten. Hierzulande ist man ja sehr überrascht worden von Gurnahs Auszeichnung, seine Werke waren kaum erhältlich, viele Feuilletonist*innen kannten ihn nicht, die Entscheidung wurde zum Teil als politische abgetan, man sei bei der literarischen Qualität Kompromisse eingegangen. Das ist ziemlicher Unsinn. Die Wertschätzung und Sichtbarmachung afrikanischer Literaturen muss also in Deutschland noch viel weiter fortschreiten, wozu ich mit meinem Verlagsprogramm ja auch beizutragen hoffe.

Sie erwähnen die wichtige sprachliche Expertise. Jemand muss zunächst auf Texte in anderen Sprachen aufmerksam werden. Welche Sprachen sprechen Sie selbst? Woher kommt Ihr persönliches Interesse an afrikanischen Werken? Und vor allem wie finden Sie Ihre Texte bzw. die zeitgenössischen Autor*innen?

Richtig, es hat auch mit Sprachkenntnissen zu tun. Man muss nicht nur auf die Werke aufmerksam werden, wofür es Beziehungen zu afrikanischen Verlagen und Kollektiven, Festivals und Messen braucht, sondern man muss auch Menschen finden, die sie übersetzen können. Oder man muss über eine dritte Sprache übersetzen. Und nicht jede Person, die eine Sprache beherrscht, ist ja automatisch ein*e gut*er Übersetzer*in. Es gibt viele kleine afrikanische Verlage, die Werke aus afrikanischen Sprachen auch in Verkehrssprachen wie Englisch übersetzen und lokal verbreiten. Nur die muss dann auch jemand kennen und sich für die Werke interessieren. Oftmals werden diese Texte dann auch eher in akademischen Kontexten genutzt.

Ich habe mich schon als Kind und Jugendliche auf Reisen mit meiner Mutter, die als freie Journalistin Auslandsreportagen schreibt, über die Diskrepanz zwischen Repräsentationen von und Diskurse über „Afrika“ in Deutschland und der Wirklichkeit, die mir begegnet ist, gewundert und später viel zu Kolonialgeschichte und Rassismus geforscht. Ich finde, dass es in Bezug auf Afrika auch heutzutage noch zu oft um entwicklungspolitische Faktoren geht und zu selten um Kunst und Kultur aus afrikanischen Gesellschaften. Ich bin keine Afrikaexpertin, das kann niemand sein, und es gibt auch keine afrikanische Literatur. Wir sprechen hier von 55 sehr unterschiedlichen Ländern, über 2.000 Sprachen und zahlreichen Genres und Epochen. Ich möchte afrikanischen Schriftsteller*innen eine Plattform geben, ihrem geistigen Eigentum Wertschätzung verschaffen, ihre Reichweite und Netzwerke vergrößern. Und dafür kümmere ich mich darum, dass ihre Werke auf Deutsch übersetzt werden. Ich selbst spreche leider nur deutsch, englisch und französisch. Texte und Autor*innen finde ich über meine Netzwerke, über Scouting. Ich habe Kontakte zu afrikanischen Verlagen und zahlreichen Schriftsteller*innen und Übersetzer*innen, und Institutionen, die sich der Literaturvermittlung widmen. Es gibt so viele tolle Werke, die übersetzt werden müssten. Wenn mehr Geld da wäre, könnte man sofort beginnen und zum Beispiel eine Reihe afrikanische Klassiker übersetzen!

Wonach suchen Sie? Welche Stoffe sind für Sie interessant?

Ich interessiere mich für historische Fiktion, da ich es ungeheuer wichtig finde, zur literarischen Überlieferung kollektiver Gedächtnisse von afrikanischen Gruppen beizutragen. In der kolonialen Reiseliteratur und in der eurozentrischen Geschichtsschreibung wurde so viel Wissen über Afrika produziert, das oft nicht nur verzerrt, sondern einfach falsch ist. Gegennarrative zu stärken ist ein Teil der Dekolonisierungsarbeit, die wir zu tun haben. Großstadtromane finde ich toll und Stoffe, die von unterschiedlichen Realitäten informiert sind. Ich will mit dem Verlagsprogramm die Vielfalt afrikanischer Lebensrealitäten abbilden und auch bisher eher ungehörte und unterschätzte Perspektiven stärken.

Sie kontaktieren also afrikanische Verlage. Arbeiten Sie auch mit Literaturagenturen zusammen?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal kontaktiere ich afrikanische Verlage und stehe auch unabhängig von konkreten Projekten mit einigen im Austausch. Manchmal kontaktiere ich Autor*innen auch direkt. Manchmal Agenturen oder eben andere Institutionen, die sich der Literaturvermittlung widmen.

Wie finden Sie Ihre Übersetzer*innen?

Auch das ist sehr unterschiedlich. Manche Autor*innen wünschen sich bestimmte Übersetzer*innen, manche Übersetzer*innen kommen auch mit eigenen Projekten zu mir, und den berühmten Leipziger Übersetzer afrikanischer Literatur, Dr. Thomas Brückner, habe ich über seine Veröffentlichungen gekannt und dann herausgefunden, dass er hier bei uns in der Stadt wohnt. Seitdem stehen wir im regen Austausch.

Haben Sie vor allem englische und französische Texte im Blick oder auch andere? Wie hoch ist der Anteil an zeitgenössischer Literatur, die in afrikanischen Muttersprachen geschrieben wird?

Ich habe tatsächlich aufgrund meiner eigenen Kenntnisse und Netzwerke und der auch durch die Pandemie in letzter Zeit etwas eingeschränkten Reichweite hauptsächlich englische und französische Werke im Blick. Wie hoch der Anteil an zeitgenössischer Literatur in afrikanischen Sprachen ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Dazu gibt es meines Wissens keine Zahlen. Ich freue mich aber über Hinweise, falls ich da falsch liege.

Gibt es einen Austausch zwischen den Autor*innen und Übersetzer*innen?

Je nachdem, wie beschäftigt die Autor*innen sind, gibt es mehr oder weniger regen Austausch mit den Übersetzer*innen, aber ein Austausch ist für eine gute Übersetzung unerlässlich.

Wie kann der sprachliche Transfer von Texten in den deutschen Sprachraum gut gelingen, so dass die Leserschaft die beschriebenen Stimmungen nachempfinden kann? Haben Sie hier Beispiele, bei denen dies vielleicht auch problematisch für die Übersetzer*innen war?

Natürlich, das ist die große Herausforderung am Übersetzen. Ein immer wiederkehrendes Beispiel ist die Übersetzung von Pidgin English. Das ist eine abgewandelte Form von Englisch, die in vielen Gegenden der Welt gesprochen wird und ihre Wurzeln in westafrikanischen Sprachen wie Yoruba, Igbo oder Twi hat, aber auch von anderen Sprachen beeinflusst wird. Pidgin Englisch ist keine Muttersprache, sondern wird zur Verständigung zwischen Menschen genutzt, die nicht die gleiche Sprache sprechen. Dafür gibt es im Deutschen kein Äquivalent, dafür kann man nicht einfach einen deutschen Dialekt einsetzten, sondern man muss als übersetzende Person kreativ werden und die sozialen und kulturellen Kontexte des Sprachgebrauchs kennen.

Gab es bei den bisherigen Übersetzungen Probleme oder sprachliche Besonderheiten zu berücksichtigen, die mit einem kolonial-determinierten deutschen Sprachgebrauch in Bezug auf Afrika zu tun haben (gemeint sind hier Wörter wie zum Beispiel „Häuptling“ für politische Machthaber)?

Ja, es gibt fortwährend Probleme dieser Art beim Übersetzen. Das geht los bei rassismuskritischer Sprache und Übersetzungen bestimmter Begriffe wie dem N-Wort, was bei uns im Verlag und mit Beteiligten auch aktuell noch diskutiert wird, und reicht hin zu einem Wort wie „Stamm“, das von einigen Intellektuellen wie Ngũgĩ wa Thiong’o zum Beispiel durchwegabgelehnt wird. Stamm hat eine abwertende Konnotation des Primitiven und Vor-Modernen. Warum wird eine Gruppe von 350.000 Isländer*innen als Nation bezeichnet und 30 Millionen Igbo als Stamm? Politische Konflikte werden oft auf traditionelle Feindschaften verschiedener Stämme reduziert, was die Wirklichkeit afrikanischer Politik verschleiert. Es gibt also zahlreiche Herausforderungen beim Übersetzen. Meiner Meinung nach kommt es schon darauf an, der sprachlichen Intention des Textes möglichst nahe zu bleiben, wofür dann wiederum der Austausch mit den Autor*innen nötig ist. Neuübersetzungen alter Texte oder Texte von verstorbenen Personen liegen dann mehr in der Hand der/des Übersetzers. In der sprachlichen Gestaltung liegt natürlich unabhängig vom ästhetischen Wert also eine ungeheure Kraft, sie ist aber auch eine Herausforderung, die am besten gemeinschaftlich diskutiert wird, wie es ja seit Jahren der Fall ist.

Sie haben (in einem Interview mit der Leipziger Zeitung) gesagt, das Besondere an Literatur aus afrikanischen Ländern sei die orale Tradition, von der sie abgeleitet ist, die sie auf eine ganz besondere Weise lebendig macht. Die Bewahrung der afrikanischen Mündlichkeit durch ihre Verschriftlichung ist bedeutsam. Unsere Fokussierung auf die orale Tradition, führt diese nicht auch dazu, dass wir – durch unser eurozentristisches, koloniales Zerrbild vom geschichtslosen Afrika ohne Schriftsprachen – zu wenig wahrnehmen und anerkennen, dass es alte afrikanische Schriftsprachen gibt?

Das ist mit Sicherheit so. Aus Gründen wird meist an mündliche Wissensüberlieferung in Afrika gedacht, während der Kenntnisstand und die Forschung zu Verschriftlichung dahinter weit zurückstehen. Es wird erst nach und nach bekannt, wie viele alte Schriftstücke noch erhalten sind, die sowohl im privaten Bereich als auch zu administrativen Zwecken genutzt wurden. Allein in Äthiopien sollen bis zu 250.000 Manuskripte vorhanden sein, die teilweise bis ins 6. Jahrhundert zurückdatieren. Ich habe gelesen, dass auf dem afrikanischen Kontinent mindestens 37 eigenständige Schriften entwickelt wurden, einige davon erst in der Neuzeit, andere schon aufbauend auf ägyptischen Schriften und sumerischen Keilschriften, die schon 5.000 Jahre alt sind. Die meroitischen Schriften aus dem nubischen Reich können heute noch mithilfe der ägyptischen Schriften entziffert werden. In Angola und im Kongo wurden im 17. Jahrhundert Schriften genutzt, die Ähnlichkeiten mit ägyptischen Hieroglyphen aufwiesen. Für die lebendige Vermittlung zeitgenössischer Literaturen bringt dieses Wissen allerdings erst einmal wenig.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Diesen Herbst kommt bei mir die Übersetzung eines tollen Roman des kamerunischen Schriftstellers Max Lobe heraus. In „Confidences“ kehrt der Erzähler aus seiner Wahlheimat Schweiz nach Kamerun zurück und geht in den Wald. Dort trifft er Ma Maliga, eine lebhafte und schelmische Frau, die trotz ihres hohen Alters redselig, großzügig und mit einem verblüffenden Verstand ausgestattet ist. Von ihr erfährt er alles, was sie über die Unabhängigkeitsbewegung in Kamerun und deren Anführer Ruben Um Nyobè weiß. Der Roman ist ihre Erzählung, und beim Erzählen trinkt sie ziemlich viel und füllt auch ihr Gegenüber ab. So erfährt der Leser mit einer Mischung aus leichter Trunkenheit und tiefem Ernst die Geschichte der kamerunischen Unabhängigkeit und eines verborgenen Krieges. „Confidences“ wurde 2017 mit dem Prix Ahmadou Kouruma ausgezeichnet.

In Ihrem Online-Magazin zeigen Sie unter anderem die Perspektiven und Stile junger afrikanischer Autor*innen, geben aber auch Lektüreempfehlungen für Bücher über Afrika. Frau Krützfeld, in Coronazeiten wird viel gelesen, nicht nur in der Quarantäne. Welche drei Bücher empfehlen Sie uns?

Buchcover des Romans 1. „Tram 83“ von Fiston Mwanza Mujila

„Tram 83“ von Fiston Mwanza Mujila, übersetzt aus dem kongolesischen Französisch von Katharina Meyer und Lena Müller

Eine heruntergekommene Großstadt in Afrika, wer hierher kommt, hat ein Ziel: Geld zu machen, egal wie. Das „Tram 83“ ist der einzige Nachtclub der Stadt, ihr pulsierendes Zentrum. Verlierer und Gewinner, Profiteure und Prostituierte, Ex-Kindersoldaten und Studenten, sie alle treffen in dieser Höhle aufeinander, um sich zu vergessen. Hier, an diesem von Kriegen, Korruption und Globalisierung gezeichneten Ort, sehen sich auch zwei ungleiche Freunde wieder: Lucien, der Schriftsteller, findet auf der Flucht vor Erpressung und Zensur Schutz bei Requiem, der sich durch das Leben gaunert. Rhythmisch und rau erzählt Mwanza Mujila ihre Geschichte und komponiert dabei seine Texte wie ein Musiker.

Buchcover des Romans „Sie wäre König“ von Wayétu Moore

„Sie wäre König“ von Wayétu Moore, übersetzt aus dem Englischen von Thomas Brückner und bei mir im akono Verlag erschienen!

Der Debütroman der fantastischen Wayétu Moore ist eine magische Fiktion über die Entstehung der Republik Liberia und Widerstand gegen koloniale Fremdherrschaft und Gewalt.

1831: Im westafrikanischen Lai wird die rothaarige Gbessa von ihrer Dorfgemeinschaft verstoßen, weil sie eine Hexe sein soll. Auf einer Plantage in Virginia muss der junge Sklave June Dey die Flucht antreten, da in ihm eine Kraft steckt, die die Aufseher in Angst und Schrecken versetzt und in den Blue Mountains von Jamaika kann Norman Aragon auf magische Weise den Fängen seines gewalttätigen Vaters entkommen, der ihn für Forschungsexperimente nach Europa schicken will.
Als sich die Wege der drei an der Küste Westafrikas kreuzen, erkennen sie schnell, dass sie verflucht sind – oder einzigartig begabt. Gemeinsam beschützen sie die Schwachen und Verletzlichen inmitten der zunehmenden Spannungen zwischen amerikanischen Siedlern, französischen Sklavenfängern und einheimischen Gruppen in der künftigen Republik Liberia.

Buchcover des Romans 3. „Nachts ist unser Blut schwarz“ von David Diop

„Nachts ist unser Blut schwarz“ von David Diop, übersetzt aus dem Französischen von Andreas Jandl

Alfa Ndiaye kämpft im Ersten Weltkrieg an der Seite der Franzosen gegen die Deutschen – ein „Schokosoldat“ wie die Kameraden ihn nennen. Als Alfas geliebter Kindheitsfreund in seinen Armen verblutet, wird er von Wut und Rache gepackt. Wie ein Wahnsinniger zieht er mit seiner Machete über das Schlachtfeld und kehrt jeden Abend mit einem Gewehr des Feindes samt abgetrennter Hand zurück. Erst bewundern ihn die anderen, dann fürchten sie den Wilden und wenden sich ab. David Diop hinterfragt die Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten und verlagert das Grauen des Krieges ins tiefste Innere.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Antworten und wünsche Ihnen für Ihr Verlagsprogramm weiterhin alles Gute!

Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch. Alles Gute!

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Emmanuel Ikwuegbu on Unsplash

2 Kommentare zu „Wer kennt Gurnah?“

  1. Eva Bös sagt:

    Herzlichen Dank für das Interviewthema und die tollen Fragen!

  2. Michael Fernau sagt:

    Danke, liebe Frau Jahns, für dieses besonders anregungsreiche Interview mit Jona Elisa Krützfeld – die Perspektiven können kaum vielfältiger eröffnet werden!
    Beste Grüße

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  • ISSN 2751-3238