Reihe A
Jeden Tag erleben wir in der Deutschen Nationalbibliothek einen Zugang von über 4.000 physischen Medienwerken. Der Zugang von sämtlichen neuen Medien in der Inhaltserschließung erfolgt täglich und wird im Anschluss von einem/einer Bibliothekar*in an den oder die nächste*n Bibliothekar*in oder Fachreferent*in weitergegeben. Das geschieht heute völlig unspektakulär, war aber vor 1990 ein ganz anderes Procedere.
Einmal in der Woche wurden Bücher aus dem Verlagsbuchhandel der BRD geliefert. Die sogenannte Reihe A. Während damals der Zugang von DDR-Publikationen in der Abteilung Sacherschließung wenig aufsehenerregend ablief, so war doch die wöchentliche Lieferung dieser Bücher ein unverkennbarer Höhepunkt. Die Vergabe an die einzelnen Fachreferent*innen erfolgte im Zimmer des Abteilungsleiters Dr. Höhne. Dort versammelten sich die Kolleg*innen, Dr. Höhne nannte Titel für Titel die vorliegenden Medien und übergab sie anschließend an den oder die zuständige*n Mitarbeiter*in. Im Büro von Dr. Höhne herrschte zu diesem Anlass eine feierliche und freudige Stimmung, weil man den Eingang von schönen Publikationen (besonders Bildbände) erleben konnte. Als junger Bibliothekar konnte ich allerdings nur daran teilnehmen, wenn mein zuständiger Fachreferent nicht im Hause war. Somit war es ein Privileg, an der Runde teilzuhaben. Man konnte förmlich spüren, welche besondere Stellung die Deutsche Bücherei hatte, denn viele dieser Publikationen waren nirgendwo anders in der DDR zu bekommen.
111-Geschichten-Redaktion
Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.