Friedenspreis 2023 an Salman Rushdie
Mit dem Friedenspreis wird der seit Jahrzehnten verfolgte und bedrohte Schriftsteller Salman Rushdie auch für seine Unbeugsamkeit geehrt
Salman Rushdie ist zweifellos einer der bekanntesten verfolgten Schriftsteller unserer Zeit. 1989 hatte der iranische Ajatollah Chomeini eine Fatwa gegen Rushdie ausgesprochen, die zu dessen Tötung aufrief. Rushdies Roman „Die satanischen Verse“ war in den Augen Chomeinis ein blasphemisches Buch, das den Islam beleidige. Rushdie, der damals in England lebte, musste daraufhin zeitweise untertauchen und lebte unter Polizeischutz. Seit inzwischen über dreißig Jahren muss Rushdie um sein Leben fürchten, im Jahr 2022 überlebte er einen Mordanschlag.
Trotz der ständigen Gefahr, in der er lebe, sei Rushdie „nach wie vor einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache – und zwar nicht nur seiner eigenen, sondern auch der von Menschen, deren Ansichten er nicht teilt“, heißt es in der Begründung der Jury.
Für die Redefreiheit auch derer einzustehen, deren Meinungen und Sichtweisen man nicht teilt – und das sogar im Angesicht massiver Todesdrohungen –, ist in Zeiten, in denen immer offener und aggressiver demokratische Grundsätze in Frage gestellt werden, von unschätzbarem Wert. Wir haben uns daher sehr gefreut, dass Rushdie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels eine so wichtige Ehrung zu Teil wird.
Dass das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 in seiner heutigen Form existieren kann, verdanken wir Schriftsteller*innen, die ähnlich unbeugsam waren und sich nach 1945 dafür einsetzten, im Land der Täter*innen eine „Bibliothek der Emigrationsliteratur“ aufzubauen. „Ein Kampfmittel gegen das sich von neuem erfrechende Nazitum“ sah Walter Fabian, Präsident des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller in der Schweiz, in dieser „Bibliothek der Emigrationsliteratur“, aus der später das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 hervorgehen sollte. Diesem aufklärerischen Impuls fühlt sich das Exilarchiv bis heute verpflichtet. Auch der Preisträger des Friedenspreises aus dem Jahr 2012, der im Exil in Deutschland lebende chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, war bereits mehrfach Gast bei uns.
Und so freut es uns auch sehr, dass der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Mike Josef, in seinem Grußwort zur Preisverleihung auf die Arbeit des Exilarchivs in so positiver Weise hinwies: „Die Deutsche Nationalbibliothek hat den Verfolgten der Nazizeit ein Denkmal zum Anfassen, zum Erlesen geschaffen. Im Deutschen Exilarchiv 1933 – 1945 finden Sie Manuskripte und Relikte der Vertreibung des freien Geistes aus Deutschland. Ich kann die Dauerausstellung über das Exil sehr empfehlen.”