Die blühende Bibliothek
… im April: Hanami am Deutschen Platz
Während die Frankfurter Kolleg*innen im März mit der Kamera an der Deutschen Nationalbibliothek bereits allerlei Frühlingsboten entdeckten, gibt es im April am Leipziger Standort auch einiges zu entdecken, darunter eine Besonderheit:
Etwas versteckt und nur für kurze Zeit in ganzer Pracht zu sehen ist hier nämlich ein ganzer Hain mit Japanischen Zierkirschen. Wenn die insgesamt 36 artgleichen Bäume in voller Blüte stehen, ist hier ein bißchen Hanami mitten in Leipzig.
Zwölf mal drei
Die jeweils zwölf in drei Reihen gepflanzten Japanischen Zierkirschen stehen vom Deutschen Platz aus gesehen hinter der Bibliothek und sind von Semmelweis- und Philip-Rosenthal gut zu sehen. An einem sonnigen Frühlingstag leuchten die Blüten beeindruckend im Stadtraum. Steht man direkt davor oder darunter ergibt sich sogar ein besonders Farbspiel aus blauem Himmel und rosa-weißen Blüten, die wunderbar mit dem Bücherturm und dem 4. Erweiterungsbau der Bibliothek kontrastieren.
In den ersten wärmeren Apriltagen beginnt die Japanische Blütenkirsche üppig zu blühen und entfaltet ihre Pracht nur für wenige Tage. Schon heute, Mitte April, ist von der Pracht nur noch etwas zu erahnen. In diesem Jahr hat sie unser Kollege und Leiter des Deutschen Musikarchivs Ruprecht Langer jedoch fotografisch festhalten können (s. Abbildungen).
Die Kirschblüte ist für Japaner*innen schon seit vielen Jahrhunderten der Inbegriff aller Blüten. Ihre Zartheit und der schlichte Duft der Blüten symbolisieren Reinheit und Einfachheit – traditionelle Werte der japanischen Kultur. Verbreitet sind die Bäume in Korea, Japan und einigen chinesischen Provinzen. Ihre Sorten werden in allen gemäßigten Gebieten, z.B. in Europa und Nordamerika, kultiviert. So auch hier in Leipzig.
Verbindung von Alt und Neu
Dabei sind die 36 Zierkirschen auf dem Gelände der Leipziger Bibliothek vergleichsweise jung. Gepflanzt wurden sie 2011 im Zuge der Neugestaltung der Freianlagen rund um den 4. Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek. Mit letzterem entstand ein neuer Hof zwischen Bestands- und Neubau. Ein Baumhain aus Zierkirschen bildet nun die nördliche Raumkante und nimmt damit zugleich die Flucht des Bestandsgebäudes auf. In der Leistungsbeschreibung wurde damals der Anspruch formuliert, die großzügige ruhige Fläche solle die weithin gut sichtbaren Büchertürme (3. Erweiterungsbau) mit dem Neubau zu einem einheitlichen Ensemble verbinden. Das ist gelungen und optisches Kernstück bilden ganz klar die Japanischen Zierkirschen.
Wer im Frühling, Sommer oder auch an kälteren Tagen am Hain entlang läuft, ist auch herzlich eingeladen Platz zu nehmen. Denn unter den Zierkirschen sind drei der markanten geschwungenen Sitzbänke zu finden, die auch auf dem Vorplatz des Neubaus am Deutschen Platz zu allen Jahreszeiten gern zum Sitzen, Ausruhen, Freunde treffen und Seele baumeln lassen genutzt werden. Und nicht nur das: Häufig ist der Ort auch Hotspot für Fotoshootings. Wer es ruhiger mag, sei jederzeit unter den schützenden Baumkronen der Zierkirschen willkommen. Und gern auch, spätestens bei Regen, in der Deutschen Nationalbibliothek.
Christine Hartmann
Christine Hartmann ist verantwortlich für Ausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek.