Meine ersten 100 Tage
Heute vor 100 Tagen habe ich meine Arbeit als Direktor der Deutschen Nationalbibliothek in der schönen Musik- und Kulturstadt Leipzig aufgenommen, wo ich mich äußerst wohl fühle. Ein guter Zeitpunkt also, einen Moment innezuhalten, auf diese erste Phase meiner Einarbeitung zurückzublicken und einige Erlebnisse und Erkenntnisse mit Ihnen zu teilen.
In den ersten Tagen habe ich in einem schnellen Durchlauf die meisten Mitarbeitenden (es waren gerade Sommerferien in Sachsen) am Standort Leipzig kennengelernt. Diese Kennenlernphase habe ich in den folgenden Wochen in Einzelgesprächen mit Abteilungs-, Referats- und Sachgebietsleitungen fortgesetzt, um Einblicke in die Aufgaben, Ziele und Herausforderungen zu bekommen und meinen Kolleg*innen auch die Gelegenheit zu geben, mich persönlich kennenzulernen und mir Fragen zu stellen.
Ich kann berichten, dass ich sehr freundlich aufgenommen wurde und ich in kürzester Zeit viel über die Bibliothek, ihre wertvollen Sammlungen, ihre Prozesse und Technologien – ganz besonders natürlich über ihre Menschen – gelernt habe. Bemerkenswert fand ich dabei von Anfang an die kollegiale Hilfsbereitschaft untereinander und der wertschätzende Umgang miteinander – innerhalb der Generaldirektion, dem Führungsteam sowie in der gesamten Organisation. So macht Arbeit Freude!
Schnell ging es vom Lernen zum Handeln, das ich unter drei Überschriften kurz beleuchten möchte.
Wir stellen uns der Zukunft
In der Ausarbeitung des Strategischen Kompass‘ 2035 konnte ich mich bereits einbringen und an intensiven Diskussionen über die Ziele und Leitlinien, die uns bis dahin begleiten, beteiligen. Die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit sind immens. Es ist spannend zu überlegen, welche organisatorischen und technischen Veränderungen nötig sind, um relevant, resilient und flexibel zu bleiben. Wie in meinem Blog-Interview zum Amtsantritt angesprochen, ist mir hierbei besonders wichtig, die Menschen und Nutzenden in den Mittelpunkt zu stellen und die Dienstleistungen der Bibliothek so gut wie möglich an deren Bedürfnissen auszurichten, um noch mehr Forschende, Studierende und andere interessierte Menschen für unsere Sammlungen und unsere Daten zu begeistern.
Wir bauen für die Zukunft
Die finalen Planungen für den fünften Erweiterungsbau in Leipzig, einem reinen Magazingebäude in dem über 35 Millionen physische Medien auf 213 Kilometern Regalfachböden einen Platz finden werden, habe ich wenige Tage nach meiner Ankunft in Auftrag gegeben und sie nehmen Fahrt auf. Am Standort Leipzig kommen jedes Jahr drei Kilometer neue physische Medien hinzu, sodass wir bisher alle 20 bis 30 Jahre ein neues Gebäude bauen mussten. Die Vorbereitungen für einen Architektenwettbewerb für den fünften Erweiterungsbau, der im Jahr 2024 stattfinden wird, haben ebenso begonnen. Daneben sind seit Oktober kleinere Baumaßnahmen im Geisteswissenschaftlichen Lesesaal und der Medienausleihe im Gründungsbau im Gange, die Verbesserungen in der Benutzung, der Aufenthalts- und Servicequalität sowie energetische Effizienzen bringen werden.
Wir sind (schon heute) eine digitale Bibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek hat stand heute einen Sammlungsumfang von 46 Millionen Medien. Die meisten sind noch analoge Medien, die wir im Original auf Dauer archivieren und bereitstellen. Über 12 Millionen davon sind allerdings native digitale Medien, sogenannte Netzpublikationen. Dieser Anteil wird in kürzester Zeit rasant steigen und das Verhältnis analog zu digital bald umkehren. Dieser enorme digitale Dateneingang kann nur mithilfe von KI sinnvoll erschlossen werden, eine Technologie, die die DNB seit Jahren erfolgreich einsetzt und stetig weiterentwickelt. Ich hatte in den vergangenen Wochen Gespräche mit Kolleg*innen aus verschiedenen Bereichen über mögliche weitere Einsatzgebiete von KI sowie Prozesse und Geschäftsgänge, die im Digitalen und in den organisatorischen Abläufen neu gedacht werden sollen – auch um unsere analogen Bestände so effizient wie möglich zu erschließen, zu lagern und zugänglich zu machen.
Kurzum: ich bin gut angekommen, ich bin dankbar und ich freue mich auf eine weiterhin spannende, herausfordernde und sinnstiftende Arbeit an der Deutschen Nationalbibliothek.
111-Geschichten-Redaktion
Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November 2023 präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.