P-Books & E-Books
Ein Blick auf die Nachhaltigkeit von Medienwerken am Welttag des Buches
Was meinen wir, wenn wir von „Medienwerken“ sprechen?
Der Begriff „Medienwerk“ ist „im Sinne des Gesetzes über die Deutsche Nationalbibliothek eine Darstellung in Schrift, Bild oder Ton, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Körperliche Medienwerke sind Bücher und jegliche andere Werke auf Papier, elektronischen Datenträgern (z. B. CD-ROM) oder anderen physischen Trägern (z. B. Vinyl-Schallplatte). Unkörperliche Medienwerke sind alle Darstellungen in öffentlichen Netzen (z. B. E-Books oder Websites). Diese nennen wir auch Netzpublikationen.“
Anders ausgedrückt umfasst die Bezeichnung „Medienwerk“ einerseits Bücher, Zeitschriften, Karten, DVDs, CDs, Schallplatten etc., die wir in die Hand nehmen können, also Medienwerke zum Anfassen. Und es gibt Medienwerke wie E-Books, Aufsätze oder Websites, die ausschließlich in digitaler Form existieren.
Nachhaltige Aspekte haben beide, physische wie nicht-physische, jedes auf seine Art.
Was meinen wir, wenn wir von „Nachhaltigkeit“ sprechen?
Allgemein bedeutet Nachhaltigkeit ein „Handlungsprinzip bei der Nutzung von Ressourcen. Hierbei soll eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung gewährleistet werden, indem die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme bewahrt wird, vor allem von Lebewesen und Ökosystemen.“
Die Vereinten Nationen haben in ihrer Agenda 2030 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) festgeschrieben, die sie als einen „globalen Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands zum Schutz unseres Planeten“ verstanden haben möchten.
Physische Medienwerke – geliebtes Kulturgut Buch
Bücher in Kodexform sind haptisch erfreulich, nicht nur zum Berühren, Bewundern und vertieften Lesen, sondern hier, im Gutenberg-Land, auch mit einem Blick auf Ästhetik und Handwerk gestaltet … einfach schön. Ihre Fähigkeiten als Textträger haben wir in dem Blogbeitrag Eine ziemlich perfekte Erfindung zum Welttag des Buches 2023 beschrieben.

Nachhaltig sind sie grundsätzlich auch, da sie aus natürlichen, nachwachsenden Materialien gewonnen werden (aus pflanzlichen Stoffen wie Holz oder Papyrus, verarbeiteten Textilien wie Hadern, aber auch aus tierischen wie Pergament). Papier, Papyrus oder Pergament werden zu Seiten; Pappe, Gewebe und Leder sind Grundlage für den Einband; Faden und Kleber für die Heftung; Stoff oder Seide für das Lesebändchen. Pergament konnte im heutigen Wortsinn auch recycelt werden, indem man die Tinte abschabte und das Pergament neu beschrieb. Und sollten Bücher (leider) einmal zerfleddert oder unwiederbringlich zerstört sein, gehen sie im besten Fall wieder in den Kreislauf der Natur ein.
Nichtphysische Medienwerke – cooler Textträger E-Book
Die Nachhaltigkeit digitaler Medienwerke schaut etwas anders aus als die ihrer buchförmigen Ahnen. Dank ihrer Flexibilität und Mobilität helfen sie sogar dabei, Bücher und andere physische Medienwerke zu schützen und zu bewahren.

Zwar benötigen E-Books oder Webseiten ebenfalls eine Form von Trägermedium: sowohl Hardware wie einen Computerbildschirm, Tablet oder Handy als auch eine Software, die das Medienwerk zugänglich macht. Doch man kann mit ihnen den physischen Platz einsparen, den Bücher und andere, mitunter voluminösere Medienwerke benötigen, indem man auf kleinstem digitalen Raum riesige Mengen von Daten speichern und abrufen kann. Ein physisches Medienwerk wie die Gutenberg-Bibel des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig kann man auf digitalem Weg einsehen, ohne deswegen nach Moskau reisen zu müssen, wo sie seit 1945 lagert. Dadurch wird die kostbare Inkunabel geschont und in vielen Fällen reicht Forschenden wie Bibliophilen die Betrachtung des digitalisierten Werkes aus.
Das Wunderbare an Büchern …
Das Wunderbare an E-Books ist, dass sie so perfekt dem entsprechen, was das viel zitierte arabische Sprichwort „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt“ sagt. Hierbei kann man den Garten ruhig wörtlich nehmen, denn, so wie im Garten Pflanzen in unendlicher Vielfalt wachsen, kann ein E-Book-Reader riesige Textmengen in einem Gerät speichern, die man transportarm und praktisch mit auf Reisen nimmt und dabei nie einsam in Sinne von ohne Literatur ist.
Das Wunderbare an gedruckten Büchern ist: sie sind nachhaltige Geschenke. Krimi liebende Bibliothekar*innen verschenken zum Geburtstag den neusten Cormoran Strike-Roman und junge Freundinnen die Drachen-Trilogie von Rebecca Yarros. Oder nachhaltige Weltliteratur, wenn eine Oma ihrer Enkelin eine Sammlung von Märchen aus aller Welt schenkt oder ein Neffe höflich die Werkausgabe von Jack London aus der Hand der Tante entgegennimmt – um sie vielleicht erst Jahre oder Jahrzehnte später zu lesen. Der englische Literaturwissenschaftler und Nature Writer Robert MacFarlane schreibt in seinem Essay The Gifts of Reading: „Da ich über die Jahre so viele bemerkenswerte Bücher geschenkt bekam, vergebe ich nun meinerseits so viele Bücher wie möglich. Geburtstage, Weihnachten – ich schenke Bücher, und wirklich nur Bücher […]. Ein-, zweimal pro Jahr lade ich meine Studenten in mein Büro ein und lasse jede*n zwei oder drei Bücher von einigen Dutzend Büchern, die ich auf dem Boden aufgetürmt habe aussuchen: das Vergnügen, das ihnen das Aussuchen bereitet und das Erstaunen darüber, dass sie nichts kosten, erinnert mich dann immer daran, wie kostbar Bücher für mich waren, als ich ein Student war.“
Bibliotheken – historisch nachhaltig
In der Deutschen Nationalbibliothek betrachten wir Nachhaltigkeit als eine Haltung aller Beschäftigten: „Als zentrale Archivbibliothek Deutschlands erfüllen wir genuin einen nachhaltigen Auftrag. Darüber hinaus richtet die Deutsche Nationalbibliothek ihre Zielsetzungen, Arbeitsweisen und Angebote immer stärker nachhaltig aus – ökologisch, ökonomisch und sozial.“
Dazu gehört auch der Blick in die Verlagswelt und darauf, was sich dort in Sachen Umweltschutz und Nutzung natürlicher Materialien tut, zum Beispiel für die Papierverwendung. Eine noch junge Erfindung sind kompostierbare Bücher, die aus einer reichlich vorhandenen Ressource wie Gras hergestellt werden und ein bisschen wie grüner Tee riechen. Dazu gibt es Lesebändchen aus Baumwolle, Biofarben für Illustrationen und wasserbasierte Klebstoffe für die Bindung. Bibliotheken sind nachhaltig – sie vermitteln nicht nur schlichte Information, sondern Wissen, fördern nicht nur Informationskompetenz, sondern auch Bildung und sind dritte Orte, lange, bevor der Begriff überhaupt erfunden war. Sie sind Orte der Begegnung und bewahren das Wissen der Welt. Seit Jahrtausenden.
