Star Trek, Senckenberg und Superhelden
Körperschaften und Konferenzen in der GND
Beim Thema Körperschaften und Konferenzen ist sich die Bibliothekswelt wie selten einig: sie sind Respekt einflößende Spezialgebiete der Gemeinsamen Normdatei, GND!
Beginnen wir mit ersteren: Eine Körperschaft ist eine Organisation oder Gruppe von Personen und/oder Organisationen, die einen bestimmten Namen führt und die als Einheit handelt oder handeln kann. Typische Beispiele für Körperschaften sind Verbände, Institutionen, Firmen, gemeinnützige Unternehmen, Regierungen und Regierungsstellen, religiöse Gruppen, lokale Kirchengemeinden. Körperschaften sind geradezu notorisch anspruchsvoll zu bearbeiten, denn sie entwickeln oft ein kapriziöses Eigenleben. So ändern sie im Laufe der Zeit gerne, und auch mehrfach, ihre Namen, lösen sich auf, um sich wieder zu reaktivieren oder sie splitten sich munter und gehen neue Verbindungen mit anderen Körperschaften ein.
Wenn eine Körperschaft ein Buch oder ein anderes Medienwerk herausgibt oder selbst Thema eines Buches ist, wird ein Datensatz für sie angelegt. Die Veröffentlichungen verlinkt man mit diesem Datensatz und macht sie damit im Bibliotheksportal leicht auffindbar. Suchen also Benutzer*innen z.B. eine Publikation über die Daimler AG, finden sie einen entsprechenden Körperschaftsdatensatz. Hier erfahren sie auch gleich, dass sich die Daimler AG am Ende des Jahres 2021 in die Mercedes-Benz AG und Daimler Truck AG aufgeteilt hat. Und in dem verknüpften Titel fragt sich der Autor Willi Diez, ob das nun das Ende von Daimler ist.
Bibliothekar*innen unterscheiden einerseits Organe von Gebietskörperschaften wie dem Auswärtigen Amt, der Division of Library Archives and Public Records von Arizona oder der Human Rights Commission des US-Bundesstaates Alaska und andererseits eine Gruppe von Personen, die als Einheit handelt, wie der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main, dem Leipziger Geschichtsverein oder dem Kaninchenzuchtverein Höheinöd.
Magisches in dieser Welt
Wenn im Bibliothekswesen Magisches real wird, kann es sein, dass eine Körperschaft wie die Internationale Vereinigung der Zauberkünstler in Frankfurt am Main oder der Magische Zirkel von Deutschland die Zauberstäbe schwingt. Oder es geht um eine Bibliothek. Denn dass Bibliotheken eine besondere Art von Magie haben, wissen wir hier in der DNB natürlich. Dieser Zauber funkelt in allen Bibliotheks-Körperschaften, in der weltweit größten, der Library of Congress in Washington, ebenso wie in einer ehrwürdig-universitären wie der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main sowie in einer ganz speziellen wie der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar. Besonders magisch umwebt ist eine Bibliothek in Ägypten, die von dem Diadochenkönig Ptolemaios I. Soter erbaut, im Wandel der Zeiten zweimal zerstört und 2000 Jahre später neu errichtet wurde: die sagenumwobene Bibliothek von Alexandria und die heutige Maktabat al-Iskandarīya oder Alexandrina.
Magisches, nicht von dieser Welt
Neben den real existierenden Körperschaften, die sich mit Bezauberndem beschäftigen, gibt es auch fiktive Körperschaften wie die Guardians of the Galaxy und die Fantastic Four, die in Outer Space nach dem Rechten sehen. Und trifft auf der Erde der Wunsch nach Gerechtigkeit nicht auf die Wirklichkeit, erfindet man eben eine Gesellschaft wie die Justice League of America, in deren Auftrag Superhelden wie Batman, Superman, andere -men (und als Quotenfrau Wonder Woman), Gotham City oder gleich die ganze Welt retten.
Dass sich sogar die Vernunft bisweilen in ein erfundenes Mäntelchen kleidet, beweist die Societät zur Beförderung der Praktisch-Reinen Vernunftmoral, die es (leider?) nicht gibt. Ebenfalls wunderlich erscheint das Museum für Werdende Kunst in Kassel, das definitiv fiktiv ist, oder noch im Werden begriffen. Und auch niedliche Körperschaften gibt es, wie die Mainzelmännchen und der Pfadfinderverein Fähnlein Fieselschweif in Entenhausen, in dessen Auftrag Donald Ducks Neffen Tick, Trick und Track durch Entenhausen streifen.
Tanzende Kongresse
Wenden wir uns nun den Konferenzen zu: Unter einer Konferenzschrift verstehen wir eine Veröffentlichung, die die Beiträge und/oder Ergebnisse einer Tagung, eines Kongresses, Arbeitstreffens, Symposiums, einer Ausstellung oder Expedition, Sportwettkämpfe oder einer sonstigen Zusammenkunft von Experten, Freunden oder Interessierten zusammenträgt.
Wenn sich die Internationale Konferenz of Moving Thoughts in Leipzig in einem Bericht mit dem Denkprozess während des Tanzens beschäftigt, die Internationale Konferenz Humor in Warna über die grenzüberschreitenden Spielarten dieses kulturellen Phänomens lacht und die Criminale 2022 in Iserlohn literarische Verbrechen begeht und auch gleich aufklärt, sind die Datensätze dieser Konferenzen mit denen ihrer Arbeitsergebnisse in Buchform oder anderer Medien verlinkt. So können auch Bibliotheksnutzer*in und Bibliothekar*innen mitdenken, -lachen und -rätseln.
Space and ice – the final frontiers?
Interessant ist, wie viele, und ganz unterschiedliche, Konferenzen es zum Thema Weltall gibt. Ob bei der NASA Center for Intelligent Robotic Systems for Space Exploration oder der Veranstaltung Neue Welten – Star Trek als humanistische Utopie? in Nürnberg, dem Online-Symposion IAA Symposium on the Search for Extraterrestrial Intelligence – the Next Steps oder das eher praktisch ausgerichtete Seminar Star Trek für Auslandseinsätze – weiß ein* Nutzer*in den genauen Titel der Konferenzschriften nicht, kann er/sie getrost unter der Konferenz suchen, mit der die Titel der Veröffentlichungen verlinkt sind und auf diesem Weg zum Ziel gelangen.
Begibt man sich im Bibliotheksportal auf die Spuren einer Expedition, findet man ebenso Spannendes, allerdings geht es hier oft unterkühlt bis frostig zu. Die GND-Datensätze erzählen uns zum Beispiel vom Goldenen Zeitalter der Antarktiserforschung (Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920 Jahre) und dem Wettrennen der Polarforscher Robert Falcon Scott und Roald Amundsen um das erstmalige Erreichen des geografischen Südpols im Jahr 1911. Amundsen gewann und Scott verlor, nicht nur den Wettbewerb, sondern leider auch sein Leben. Auch andere tragische Ereignisse sind in der GND verewigt, wie Ernest H. Shackeltons Imperial Trans-Antarctic Expedition, die mit dem Schiff Endurance versuchte, über den Südpol hinweg den antarktischen Kontinent zu überqueren und dabei das Schiff im Weddellmeer verlor. Ob Enterprise oder Endurance – die Faszination der Kälte ist ungebrochen, ob im Weltraum oder im ewigen Eis. Die GND verzeichnet auch heutige Expeditionen wie die MOSAiC Expedition, die mit einem multidiziplinären Driftobservatorium das Arktisklima untersuchte. Und Shackeltons verloren geglaubtes Schiff Endurance machte 2022 seinem Namen alle Ehre und sorgte für ein kleines Wunder, als es sich modernen Arktisforschern in 3008 m Meerestiefe in optimal konserviertem Zustand und cool aufrecht stehend zeigte.