Tag der Archive 2024

1. März 2024
von Marc Wurich

Alle zwei Jahre findet bundesweit der TAG DER ARCHIVE statt. Initiator ist der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA). Am 2. und 3. März 2024 ist es wieder soweit. Archiv- und Sammlungseinrichtungen verschiedenster Sparten präsentieren in unterschiedlichen Formaten und mit vielfältigen Angeboten ihre Arbeit und Bestände einer breiten Öffentlichkeit. Erstmals fand der TAG DER ARCHIVE im Jahr 2001 statt. Seit 2006 wird der Aktionstag unter ein bestimmtes Motto gestellt, das in diesem Jahr „Essen und Trinken“ lautet.

Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 (DEA) wurde vor 75 Jahren an der Deutschen Nationalbibliothek (damals noch Deutsche Bibliothek, Frankfurt am Main) gegründet. Der Sammlungsschwerpunkt lag auf der während der Jahre der NS-Diktatur im Ausland erschienenen Publikationen exilierter Autor*innen – also überwiegend auf Werken die im nationalsozialistischen Deutschland nicht erscheinen konnten bzw. nicht erscheinen durften. Als Sammlung Exilliteratur firmierte der aufzubauende Bestand fortan als eigene Abteilung innerhalb der Bibliothek. Durch die Aufnahme zahlreicher persönlicher Nachlässe und institutioneller Archive wurde aus der einstmaligen „Bibliothek der Emigrationsliteratur“ im Laufe der Jahrzehnte das Deutsche Exilarchiv mit einer umfangreichen Sammlung an Publikationen und Nachlässen von Exilierten. Auf Anfrage und nach persönlicher Terminvereinbarung kann jede und jeder Interessierte die Bestände im Lesesaal des Exilarchivs im Sockelgeschoss der DNB in Frankfurt einsehen (weiterführende Informationen hier).

Um die seltenen Bücher und einzigartigen Archivalien vor Schäden und Verlust zu schützen, sind – wie in jedem Archiv – einige Regeln zu beachten, die in der Benutzungsordnung der DNB festgelegt sind. Unter § 4 Allgemeine Pflichten und Haftung werden einige Dos and Dont‘s aufgeführt. So ist z.B. die Mitnahme von Mänteln und Rucksäcken in den Lesesaal untersagt, ebenso das Rauchen oder das Mitführen von Tieren (Ausnahme Blindenhunde) – und selbstverständlich ist auch das Essen und Trinken im Nutzungsbereich strengstens verboten. In Absatz 6 heißt es: „Lebensmittel und Getränke sowie andere Utensilien, die geeignet sind, Bibliotheksgut zu beschädigen, dürfen nicht in die Lesesäle mitgenommen werden. Essen und Trinken sind nur in den dafür vorgesehenen Räumen gestattet.“

Das bedeutet aber keineswegs, dass Essen und Trinken im Archiv gänzlich außen vor ist. In den Beständen kann man durchaus fündig werden. Naheliegend für eine Bibliothek (wenn auf den ersten Blick auch nicht unbedingt für ein Archiv der Exilerfahrungen) sind Kochbücher und Zeitschriften mit Rezeptideen. Das diese auch im DEA-Bestand vorhanden sind, belegt u.a. die kleine Publikation „Was soll ich kochen? Rezepte aus dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945“ von 2020:

In der Einleitung schreibt Archivleiterin Dr. Sylvia Asmus, die titelgebende Frage erlange im Exil mitunter „eine grundlegende Bedeutung, die nicht nur darauf zielt, Schmackhaftes zur Nahrungsaufnahme zuzubereiten. Kochen ist ein Element der Kultur. Bestimmte Speisen, die Zutaten, die Art des Zubereitens, Gerüche, Geschmack – all dies sind Teile unserer kulturellen Identität. Im Exil kann das Kochen Sicherheit bieten, Erinnerungen wachhalten, es kann Nähe, aber auch Distanz zum Herkunfts- und Aufnahmeland verstärken.“

„Hülle eines 1933 verspeisten Sahnebonbons“ aus dem Teilnachlass von Hubertus Prinz zu Löwenstein, EB 86/002.

Und so finden sich in der Sammlung des Exilarchivs Kochbücher, Rezeptsammlungen, Anzeigen von deutschen Bäckereien und Restaurant, die ihre Dienste im Exil fortsetzten, oder Bonbonpapiere, die in einer Jackentasche das Exil überdauerten. Auch ein CARE-Paket, mit dem Oscar und Maria Wiesengrund, die Eltern von Theodor W. Adorno, Nahrungsmittel aus den USA an ihre Familie in Deutschland schickten, ist Teil der Sammlung.

Spuren der Nahrungsaufnahme haben sich als Marmeladen- und Kaffeeflecken in die Sammlung des Archivs eingeschrieben. Sie lassen uns die Produktions- bzw. Rezeptionssituation der so befleckten Dokumente erahnen – entstanden natürlich lange bevor die Dokumente Eingang ins Archiv gefunden haben.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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