Von Hogwarts nach Hongkong und ins Hessenland …

8. März 2022
von Elke Jost-Zell und Ricarda Schmidt

Eine Reise zu den Geografika in der Gemeinsamen Normdatei GND

Geografika, ein unbekanntes Land?

Geografika in der GND
Ein Blick in die Landschaft der Geografika in der Gemeinsamen Normdatei GND
Grafik: Elke Jost-Zell, Deutsche Nationalbibliothek, CC-BY-SA 3.0 DE

Das Datennetz der Gemeinsamen Normdatei, GND, umspannt nicht nur Personen, Körperschaften, Konferenzen, Werktitel und Schlagwörter, sondern auch Orte. Bibliothekar*innen nennen die geografischen Datensätze „Geografika“ oder kurz und knackig „Geos“. Geografika werden gebraucht, damit Bibliotheksnutzer*innen einen Bildband über New York, der den fruchtigen Titel „Big Apple“ trägt, im Bibliothekskatalog nicht nur unter dem Buchtitel, sondern auch unter der Stadt New York finden. Ebenso kann man eine Person mit den geografischen Stationen ihres Lebens oder eine Körperschaft mit dem Ort ihres Sitzes verlinken.

So sind die Archäologen Howard Carter und George Herbert, Earl of Carnarvon, nicht nur mit den Geburts- und Sterbeorten Kensington, London und Kairo verbunden, sondern auch mit Luxor. Dort, im Tal der Könige, gruben sie vor 100 Jahren das Jahrtausende alte Grab des ägyptischen Pharao Tutanchamun aus. Das Ägyptische Museum, al-Matḥaf al-Miṣrī, in dem die Schätze des Pharaos seitdem aufbewahrt sind, ist mit dem Geografikum seines Sitzes in Kairo verknüpft.

Ein auf andere Weise beschaulicher Ort ist der See Walden im amerikanischen Massachusetts, mit dessen Geo-Datensatz sowohl der Naturschriftsteller Henry David Thoreau verlinkt ist als auch die sogenannte Thoreau-Hütte, in der er 1854 sein berühmtes Buch „Walden“ schrieb.

Fiktiv oder real?

In der GND finden sich nicht nur reale Orte wie die Metropolstadt Hongkong, das ukrainische Naturschutzgebiet Askanija-Nowa, der Kontinent Australien, die Sandwüste Kalahari, der Planet Mars, die Antarktis, das erdgeschichtliche Tethysmeer und liebenswerte Örtchen wie Knüllwald und Linsengericht-Eidengesäss. Auch imaginäre Schauplätze und Fantasiewelten sind als Geo-Normdaten fest verortet. Wer möchte, kann in den Datensätzen mit einem Hobbit und 13 Zwergen zu einer unerwarteten Reise durch Mittelerde aufbrechen, auf einer Queste König Arthurs Nebelinsel Avalon suchen, zu Donald Duck nach Entenhausen watscheln, in der magischen Schule Hogwarts das Zaubern lernen und mit Bücherlindwürmern und Buchlingen in den Gewölben Zamoniens nach dem Orm in der Normdatenbank suchen. Ein wahres Schlaraffenland geschriebener und erträumter Länder – für das Schlaraffenland haben wir natürlich ebenfalls einen eigenen Datensatz!

Zweiter Stern rechts …

Ein besonders cooler Bestandteil, der in mehr als 62000 Geografika-Datensätzen zu finden ist, sind Geo-Koordinaten (Mittelpunkt- und Randkoordinaten). Die Koordinatenanreicherung ist noch im Aufbau. Dank der Koordinaten und eines Ländercodes findet man schnell heraus, an welchem Punkt der Erde sich das Geografikum befindet. Dies ist hilfreich bei einem Ortsnamen wie Alexandria, den es in Ägypten und Makedonien gibt, aber auch in den USA, Schottland, Australien, Kanada, Rumänien und wo auch immer ein bedeutender Alexander sein Zelt aufschlug und eine Stadt gründete. Ganz ohne GPS, App und Navi verhindern die Geodaten ein Verirren in der Normdatenbank und geben uns eine viel präzisere Standortbestimmung als beispielsweise der Schriftsteller J.M. Barrie, wenn er mit „Zweiter Stern rechts und geradeaus bis zum Morgen“ eher luftig den Weg ins Nimmerland beschreibt, wo man Peter Pan treffen und ewig jung sein darf.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:Grafik: Elke Jost-Zell, Deutsche Nationalbibliothek, CC-BY-SA 3.0 DE

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  • ISSN 2751-3238