Wir feiern 50 Millionen URNs!
Vor kurzem wurde die 50 Millionste URN bei der Deutschen Nationalbibliothek registriert – für uns ein Grund, diesen Meilenstein zu feiern! Doch worum geht es dabei eigentlich genau?
Persistent Identifier und die URN
„URN“ ist eine Abkürzung und steht für „Uniform Resource Name“ – es handelt sich dabei um einen sogenannten Persistent Identifier (PI oder auch PID). Neben URN gibt es zahlreiche weitere PIDs wie bspw. DOIs oder auch ORCIDs. Unterschiedliche PIDs erfüllen dabei auch unterschiedliche Zwecke: so werden sie häufig genutzt, um digitale Inhalte wie elektronische Publikationen, Präsentationen, Forschungsdaten, Bilder und Ähnliches eindeutig zu identifizieren. Sie können aber bspw. auch für Personen oder Institutionen genutzt werden.
Ein Persistenter Identifier dient der eindeutigen Identifikation und soll zudem sicherstellen, dass der Zugriff auf die mit ihm verbundenen digitalen Objekte oder Informationen dauerhaft gewährleistet ist, so dass eine zitierte URN auch mittel- und langfristig noch aufgerufen werden kann. Dafür werden Informationen darüber gespeichert, wo das entsprechende Objekt zu finden ist – im Fall des URN-Services handelt es sich dabei um eine oder mehrere URLs, über die das Objekt über einen Webbrowser aufgerufen werden kann. Außerdem müssen die referenzierten Objekte langzeitarchiviert werden – eine Aufgabe, die sich die DNB mit ihren URN-Partnern teilt (Institutionen, die unseren Service nutzen, um URNs selbst zu vergeben, die Objekte aber bei sich speichern).
Wir übernehmen diese Aufgabe für die von uns gesammelten elektronischen Publikationen, die als Pflichtabgabeexemplare eintreffen. Auf diese Art kann eine URN immer bestehen bleiben und zum Ziel führen, auch wenn sich zukünftig der Speicherort und damit die URL des Objektes ändern sollte. Eine PID ist allerdings nicht allein durch ihre Struktur und ihr einmaliges Anlegen auch persistent – hierfür braucht es eine Basis an Pflege und Betreuung.
Die Vergabe von URNs für das deutsche Publikations- und Verlagswesen durch die DNB stellt auch gerade durch ihren zentralen Charakter für die deutsche Bibliothekswelt einen erheblichen Mehrwert dar: Metadaten werden zwischen den Bibliotheken in Deutschland, aber auch international, in großem Maß ausgetauscht und an lokale Gegebenheiten und Exemplare angepasst. Ändern sich nun bei einem URN-Partner die zu den URNs gespeicherten URLs (bspw. durch Änderungen an der technischen Infrastruktur), so müssen diese nicht direkt in den Katalogen aller einzelnen Bibliotheken geändert werden, sondern lediglich einmal zentral beim URN-Service. Damit unterstützt unser URN-Service die bibliothekarische Infrastruktur in Deutschland und stellt eine große Erleichterung für einzelne Bibliotheken dar.
URNs begegnen in deutschen Bibliothekskatalogen dabei auf verschiedene Art und Weise. In der DNB werden sie, wie im oberen Bild dargestellt, im Feld „Persistent Identifier“ angezeigt und noch einmal extra als URN ausgewiesen (Abb. 1). Andere Kataloge zeigen die URN ebenfalls in einem extra Feld an, welches allerdings anders benannt sein kann (Abb. 2). Diese Felder werden auch genutzt, um weitere PIDs anzuzeigen. Es können auch mehrere und unterschiedliche PIDs in diesen Felder erscheinen, die dann meist untereinander dargestellt werden. Auch gibt es Kataloge, die die URN gar nicht direkt einblenden, sondern diese nur als Zugriffslink nutzen, so dass sie hinter einem Button wie in Abb. 3 liegt und nicht direkt sichtbar ist. Da URNs außerdem auch für Digitalisate vergeben werden, können Sie auch bei digitalen Abbildungen von bspw. Urkunden oder historischen Handschriften begegnen (Abb. 4). Natürlich gibt es neben diesen Beispielen noch zahlreiche weitere.
Eine URN aus den Namensräumen urn:nbn:de sowie urn:nbn:ch kann über unseren Resolver aufgelöst werden. Hier hat man die Wahl entweder eine Liste aller zu der URN hinterlegten URLs angezeigt zu bekommen oder direkt zum entsprechenden digitalen Objekt zu springen: https://nbn-resolving.org/. Verknüpft man die URL des Resolvers mit der konkreten URN (https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:xyz-123456789) wird die URN operabel und führt als Link direkt auf die bezeichnete Ressource.
Die Geschichte der URN an der DNB
In Zusammenarbeit mit den Universitäten und Universitätsbibliotheken stellten wir uns Ende der 1990 Jahre in einer Reihe von Projekten den verschiedenen Aspekten des digitalen Publizierens. Eine der zentralen Fragen, die es zu lösen galt, war, wie diese digitalen Publikationen und ihre Inhalte nicht nur langfristig archiviert werden, sondern trotz der Flüchtigkeit des Internet auch dauerhaft zugreifbar halten konnten. So suchten wir nach einem geeigneten Persistent Identifier für uns als Nationalbibliothek.
Wir wählten nach sorgsamer Abwägung das URN-System. Im Rahmen von CENL (The Conference of European National Librarians) wurde ein eigenen Namensraum speziell orientiert an den Bedürfnissen der Nationalbibliotheken eingerichtet. urn:nbn:de war geschaffen. Im September 2001 registrierten wir dann zunächst auf Projektbasis erste eigene PIDs. Online-Dissertationen waren die ersten digitalen Publikationen, die wir systematisch sammelten und so waren das auch die ersten Objekte für die die ersten URNs an der DNB registriert wurden. Das Angebot wurde direkt gut angenommen und viele Universitätsbibliotheken beteiligten sich bereits von Anfang an als Partnerinnen, so dass innerhalb von nur neun Monaten bereits ca. 1500 URNs vergeben wurden. Das Projekt machte schnell die große Nachfrage nach einem solchen Dienst deutlich.
Im Projekt EPICUR wurde der URN-Service der DNB dann fachlich und technisch weiter ausgebaut und schließlich als dauerhaftes Angebot in unser Service-Portfolio übernommen. Die Vergabe von urn:nbn:de wurden auf alle Arten von Online-Publikationen ausgeweitet, so dass neben Online-Dissertationen und Hochschulschriften natürlich auch E-Boooks, Zeitschriften, Lehr- und Lernmaterialien, Kongressschriften sowie Digitalisate, Musikdateien und Webseiten eine URN erhalten können. Neben den Publikationen, die wir selbst aufgrund unseres Auftrages sammeln, wird der Service außerdem auch den URN-Partnern (bspw. Bibliotheken, Forschungsinstitute oder Verlage) kostenlos zur Nutzung angeboten. Diese können so selbst URNs registrieren und ihre eigenen Online-Publikationen und Digitalisate entsprechend dauerhaft zitierfähig gestalten.
Die Zukunft des URN-Services
Man könnte meinen, dass der Großteil der Arbeit mit der Entstehung eines solchen Angebotes einmal geleistet sei, doch erfordert ein solcher Dienst permanente Betreuung und Entwicklung. Die Ansprüche an den URN-Service sind hoch: das Auflösen und Registrieren von URNs sollen möglichst ohne Unterbrechung rund um die Uhr möglich sein, es muss gewährleistet werden, dass die URNs eindeutig sind und auf die richtige Online-Publikation verweisen; das System im Hintergrund muss zudem passend geschützt und einem möglichst aktuellen Stand der Technik entsprechen. Sollte doch einmal etwas schiefgehen, muss sichergestellt sein, dass Probleme schnellstmöglich erkannt und behoben werden und der Dienst wieder läuft. Dazu kommt das „Alltagsgeschäft“ aus Anfragen, Betreuung und Unterstützung der URN-Partner, bspw. bei der Nutzung der Schnittstellen zu Registrierung und Pflege der URNs. All dies erfordert dauerhaft Ressourcen, die idealerweise die Verfügbarkeit des URN-Services bis in alle Ewigkeit sicherstellen. Aufgrund ihrer gesetzlichen Verankerung als Nationalbibliothek bietet die DNB hierfür optimale Voraussetzungen.
Momentan wird daher die technische Infrastruktur des URN-Services modernisiert und an zusätzlichen Support-Angeboten für die URN-Partner gearbeitet. Außerdem verbessern wir die User-Experience unserer webbasierten Zugänge, so dass das Verwalten eigener URNs für unsere Partner in Zukunft noch intuitiver wird. Auch verändert sich das Feld um PIDs weiterhin: Neue PIDs kommen hinzu, Nutzungen ändern sich, neue Bedarfe entstehen. Die Entwicklungen im gesamten Bereich der PIDs werden daher auch bei uns verfolgt und, wo sinnvoll und möglich, nehmen wir aktiv an diesen teil, wie bspw. durch unsere Beteiligung an der Task & Finish Group „Risks and trust in pursuit of a well functioning Persistent Identifier infrastructure for research“ des europäischen Verbundes Knowledge Exchange oder auch im Kontext des Aufbaus einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Wir beteiligen uns an diesen Entwicklungen um unsere jahrelange Expertise auf dem Gebiet persistenter Identifier zur Verfügung zu stellen und die Zukunftsfähigkeit unserer Angebote sicherzustellen.
Der URN-Service wird von einem kleinen Team aus Kolleginnen aus den Abteilungen Informationsinfrastruktur und Digitale Dienste betreut. Bei der Modernisierung arbeiten wir zusammen mit Kollegen aus dem Bereich It-Architektur und Entwicklung.
Wir freuen uns auf die nächsten 50 Millionen URNs!
Einen herzlichen Glückwunsch auch von mir zur 50-millionsten URN! Es freut mich, dass es dem URN-Service gut geht und er seinen Platz in der PID-Welt gefunden hat. Viele Grüße an das ganze URN-Team aus Bonn!
Liebes URN-Team,
herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg!
Als ich vor ein paar Jahren noch dabei war, waren wir erst bei um die 20 Million.
Freut mich sehr, dass ihr so gut vorangekommen seid!
Herzlichen Glückwunsch auch von meiner Seite! Ich freue mich sehr darüber, dass der URN Service nach wie vor so erfolgreich ist 🙂
Herzlichen Glückwunsch! Wahrlich ein Grund zum Feiern und ein spanndender Einblick in das Thema.