Und jedem Umzug wohnt ein Zauber inne…

12. Oktober 2023
von Ute Schwens

Im Gegensatz zum Leipziger Haus der Deutschen Nationalbibliothek ist die heutige Adresse des Frankfurter Standorts bereits die dritte in der Stadt am Main.

Eine kleine Geschichte der Umzüge der früheren Deutschen Bibliothek.

Immer mal wieder findet man Spuren im Bestand der Deutschen Nationalbibliothek, die auf die Vergangenheit der Häuser entweder in Frankfurt oder Leipzig hinweisen, siehe auch den Blogbeitrag von Eva Bös zu den Anfängen der Deutschen Bibliothek in Frankfurt (Spuren im Bestand – blog.dnb.de).
Aber im Gegensatz zum Leipziger Haus, das seine baulichen Erweiterungen immer am ursprünglichen Standort am Deutschen Platz 1 realisieren kann, stößt man in Frankfurt über alte Postsachen im Archiv häufig auf die unterschiedlichsten Adressen:

  • Untermainkai 15
  • Zeppelinallee 4-8
  • Adickesallee 1

Was hat es mit diesen Adressen auf sich?

Hellbrauner A4 Briefumschlag. Posstempel oben rechts: (16) Darmstadt 2, 29.7.1958. Empfänger: Deutsche Bibliothek Untermainkai 14 (handschriftlich) Frankfurt/Main (Stempel) Unten links: Runder Stempel mit Bundesadler und Randbeschriftung: Posttechnisches Zentralamt. Darunter steht in Druckschrift: Postsache Posttechnisches Zentralamt (16) Darmstadt 2
Foto (1958): DNB

Gegründet wird die damalige Deutsche Bibliothek im November 1946, initiiert von dem Verleger Kurt Georg Schauer, dem Buchhändler Heinrich Cobet und dem Direktor der Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek (StUB) Hanns Wilhelm Eppelsheimer. Drei Mitarbeiterinnen der Stadt- und Universitätsbibliothek werden abgestellt und nehmen im Tabakzimmer der ehemaligen Rothschildschen Bibliothek am Untermainkai 15, die der ausgebombten StUB als Unterkunft dient, ihre Arbeit auf. Diese Aktivitäten werden von den Landesvertretern des Buchhandels in der amerikanischen Zone sowie von der Stadt Frankfurt am Main unterstützt und von der amerikanischen Militärregierung gebilligt. 1947 wird die Deutsche Bibliothek juristisch eine Einrichtung des Börsenvereins, der Vertrag dazu wird zwischen der Stadt Frankfurt, den Alliierten und dem Börsenverein geschlossen. Im Bestand befinden sich 14.000 Medieneinheiten.

1952 wird die Trägerschaft der Deutschen Bibliothek auf vier Körperschaften erweitert. Sie wird eine Stiftung des öffentlichen Rechts nach hessischem Stiftungsrecht mit den Stiftern Land Hessen und Stadt Frankfurt am Main und den weiteren Beteiligten Bundesrepublik Deutschland und Börsenverein des deutschen Buchhandels (damals Börsenverein Deutscher Verleger- und Buchhändlerverbände). Und es wird langsam eng im Untermainkai 15 …

… daher findet 1959 der Umzug mit ca. 480.000 Medien in den Neubau an der Zeppelinallee 4-8 statt. Zehn Jahre später wird die Deutsche Bibliothek eine rechtsfähige bundesunmittelbare Anstalt des öffentlichen Rechts, deren Arbeit durch das ‚Gesetz über die Deutsche Bibliothek‘ bestimmt wird. Das Gesetz legt im Übrigen auch die Gründung des Deutschen Musikarchivs (DMA) in Berlin ab 1.1.1970 fest – die Adresse Gärtnerstraße 25-32, 12207 Berlin beherbergt bis 2011 die Abteilung DMA der Deutschen Bibliothek.
An das ursprüngliche zweistöckige Gebäude in Frankfurt werden im Laufe der nächsten 25 Jahre aufgrund des stark steigenden Zugangs immer wieder Erweiterungen angebaut, ein 18-stöckiger Magazinturm und ein 8-stöckiges Verwaltungsgebäude.

Ende der 70er Jahre sind die Platzkapazitäten in der Zeppelinallee endgültig erschöpft, erhebliche Teile des Bestands befinden sich bereits in Ausweichmagazinen in anderen Stadtteilen. Aber es dauert noch bis 1996/1997 bis Die Deutsche Bibliothek (dieser Name war im Einigungsvertrag bei der Zusammenlegung von Deutscher Bücherei Leipzig, Deutscher Bibliothek Frankfurt und Deutschem Musikarchiv Berlin entstanden) mit ihrem Frankfurter Standort an die heutige Adresse Adickesallee 1 zieht – mit damals etwa 15 Millionen Medieneinheiten. Alle Außenmagazine und die Bestände der Zeppelinallee können in den unterirdischen Magazingeschossen zusammengeführt werden, nach damaliger und heutiger Berechnung reicht der Platz bis ca. 2050 – eine planerische Meisterleistung!

Aktuell umfasst der analoge und digitale Bestand der Deutschen Nationalbibliothek (2006 wurde der Sammelauftrag Der Deutschen Bibliothek auf die sog. Netzpublikationen erweitert und der Name noch einmal geändert) insgesamt knapp 48 Millionen Einheiten, davon in Frankfurt rund 14 Millionen analoge und 13 Millionen digitale. Einen erneuten Umzug wünschen wir uns so schnell nicht …

111-Geschichten-Redaktion

Zum 111. Jubiläum haben wir, die Beschäftigten der Deutschen Nationalbibliothek, in Erinnerungen und Archiven gestöbert. Von März bis November präsentieren wir hier 111 Geschichten aus der Deutschen Nationalbibliothek.

*Nachweis Beitragsbild auf der Startseite:DNB

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  • ISSN 2751-3238